FC Bayern München:Das Ziel: Haaland stoppen

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Oft ein bisschen zu spät: Dayot Upamecano im Auftaktspiel gegen Gladbachs Lars Stindl. (Foto: Uwe Kraft/Imago)

Der Fokus des FC Bayern liegt im Supercup-Duell mit Dortmund auf der Verteidigung - zuletzt die Problemstelle der Münchner und vor allem gegen den formstarken BVB-Stürmer wichtig.

Von Sebastian Fischer, München

Gerd Müller hätte natürlich auch im Supercup getroffen, wenn er gekonnt hätte. Es wäre ihm egal gewesen, dass manche den Pokal, den es zu Beginn jeder Saison im Duell zwischen Meister und DFB-Pokalsieger zu gewinnen gibt, für überflüssig halten oder nur ein "Titelchen" nennen. Müller, auch das zeichnete ihn aus, war sich in keinem noch so kleinen Spiel für kein noch so vermeintlich kleines Tor zu schade. Nur so lässt sich eine der vielen grandiosen Statistiken seiner Karriere verstehen: 566 Tore schoss er in 607 Pflichtspielen für den FC Bayern. In insgesamt 998 Spielen waren es 1251 Tore.

Im Supercup hat Müller nur deshalb nie getroffen, weil der erst nach Müllers Laufbahn erfunden wurde, im Jahr 1987. Der Supercup 2021 wird also der erste, in dem es um ihn geht. Um das Gedenken an ihn.

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Bevor Julian Nagelsmann am Montag über das anstehende Spiel sprach, über die Notwendigkeit seines ersten Sieges als Trainer des FC Bayern, ging es noch mal um den Tag zuvor, an dem der Klub nach der Nachricht von Müllers Tod nach langer Alzheimerkrankheit "stillgestanden" hatte, das war die Formulierung in der Vereinsmitteilung gewesen. "Gerd wird in ewiger Erinnerung behalten werden", sagte Nagelsmann: "Er hat extrem viele begeisternde Spiele abgeliefert, extrem viele wichtige, schöne und spektakuläre Tore erzielt." Erst danach sprach er über das Spiel - und unter anderem über jene Stürmer, die dann für spektakuläre Tore zuständig sein sollen.

Erling Haaland zu verteidigen dürfte gerade zu den anspruchsvollsten Aufgaben im Fußball gehören

Der Supercup, das war in den vergangenen neun Ausführungen siebenmal eine Partie zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Und Spiele zwischen Bayern und Dortmund wiederum, die sind in ihrer Zuspitzung in den vergangenen Jahren oft die Duelle zwischen den Torjägern Robert Lewandowski und Erling Haaland. Beide haben am ersten Spieltag schon ihre Form bewiesen, Lewandowski mit einem Treffer beim 1:1 in Mönchengladbach, Haaland sogar mit zwei Toren und drei Vorlagen beim 5:2 gegen Frankfurt.

Dortmunds Angreifer zu verteidigen dürfte gerade zu den anspruchsvollsten Aufgaben überhaupt gehören. Eng stehen, sofort ins Gegenpressing gehen, das sei nötig, um Haaland und den BVB zu stoppen, zählte Nagelsmann auf. Ob die Münchner Defensive dem schon gerecht werden kann, das dürfte die Frage des Abends werden.

Nagelsmann hat am Montag sehr gelassen reagiert auf die Nachfrage zu seiner bisherigen, sieglosen Bilanz als Bayern-Trainer. Man müsse "ein bisschen die Kirche im Dorf lassen", sagte er: Bei den vier Vorbereitungsspielen, von denen drei verloren gingen, habe es sich nun mal um Tests gehandelt, bei denen überwiegend die Nationalspieler noch fehlten. Die Vorbereitung war auf viel beschriebene Weise kurz und deshalb kompliziert. Andererseits gab Nagelsmann zu, so ein langes Warten auf den ersten Erfolg bislang noch bei keinem seiner vorherigen Klubs erfahren zu haben. "Wir versuchen alle, endlich zu gewinnen", sagte er. Und dass dafür das Verteidigen möglichst verbessert werden sollte, daran hatte er schon nach dem 1:1 im Eröffnungsspiel keinen Zweifel gelassen.

Nagelsmann verteidigt Upamecano - und verweist auf dessen Alter

Gegen Gladbach waren es oft Fehler im Spielaufbau, die Gegenangriffe einleiteten; im Fall des Gegentors war es ein Ballverlust von Linksverteidiger Alphonso Davies im Dribbling, den die Gladbacher zum schnellen Konter gegen eine unsortierte Münchner Verteidigung nutzten. Dass Abwehrspieler Dayot Upamecano, der in seinem ersten Pflichtspiel für den FC Bayern kurz vor Schluss in zwei ungestümen Zweikämpfen mit Angreifer Marcus Thuram jeweils einen Strafstoß riskierte, besonders schwach gewesen wäre, dieser Deutung widersprach Nagelsmann allerdings. "Das war für mich zu hart", sagte er. Upamecano, das werde vielleicht manchmal vergessen, sei mit fast 23 auch immer noch ein junger Spieler, müsse sich noch mit den Kollegen einspielen und an Rhythmus gewinnen.

Dafür allerdings, für das Einspielen und Rhythmus gewinnen, ist in diesem Sommer nun mal besonders wenig Zeit. Wie schnell die Ungeduld wachsen kann rund um einem Verein wie den FC Bayern, das ist auch für den mit 34 immer noch jungen Trainer Nagelsmann eine im Vergleich mit seinen vorherigen Stationen Leipzig und Hoffenheim neue Situation. Allzu weitreichende Deutungen, was den Supercup angeht, wollte er jedenfalls vorsorglich verhindern. "Das Spiel hat schon eine Bedeutung, weil es einfach um einen Titel geht", sagte er, aber: "Das hat jetzt keine Aussagekraft, wie die ganze Saison verläuft."

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