Bayerisches Zweitliga-Derby:Die Duman-Show

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Ein Knäuel Freude: Taylan Duman (Mitte, verdeckt dahinter Pascal Köpke) verhilft dem 1. FC Nürnberg entscheidend zum Sieg gegen Jahn Regensburg. (Foto: Daniel Marr/Zink/Imago)

Beim 2:0 gegen Regensburg macht der Mittelfeldspieler des 1. FC Nürnberg nicht nur mit einem Tor von sich reden. Über einen, dessen Füße dem Bauch gehorchen.

Von Sebastian Leisgang

Allzu viel war es nicht, was Taylan Duman hinterher sagte. Genau genommen waren es nur ein paar Sätze, die der Mittelfeldspieler des 1. FC Nürnberg verlor, als er über dieses, wie er es formulierte, "gelungene Spiel" sprach. In aller Kürze ordnete Duman die Bedeutung des Sieges ein ("war sehr wichtig"), dann erzählte er noch von der Ehrenrunde ("bin einfach platt") - und dann war das Gespräch auch schon wieder vorbei. Andererseits: Was hätte Duman auch sagen sollen? Hatte er in den vorangegangenen 90 Minuten nicht Taten sprechen lassen?

Taylan Duman, 24, erzielte am Samstagabend nicht nur ein Tor, als der Club 2:0 gegen Regensburg gewann - er leitete auch das 1:0 durch Pascal Köpke ein, traf einmal die Latte und löste etwas häufiger als einmal Unruhe in der gegnerischen Abwehr aus. Als dann nach dem Spiel alle Statistiken erfasst waren, wusste man, dass Duman obendrein zwölf Kilometer gelaufen war und 73 Mal den Ball berührt hatte. Nur: Waren das wirklich die Zahlen, die es brauchte? Oder war es nicht weitaus interessanter, wie viel Prozent von dem, was Duman kann, gegen Regensburg schon zu sehen war? Und vor allem: wie viel da noch rauszuholen ist?

Wer am Samstagabend ein Auge auf Duman warf, wie er Pässe spielte, wie er den Ball streichelte, wie er die Regensburger zum Tanz bat, wer all das registrierte, der konnte gar nicht übersehen, wie sehr Duman das Spiel prägte. Hinterher bescheinigte Nürnbergs Trainer Robert Klauß seinem Mittelfeldmann "eine sehr gute Leistung" und sagte dann: "Er hat heute gezeigt, was er kann."

Mit Malocherfußball hat sein Stil wenig zu tun. Duman spielt Käfigfußball, mit einem Hang zur Anarchie

Ja, es war eine Duman-Show gegen Regensburg, offen blieb nur, ob es erst das Vor- oder doch schon das Hauptprogramm war, das da zur besten Sendezeit auf der Bühne des Max-Morlock-Stadions zur Aufführung kam. In den ersten Monaten der Saison hat sich Duman ja eher backstage aufgehalten, hinten in den Kulissen, fernab des Scheinwerferlichts, in das er bislang eigentlich nur im DFB-Pokal getreten ist: Tor in der ersten Runde in Ulm, Tor in der zweiten Runde gegen den HSV, doch dann war die Nürnberger Pokalreise schon wieder vorbei.

Wozu dieser Duman aber tatsächlich imstande ist, das zeigte er am Samstag. Duman ist zwar im Pott groß geworden und hat bis zum vergangenen Sommer für den Duisburger, Düsseldorfer und Dortmunder Nachwuchs gespielt - mit Malocherfußball hat sein Stil allerdings wenig zu tun. Duman spielt Käfigfußball, mit einem Hang zur Anarchie, mit einem Einfach-drauf-los. Und das ist es auch, was sein Spiel derart wertvoll machen kann - zum anderen aber eben auch riskant, wenn auf dem Platz Klarheit, Systemtreue und Disziplin gefragt sind.

"Es hat ein bisschen defensive Aktivität gefehlt, da war er etwas zu nachlässig", sagte Klauß am Samstag, als er nach Duman gefragt wurde. Der Mittelfeldspieler hatte erst zum fünften Mal in der Startelf gestanden, dann aber das gezeigt, was Klauß hinterher "freche Lösungen" nannte. "Tay ist ein intuitiver Fußballer", sagte Nürnbergs Trainer, "er macht viel aus dem Bauch heraus." Und gegen Regensburg brachte dieser Tay all das, was sich Klauß von ihm versprochen hatte: "mehr Tempo, mehr Dynamik, mehr Wildheit".

So entwickelte sich am Samstagabend ein Spiel, in dem den Nürnbergern nicht mehr anzumerken war, dass sie im Vorlauf 1:4 in Karlsruhe und 0:5 gegen Ingolstadt verloren hatten. Der Club war beinahe wie ausgewechselt, spielte forsch nach vorne und verstand es auch, wenn es denn gefordert war, konsequent zu verteidigen. "Wir hatten viele Phasen, in denen wir aktiv und mutig waren", lobte Klauß und sagte dann: "Wir hatten auch Phasen, in denen wir leiden mussten." Weil seine Mannschaft auch das tat, durfte Nürnbergs Trainer am Ende festhalten: "Mit dieser Art und Weise sind wir immer in der Lage zu punkten."

Und Taylan Duman, der Käfigfußballer aus dem Pott, der ist mit der Art und Weise vom Samstagabend immer in der Lage, ein Spiel für den 1. FC Nürnberg zu entscheiden. Worte braucht er dafür nicht - nur ein Bauchgefühl, das ihn nicht täuscht.

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