Bayern-Basketballer schlagen Ulm:Mit Dreiern gepiesackt

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Die Bayern-Basketballer wahren ihren Heimnimbus: Im letzten Viertel drehen sie das Spiel gegen den Tabellenzweiten aus Ulm und gewinnen 87:83. Dank vieler Dreier entscheiden die Münchner die Schlussphase für sich. Nun stehen die entscheidenden Spiele um die Playoffs an - dafür müssen die Bayern ihre chronische Auswärtsschwäche überwinden.

Joachim Mölter

In den letzten fünf Minuten hielt es niemanden mehr auf den Sitzplätzen, außer vielleicht Bastian Schweinsteiger, den am Sprunggelenk verletzten Fußball-Profi des FC Bayern. Schweinsteiger soll seinen lädierten Fuß zur Schonung hochlegen, aber er hat bei den Heimspielen der Basketball-Mannschaft seines Vereins sowieso einen Stammplatz in der ersten Reihe, direkt am Spielfeldrand, und damit die beste Sicht aufs Geschehen. Doch neben und hinter Schweinsteiger standen alle 6700 Zuschauer, darunter die 450 aus Ulm, welche dafür gesorgt hatten, dass die Münchner Halle erstmals auch unter der Woche ausverkauft war. Immerhin gab es eine "fast bayerische Rivalität" zu sehen, wie Bayern-Coach Dirk Bauermann gesagt hatte.

Je`Kel Foster (rechts) erzielte 19 seiner 22 Punkte im letzten Viertel und drehte damit das Spiel der Bayern gegen Ulm. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Aber die Rivalität zwischen München und Ulm allein hätte natürlich niemanden von den Sitzen gerissen, es lag schon in erster Linie an einem weiteren aufregenden Spiel, das die Bayern-Basketballer zu Hause geboten hatten und das bis in die letzten Sekunden hinein spannend geblieben war. Mit 87:83 (34:42) bezwangen sie den Tabellenzweiten aus Ulm und wahrten damit ihren Heimnimbus. Zu verdanken hatten sie den Erfolg in erster Linie Je'Kel Foster, der im letzten Viertel mächtig aufdrehte, 19 seiner insgesamt 22 Punkte in dieser Phase erzielte - und in den letzten fünf Minuten mit elf Punkten in Serie fast allein den zwischenzeitlichen Rückstand wettmachte.

Für den FC Bayern, den ambitionierten Aufsteiger, war es ja um mehr gegangen als nur um Prestige. Die Münchner klammern sich gerade an den achten und letzten Playoff-Platz, die Teilnahme an der K.o.-Runde ist das Mindestziel, und es schien in Gefahr zu geraten. Ein Heimsieg war also dringend nötig gewesen.

Die Münchner hatten auch vielversprechend begonnen, nach vier Minuten führten sie 11:2. Aber ein paar vergebene Korbleger später waren die Ulmer wieder dran, 14:14 stand es nach zehn Minuten. Und mit einem einhändigen Dunk des nur 1,88 Meter großen Isaiah Swann zum 18:18 begann die beste Phase der Gäste. Dank ihrer Rebound-Überlegenheit (24:14 bis zur Pause) kamen sie zu etlichen zweiten Chancen, zwischenzeitlich führten sie mit zwölf Punkten (38:26/ 19.), ehe Bastian Doreth und Jonathan Wallace mit zwei Dreiern den Rückstand bis zur Pause zumindest etwas verkürzten, auf 34:42, und die Hoffnungen der Münchner am Leben hielten. Bis dahin war es vor allem Center Jared Homan gewesen, der sie im Spiel gehalten hatte.

Nach der Pause bahnte sich dann ein ähnlicher Thriller an wie im Hinspiel vor zwei Monaten, das Ulm 76:75 gewonnen hatte - dank eines Dreiers von Keaton Nankivil mit der Schlusssirene. "In Ulm hätte sich alles drehen können", hatte Bayern-Coach Dirk Bauermann vor der Partie an die vergebene Chance erinnert, die negative Auswärtsserie zu beenden: "Der Dreier aus neun Metern war wie ein Messer im Rücken. Das tut uns weh."

Diesmal waren es die Münchner, die mit ihren Dreiern am Ende die Ulmer piesackten, vor allem eben Foster, der schließlich sogar noch den Kollegen Jared Homan (21) punktemäßig übertraf. In der Schlussphase gab es einen offenen Schlagabtausch zwischen den beiden Mannschaften, beim 72:70 (36.) gingen die Münchner erstmals wieder in Führung, und sie verteidigten diese zäh bis zur Schlusssirene. Diesmal waren sie auch cleverer als im Hinspiel und taten alles, um Ulm nicht doch noch eine letzte Chance zum Ausgleich zu gewähren. Die taktischen Fouls führten dann dazu, dass die Mannschaften die letzten zwei Minuten damit verbrachten, von einer Freiwurflinie zur anderen zu schreiten.

Die nächsten vier Wochen könnten trotz des emotionalen Sieges gegen Ulm noch etwas ungemütlich werden für die Münchner, wenn sie ihre schon chronisch zu nennende Auswärtsschwäche nicht überwinden: Fünf Spiele stehen bis Mitte März im Terminplan, davon vier in fremden Hallen, zunächst in Frankfurt (am kommenden Samstag), einem direkten Konkurrenten um die Playoff-Plätze, dann in Hagen (25. Februar), Ludwigsburg (10. März) und Gießen (14. März) - alles Teams, die gegen den Abstieg kämpfen und jeden Sieg gebrauchen können.

Zum einzigen Heimspiel dazwischen empfangen die Münchner am 4. März die Tabellendritten, die Artland Dragons aus Quakenbrück. Abgesehen vom Tabellenzehnten Bonn empfängt der FC Bayern zu Hause überhaupt nur noch Mannschaften, die im Klassement vor ihm liegen. All das ergibt ein hübsches Szenario für eine Krise. "Aber nach diesem Sieg heute mache ich mir keine Sorgen wegen der nächsten Auswärtsspiele", sagte FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der wie Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller und die U23-Fußballer des Klubs zur Unterstützung der Basketballer gekommen war: "So kämpferisch wie heute habe ich die Mannschaft noch nie gesehen", lobte Hoeneß sein jüngstes Projekt zum Schluss.

© SZ vom 16.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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