FC Bayern:"Wie eine Power-Saison"

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Bayern-Trainer Hansi Flick. (Foto: dpa)

Bayern-Trainer Hansi Flick glaubt, dass schöner Fußball allein im Saisonfinale nicht reicht. Vor dem Duell bei Union Berlin blickt er auch zurück auf Taktik-Besprechungen in der Zeit des Cyber-Trainings.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Nach mehr als zwei Monaten ohne Bundesliga-Fußball kommt Hansi Flick am Freitagmittag wieder zu einer Spieltags-Pressekonferenz, er muss eigentlich nichts sagen, es ist auch so gleich klar, wie viel sich verändert hat. Der Trainer des FC Bayern setzt sich alleine auf das Podium, wo sonst der Pressesprecher neben ihm sitzt. Im Pressestüberl vor ihm hat kein Journalist Platz genommen, Flick sieht sie nur per Video. Außerdem trägt er eine Maske in einem kräftigen Dunkelrot, er nimmt sie erst ab, als er sich gesetzt hat, darunter kommt ein gepflegter Bartschatten zum Vorschein, aber das hat nun wirklich nichts mit der Pause zu tun. Den Bart trägt Flick auch sonst gerne. Gleich am Anfang aber sagt er: "Für uns alle ist das ungewohnt."

Flicks Bayern werden das vorletzte Geisterspiel am Wochenende spielen, am Sonntag (18 Uhr) bei Union Berlin, es ist eine neue Normalität, zu der sich der Trainer "nach bestem Wissen und Gewissen" verhält. Flick sagt daher auch ein paar übergeordnete Sachen, zum Beispiel, dass "die ganze Welt" auf Deutschland schaue, einmal spricht er davon, dass "mehr als 200 Länder" einschalten würden. Er weiß, welche Bedeutung diese Rückkehr in eine Art von neuem Alltag hat, für die Liga, auch für die Politik. Für Flick hat dieser ersten Geisterspieltag aber auch die persönliche Bedeutung, dass er prüfen kann, wie erfolgreich er in den vergangenen außergewöhnlichen Wochen als Fußballlehrer gearbeitet hat.

Im Mannschaftstraining hatte Flick das Gefühl, dass sich das Team "wieder relativ schnell eingespielt" habe

Die ersten Tage im März, erzählt er, seien "schon schwierig" gewesen. Flick verabredete sich mit seinen Spielern zum sogenannten Cyber-Training, doch dabei ging es nur um die Fitness, nicht aber um taktische Tüfteleien. Er habe dann per Video-Call auch taktische Elemente besprochen, mit Szenen für alle Spieler, und diese mussten ihm dann am Telefon berichten, "wie sie die Situation interpretieren und analysieren". Flick, der nicht dazu neigt, sich selbst größer zu machen, sagt: "Das war eine ganz gute Idee." In der vergangenen Woche, in der auch Mannschaftstraining wieder erlaubt war, habe er dann das Gefühl gehabt, dass sich das Team "wieder relativ schnell eingespielt" habe. Er hofft daher, dass die Spieler seine Vorgaben "genau so umsetzen, wie sie sie vor der Pause umgesetzt haben", in jenen Wochen also, in denen sich der FC Bayern als Tabellenführer einen Vier-Punkte-Vorsprung herausgespielt hat.

Dass die fehlende Zuschauerkulisse und somit möglicherweise auch eine fehlende Emotionalität seiner spielstarken Mannschaft entgegenkommen könnte, darauf will sich Flick nicht verlassen. Union zum Beispiel erwartet er "aggressiv, mit einer enormen Körperlichkeit", und da müssten seine feinfüßigen Spieler schon "auch dagegenhalten". Überhaupt sieht er den Rest der Saison "wie ein kleines Turnier, wie eine Power-Saison". Der Trainer sagt: "Nur allein mit schönem Fußballspielen wird man diese neun Spiele nicht so beenden können, wie wir das wollen." Doch was es wirklich braucht, um Meister zu werden, das wird auch Hansi Flick erst am Sonntagabend genauer wissen.

© SZ vom 16.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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