Als Zdravko und Zoran Mamić am 15. Juli aus der Haft entlassen wurden, eilten sie direkt aus dem Gefängnis ins Maksimir Stadion in Zagreb. Dort spielte gerade Dinamo in der Champions-League-Qualifikation gegen CS Fola Esch aus Luxemburg. Die Bad Blue Boys, die mächtige Fanvereinigung von Dinamo, verließ beim Erscheinen der Brüder das Stadion und boykottiert seitdem wieder die Spiele des kroatischen Serienmeisters. Die Champions-League-Kampagne von Dinamo Zagreb verläuft bislang also ziemlich bizarr.
Zdravko Mamić, 56, Präsident von Dinamo sowie Vizepräsident und Exekutivdirektor im kroatischen Fußballverband (HNS), und sein Bruder Zoran, 43, Trainer und Sportdirektor von Dinamo, sind die mächtigsten Männer des kroatischen Fußballs. Viele Fans in Kroatien werfen ihnen schon lange Veruntreuung von Vereinsgeldern, Bereicherung, Steuerhinterziehung und andere kriminelle Machenschaften vor - seit Anfang Juli tut das auch die Staatsanwaltschaft.
Es geht insgesamt offenbar um rund 15 Millionen Euro, die die Mamićs vor allem bei Transfers von Dinamo-Stars wie Luca Modrić oder Dejan Lovren ins Ausland veruntreut beziehungsweise an den Steuerbehörden vorbeigelenkt haben sollen. Modrić, mittlerweile bei Real Madrid, wurde dazu bereits vernommen.
Auch ein Beamter der Steuerbehörde wurde verhaftet. Außerdem laufen Ermittlungen gegen Damir Vrbanović, den Generaldirektor des HNS. Vrbanović, der ebenso als eine Marionette von Zdravko Mamić gilt wie HNS-Präsident Davor Šuker, ist aber wie die Mamićs gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Einen Termin für ein Gerichtsverfahren gibt es noch nicht. Zdravko Mamić, der ältere der beiden Brüder, gilt als bestens vernetzt bis in die höchsten Kreise der kroatischen Justiz.
All das überschattet den Auftritt von Dinamo Zagreb an diesem Dienstag im Gruppenspiel der Champions League beim FC Bayern. Die Rückkehr der Mamić- Brüder aus dem Gefängnis auf die Trainerbank beziehungsweise den Präsidentensitz ist ein Rückschlag für diejenigen, die nach deren Verhaftung die Hoffnung auf Erneuerung im skandalumtosten kroatischen Fußball hegten.