Testspiel:FC Bayern spielt gegen die Auswahl des Emirs

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Steht für Selfies und als prominenter Testspielpartner des KAS Eupen zur Verfügung: Bayern-Profi Franck Ribéry bei einer Trainingseinheit in Katar. (Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Der FC Bayern bestreitet sein erstes Testspiel im neuen Jahr gegen die KAS Eupen.
  • Der belgische Erstligist gilt als eine Art fußballerische Außenstelle von Katar.
  • Die Kleinstadt interessiert auch Scouts aus der Bundesliga.

Von Christopher Gerards, Eupen

Der Linksaußen Henry Onyekuru hat es inzwischen zu einiger Berühmtheit gebracht. Nach Lage der Dinge gibt es zwei Gründe dafür, und es ist nicht ganz klar, welcher der bessere ist. Einerseits kann der Nigerianer Onyekuru, 19, darauf verweisen, dass er in der belgischen Liga für die KAS Eupen zehn Tore geschossen hat und sechs vorbereitet, zudem gingen jüngst ein paar schöne Dribblings von ihm um die Welt. Andererseits ging auch ein Video von Onyekuru um die Welt beziehungsweise durchs Sportfernsehen, und das zeigte ihn bei einer Schwalbe, mit der er sich vor keinem Möller verstecken braucht, erst recht nicht vor einem Werner.

Apropos Timo Werner: RB Leipzig soll sich angeblich schon bei Onyekuru gemeldet haben, genauso angeblich wie ZSKA Moskau, die TSG Hoffenheim oder Fenerbahce Istanbul.

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Die Kleinstadt hat sich zum Treffpunkt der Scouts entwickelt

Die Kleinstadt Eupen in Ostbelgien verfügt über zwei Marktplätze und einige sehr seriöse Kneipen, aber die heißeste Attraktion der Stadt sind gerade ihre Fußballer. Eupen geht mittlerweile als beliebtes Ziel für Tagesausflüge durch, und überproportional häufig kommt die Berufsgruppe der Scouts vorbei, um Menschen wie Onyekuru beim Fußballspielen zuzusehen. An diesem Dienstag (16 Uhr) werden sich sogar ein paar hohe Herren des FC Bayern diese Spieler namens Onyekuru, Diallo und Ocansey ansehen. Allerdings fahren sie dafür nicht nach Ostbelgien. Der FC Bayern bestreitet gegen Eupen sein erstes Testspiel im neuen Jahr, und er bestreitet dieses Spiel an einem Ort, an dem die KAS Eupen quasi zum Inventar gehört: in der Aspire Academy in Doha, Katar.

"Wir haben einen ganz normalen Fußballverein hier" - diesen Satz hat Eupens Generaldirektor Christoph Henkel vor einigen Wochen in einem Interview gesagt. Aber wenn man ehrlich ist, geht Eupen als vieles durch - aber normal? Viereinhalb Jahre ist es jetzt her, dass die Aspire Zone Foundation, eine Stiftung des Emirs, den seinerzeit verschuldeten Klub übernahm. Seitdem haben die Katarer ihn zu einer Art Fußballlabor in Europa umgebaut, zu einem sehr unklassischen klassischen Ausbildungsverein.

Jedes Jahr sichtet Aspire Hunderttausende Jugendliche, vor allem in afrikanischen Ländern. Die besten von ihnen kommen in eine Akademie im Senegal, wo sie fünf Jahre trainiert werden. Warum Aspire dieses Scouting betreibt, ist nicht ganz klar. Von einem humanitären Projekt reden sie selbst; andere spekulieren, dass Katar mit Blick auf die WM 2022 einige der Spieler einbürgern könnte (was Aspire dementiert) - oder über das Projekt ein paar Schlagzeilen machen möchte, die nicht davon handeln, dass Menschenrechtsorganisationen das Land anprangern für die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen. Einige der besten Spieler aus dem Scouting-Programm wechseln jedenfalls schließlich nach Eupen - zu dem Klub, der im Sommer in die erste Liga aufstieg, derzeit 13. ist und im Pokal-Halbfinale steht.

Ein Eupener Profi trainierte schon mit Messi

Sechs, sieben Profis, die von Aspire ausgebildet wurden, spielen in dieser Saison regelmäßig von Anfang an. Sie sind zwischen 18 und 22 Jahre alt und kommen zum Beispiel aus Mali, Nigeria, einer auch aus Katar. Daneben laufen erfahrene Spieler auf wie der siebenmalige spanische Nationalspieler Luis Garcia oder der frühere Aachener Kapitän Peter Hackenberg. "Unser Ziel ist nicht, einen Spieler fünf Jahre zu halten", sagt Eupens Klubchef Andreas Bleicher, "das Ideale ist, dass ein Spieler nach zwei, drei Jahren von hier geht." In Eupen sollen sich die Spieler weiterentwickeln, das schon. Aber irgendwann hat man auch nichts dagegen, wenn sich ein anderer Klub für sie interessiert.

Aber noch müssen sie warten auf einen Profi, der sich als hübsche Referenz für die Klub-PR eignet. Manche der früheren Spieler bereichern inzwischen die Kader von lettischen und norwegischen Klubs. Von Katari Akram Afif raunen sie noch heute in Eupen: 20, schnell im Antritt, mit einer stattlichen Technik gesegnet. Afif war der Spieler, auf den man in Eupen stolz war und es ein wenig noch ist. Im Sommer wechselte er zum spanischen Erstligisten Gijon - nach 17 Spieltagen kommt er jedoch nur auf ein Spiel von Anfang an und vier Einwechslungen. Defensivspieler Diawandou Diagne wechselte 2014 in die B-Elf des FC Barcelona. Er kann jetzt Geschichten davon erzählen, wie es ist, mit Lionel Messi zu trainieren. Allerdings erzählt er die Geschichten in Eupen - wohin ihn Barcelona nach einem Jahr wieder verliehen hat.

© SZ vom 10.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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