FC Bayern in der Einzelkritik:Sané reüssiert per Außenristdreher

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Der Offensivmann unterstreicht seine seit Wochen starke Form. Joshua Kimmich wässert den Rasen und Noussair Mazraoui duelliert sich mit einem, der "marschiert wie ein Salzmann". Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Sven Ulreich

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Es muss Manuel Neuers Schulter wirklich nicht gut gehen, denn sonst hätte der Kapitän sich das Bundesliga-Spitzenspiel garantiert nicht entgehen lassen. So kam Ulreich zu seinem dritten Saisoneinsatz, den er sich gegen diese doch so überraschend starken Freiburger bestimmt stressiger vorgestellt hat. Fünf Tore vorne, kein Tor hinten - insgesamt ruhige Vertretungsstunde.

Noussair Mazraoui

(Foto: Christof Stache/AFP)

Hat garantiert noch keinen Gegenspieler wie Christian Günter erlebt, der auf der Außenbahn "marschiert wie ein Salzmann", um mal seinen Trainer Christian Streich frei zu zitieren. Nach gut 25 Minuten entwischte die badische Lokomotive Mazraoui - brachte seinen Pass aber nicht zum Stürmer in der Mitte. Günter lief auch noch weiter, als seine Mannschaft längst hoch zurücklag. Mazraoui wird sich freuen, wenn er wieder Kontrahenten mit weniger Arbeitsmoral hat.

Dayot Upamecano

(Foto: Christof Stache/AFP)

Arbeitet gegen sein Image als wackliger Verteidiger, in dem er nun schon mehrere Spiele als stabiler Verteidiger absolvierte. Betreibt seit Wochen erfolgreiche Eigen-PR.

Matthijs de Ligt

(Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Blockte früh mit einer Grätsche den sehr schnellen Kevin Schade und verhinderte so, dass Ehrenpräsident Uli Hoeneß sich auf der Tribüne aufregt und möglicherweise wieder schimpft ("Peinlich!"). Agierte danach so robust, wie sich Amnesty International für Menschenrechte einsetzt.

Alphonso Davies

(Foto: Sascha Walther/Imago)

Zeigte dem sehr schnellen Schade kurz vor der Halbzeit, dass er noch ein bisschen schneller ist und checkte ihn unter dem Jubel der Zuschauer an der Seitenlinie, bevor es zu einer mutmaßlichen Großchance kam. Vergab selbst die erste große Gelegenheit des Spiels, als er nach sechs Minuten frei verzog. Dennoch munterer Auftritt - scheint sich vom Bellingham-Tritt in Dortmund gut erholt zu haben.

Joshua Kimmich

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Hat sich vielleicht ein wenig gewundert, warum die sonst so giftigen Freiburger ausgerechnet ihm zuweilen nicht so giftig auf den Füßen standen. Nutzte seine überraschenden Freiräume, um zwei Tore in der ersten Halbzeit zu initiieren. Hatte danach noch Zeit, den Rasen zu wässern (Foto).

Leon Goretzka

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Erlaubte sich nach zwei auffälligen Spielen mal wieder ein eher unauffälliges Spiel. Wird er angesichts des Ergebnisses verkraften können.

Leroy Sané

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Scheiterte aus kurzer Distanz an der Schulter von Freiburg-Torwart Mark Flekken und schien sich schon sicher zu sein, dass alle Müh vergebens war, ehe Gnabry den Abpraller verwertete (siehe dort). Reüssierte dann mit einem sehr netten Außenristdreher, der zur Vorlage für Choupo-Motings Tor wurde - ihm gelingen gerade viele dieser Kreiselkunststücke. Was ihm auch noch gelingt? Fernschussknaller wie bei seinem Tor zum 3:0 (Foto). Kurz: Es klappt seit Wochen insgesamt einiges bei ihm.

Sadio Mané

(Foto: Lukas Barth/Reuters)

Wenn in einem Spiel alles klappt, dann klappen auch Heber-Tore von Stürmern auf Form- und Positionssuche. Wobei: Ist Mané noch auf Formsuche? Verglichen mit der Form von Leroy Sané? Ja. Verglichen mit der Form von normalen Formsuchenden? Nein. Traf jedenfalls mit einem seeeeehr gefühlvollen Lupfer zum 4:0 (Foto) und kommt nun auf neun Pflichtspieltore in 16 Einsätzen. Und auch das mit der Positionssuche ist wohl vorbei - er scheint seinen Platz auf der linken Ribéry-Seite gefunden zu haben.

Serge Gnabry

(Foto: Eduard Martin/Imago)

War vor dem Spiel noch vor Mané die Sorgenstelle Nummer eins im Bayern-Kader. Er wollte einfach nicht treffen, manchmal fiel er gar nicht auf. Aus seiner Sicht also gut, dass er direkt mit einem Treffer auffiel - und so oft hat er in seiner Karriere nicht per Distanzkopfball nach Torwart-Abpraller getroffen. Verpasste es nach schöner Choupo-Moting-Vorlage in der zweiten Halbzeit durch einen Schuss an den Pfosten, ein zweites Mal seinen Rühr-Jubel zu zeigen. Durfte bis zum Ende auf dem Platz bleiben, sich austoben und sein definitiv stärkstes Saisonspiel zeigen.

Eric Maxim Choupo-Moting

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Vor Kurzem, als der FC Bayern noch in der Krise war, da hieß es in einem Medienbericht, in der Kabine werde getuschelt, warum Julian Nagelsmann immer Eric Maxim Choupo-Moting einwechsele und nicht den jungen, dynamischen Mathys Tel. Ob das Getuschel so wirklich stattgefunden hat, das weiß man nicht - aber falls ja, wird es nach diesem Spiel stumm bleiben. Choupo-Moting zeigte eine Halbzeit gegen alle Zweifler. Er war an der Entstehung des 1:0 beteiligt, köpfte die gefährlichen Freiburger Ecken selbst aus dem eigenen Strafraum, zeigte, dass er technisch filigraner ist, als es seine Körpergröße von 1,91 Meter vermuten lässt - und das 2:0 schoss er selbst, indem er den Nationalverteidiger Matthias Ginter aussteigen ließ. Hat hier jemand einen Neuner gesucht?

Einwechselspieler

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Natürlich bitter aus Sicht des Gegners, wenn man einen Jamal Musiala von der Bank bringen kann. Die Nachwirkungen seiner Corona-Infektion erlaubten wohl keinen Startelf-Einsatz, allerdings deutete Musialas Sprint über den halben Platz kurz nach Dienstbeginn durchaus auf solide Fitness hin. Außerdem kamen noch Mathys Tel, Benjamin Pavard, Josip Stanisic und Marcel Sabitzer - der auch noch ein Tor schoss.

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