Bayern in der Einzelkritik:Die Abwehr verliert die Orientierung

Lesezeit: 3 min

(Foto: BENJAMIN WESTHOFF/REUTERS)

Die Bayern-Verteidigung beginnt spät zu wackeln, Serge Gnabry ist weiterhin in der Formkrise - und Jamal Musiala ist auch in Dortmund Bayerns entscheidender Offensivspieler. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer

Manuel Neuer

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Von einem gebürtigen Gelsenkirchener erwartet man in einem Spiel in Dortmund ja durchaus Provokantes, aber als früh in der Partie auf dem Platz mal hitzig gestritten wurde, lief Neuer an den Diskutanten vorbei und holte den Ball. Genauso konzentriert hielt er die ganze Partie über - bis zur vermeintlich entscheidenden Chance, in der er vor Anthony Modeste saß und der BVB-Angreifer scheiterte. Aber als Modeste in der Nachspielzeit dann doch noch traf, lag Neuer mit dem Ball im Netz.

Benjamin Pavard

(Foto: Neundorf/Kirchner-Media/Imago)

Hatte als Rechtsverteidiger viel zu tun, denn die für Geschwindigkeit in der Offensive berüchtigten Dortmunder versuchten es zunächst meistens über die linke Seite. Pavard stellte oder warf sich den Angriffen aber oft schon entgegen, bevor sie gefährlich werden konnten. Verteidigte in der letzten halben Stunde dann sogar auf seiner Wunschposition in der Mitte. Doch mit der Innenverteidigung aus ihm und Dayot Upamecano verloren die Münchner am Ende zwei Punkte.

Dayot Upamecano

(Foto: Martin Meissner/AP)

Machte sehr lange sehr viel richtig. Konzentrierte sich aufs Verteidigen und brachte dabei mal mit Athletik, mal mit Akrobatik oft noch einen Fuß dazwischen, wenn es Dortmund in die gefährliche Zone schaffte. Aber in der Schlussphase, in der der BVB nach und nach mehr auf den Ausgleich drängte, gab auch er dem Team keine Sicherheit.

Matthijs de Ligt

(Foto: Martin Meissner/AP)

Sah früh die gelbe Karte, vielleicht deshalb im Anschluss nicht ganz so oft im Infight zu sehen wie Upamecano, dafür aber nicht weniger souverän. Allerdings nach einer Stunde wegen einer Verletzung ausgewechselt - und vielleicht war das verhängnisvoll.

Alphonso Davies

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Begann das Spiel mit einem Fehlpass ins Aus, und es ging ähnlich weiter: Wenn er auf der linken Seite Platz für Offensivaktionen hatte, gelang ihm selten Zielführendes. Kurz vor der Pause ging es dann aber nicht mehr um seine Leistung, sondern um seine Gesundheit: Davies wurde von Bellingham mit dem Fuß im Gesicht getroffen - und ausgewechselt.

Marcel Sabitzer

(Foto: David Inderlied/dpa)

Spielte ein paar Fehlpässe, was als zentraler Aufbauspieler selten eine gute Idee ist. Verlieh dem Spiel damit nicht unbedingt Ruhe. Wurde aber vielleicht auch deshalb bereits zur Halbzeit für Kimmich ausgewechselt, weil er schon in der zweiten Minute die gelbe Karte gesehen hatte.

Leon Goretzka

(Foto: Martin Meissner/AP)

Was der ehemalige Schalker Neuer nicht machte, das machte der ehemalige Schalker Goretzka umso mehr: diskutierte, rannte, rempelte. Er war zwischen den Strafräumen ständig unterwegs, wie das seine Art ist - und war mit seinem Treffer zum 1:0 dann endgültig der auffälligste Münchner auf dem Platz. Jedenfalls so lange, wie es nach einem Münchner Sieg aussah.

Leroy Sané

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Spielt im Angriff weniger gern auf der rechten Seite, und zu Beginn schien es eine Partie zu werden, in der man das merkt. War dann aber da, als es auf ihn ankam und er vor dem Strafraum genug Platz hatte, um zum 2:0 aufs Tor zu schießen.

Jamal Musiala

(Foto: Martin Meissner/AP)

Es ist kaum mehr zu übersehen, wie wichtig der 19-Jährige für den FC Bayern ist, auch in den wichtigsten Spielen wie diesem. Einmal, in der ersten Halbzeit, hatte er durch eine seiner typischen, mit dem ersten Kontakt in Spielrichtung gelenkten Ballannahmen Platz in der eigenen Hälfte - und schon initiierte er einen Angriff, mit dem die Münchner in Dortmunds Strafraum kamen. Bereitete beide Tore vor. Verpasste allerdings in guter Abschlussposition, das 3:0 zu erzielen.

Sadio Mané

(Foto: Teresa Kroeger/Nordphoto/Imago)

Ähnlich wie Sané in der ersten Halbzeit zunächst eher verhalten, dann allerdings mit einem Pass mit der Hacke entscheidend am 1:0 beteiligt. Vielleicht liegt es auch an dem großen Tamtam, mit dem die Bayern ihn im Sommer als Zugang vorgestellt haben, aber: So ganz wie der Spieler, der in dieser Saison den Unterschied ausmacht, wirkt er weiterhin nicht. In der zweiten Hälfte war er auch als vorderste Spitze selten zu sehen.

Serge Gnabry

Borussia Dortmund gegen Bayern München, das ist auch Puma gegen Adidas. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Noch viel seltener sah man in der ersten Hälfte allerdings Serge Gnabry, und damit war der Nationalspieler der Münchner, der am Samstag am meisten an die Phase mit vier Spielen ohne Sieg in der Bundesliga erinnerte. Gnabry wurde einmal gefoult und stand einmal im Abseits - das waren seine Offensiv-Aktionen, die in die Statistik eingingen.

Einwechselspieler

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Dass Julian Nagelsmann zur Pause dreimal wechselt, kommt selten vor, aber es war plausibel: Josip Stanisic kam für den verletzten Davies, Joshua Kimmich für den schwachen und gelb-belasteten Sabitzer, Kingsley Coman für den schwachen Gnabry. Zunächst machte sich vor allem die Einwechslung Kimmichs bemerkbar, er ist schließlich immer der Chef, wenn er auf dem Platz steht. Stanisic konnte dem schnellen Adeyemi selten folgen, was seinen Teil zur turbulenten Schlussphase beitrug. Coman fiel erst auf, als er kurz vor Schluss nach einem taktischen Foul Gelb-Rot sah - auch das mit spielentscheidend. Noussair Mazraoui, für de Ligt eingewechselt, komplettierte die uneingespielte Bayern-Viererkette und war beim Ausgleichstor genauso orientierungslos wie der Rest der Abwehr. Weniger entscheidend: Eric Maxim Choupo-Moting, der für Sadio Mané kam.

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