Bayer Leverkusen verliert in Valencia:Erster Treffer nach 10,5 Sekunden

Lesezeit: 3 min

Bayer 04 Leverkusen unterliegt dem FC Valencia mit 1:3 und verpasst den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League. Nach einem grotesken Fehler von Torwart Bernd Leno findet das Team von Robin Dutt in die Partie zurück, gleicht aus - und macht am Ende zu viele Fehler.

Es begann schon schrecklich. Exakt 10,5 Sekunden, nachdem Schiedsrichter Jonas Eriksson das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Valencia und Bayer 04 Leverkusen angepfiffen hatte, unterlief Bayer-Tor- hüter Bernd Leno, was einem Torhüter nie unterlaufen sollte: Der 19-Jährige schob einen Rückpass, dem ihn Manuel Friedrich in gemäßigtem Tempo hatte zukommen lassen, einem völlig unbedrängten gegnerischen Angreifer an der Strafraumgrenze vor die Füße. Genau vor die Füße.

Michael Ballack konnte mit Spezialmaske auflaufen und bereitete einen Treffer vor - Bayer Leverkusen verlor dennoch. (Foto: REUTERS)

Der Angreifer hieß Jonas Goncalves Oliveira. Ein solch unverhofftes Geschenk hat der 27 Jahre alte Brasilianer selten in Empfang nehmen dürfen, aber die Überraschung war ihm nicht anzumerken. Jonas tat, was ein Stürmer in so einem Moment zu tun hat: Er suchte sich eine Ecke aus (die linke) - und schob den Ball zum 1:0 hinein. Das war der Anfang.

Das Ende war dann noch bitterer, wirklich richtig übel: 1:3 verloren die Leverkusener ein Spiel, das sie nicht hätten verlieren müssen. Denn zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als könnte es so kommen, wie Bayer-Trainer Robin Dutt es sich vor dem Ausflug ins nicht ganz ausverkaufte Stadion Mestalla gewünscht hatte. "Ein Punkt wäre ein gutes Ergebnis, drei Punkte wären ein perfektes": Das hatte Dutt ausgegeben.

Ballacks Maßflanke

Es dauerte zwar zwanzig Minuten, bis sich seine Spieler von dem Schock des frühen Rückstandes erholt hatten, dann aber drückten sie die Gastgeber vor das Tor, das Diego Alves Carreira hütete. Der Brasilianer hat tolle Reflexe. Auf der Linie ist er eine echte Macht. Bei dem, was in der 31. Minute auf ihn zukam, war er allerdings machtlos. Stefan Kießling drückte einen Kopfball ebenso platziert wie vehement zum 1:1 ins Tor. Eine große Kunst war das jedoch nicht. Große Kunst war die passgenaue, kraftvolle Flanke gewesen, die der Aktion vorausgegangen war. Sie kam von der Grundlinie. Von Michael Ballack.

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da wurde in Leverkusen diskutiert: Wie gut ist der einstige Spielführer der deutschen Nationalmannschaft noch? Kann er der Elf noch helfen? Die Debatte hat sich mittlerweile komplett gedreht. Die Frage ist nicht mehr, ob Ballack ins Team gehört. Die Frage ist: Wie weit kann er es bringen, auch international?

Schnelle Tore in der Champions League
:Der Flinkeste war Roy Makaay

10,5 Sekunden. So lange dauerte es, bis Jonas nach einem grotesken Fehler von Bernd Leno das 1:0 für den FC Valencia gegen Bayer Leverkusen erzielte. Es war jedoch nicht der schnellste Treffer in der Geschichte der Champions League.

Nachdem er sich im Bundesliga-Spiel gegen den SC Freiburg einen Nasenbeinbruch zugezogen hatte, war Ballacks Einsatz gegen Valencia fraglich gewesen. Eine Gesichtsmaske wurde ihm angepasst, 100 Gramm leicht, aus Kohle- fasern. Mit ihr trainierte Ballack, "zunächst noch ohne Kopfballsituationen einzubauen", wie Dutt in dem Trainer-Sprech verriet, das er gerne pflegt. Später baute Ballack dann auch Kopfball- Situationen ein - und siehe da: Die Maske hielt, der 35-Jährige stellte sich quasi selbst auf.

"Wenn er es sich zutraut, dann können Sie davon ausgehen, dass er auch in der Startformation steht", so formulierte es Dutt, der sich von seiner Nummer 13 daraufhin wünschte, "dass er mit seiner Erfahrung Ruhe reinbringt" und "dem Gegner unangenehme Schnittstellenpässe zufügt". Beim Zuspiel auf Kießling klappte das. Aber danach?

Schürrles Treffer abgepfiffen

Zu Beginn der zweiten Halbzeit sah es so aus, als würde Leverkusen die Partie kontrollieren. Es sah so aus, als wäre es nur eine Frage der Zeit, wann Ballack in aller Ruhe den nächsten Schnittstellenpass spielen würde. Auch damit, dass er oder Kießling bald die eine oder andere Kopfball-Situation einbauen würden, war zu rechnen. Nicht aber mit dem, was dann tatsächlich geschah. 65. Minute: Jeremy Mathieu darf unbehelligt von links flanken, in der Mitte wartet Kapitän Roberto Soldado und fälscht den Ball mit der Hacke ab, am machtlosen Bayer-Torwart Leno vorbei, zum 2:1.

Zehn Minuten später dann die Entscheidung: Beim ersten Eckball für Valencia baut Abwehrspieler Adil Rami eine Kopfball-Situation ein, die zum 3:1 führt - allerdings auch, weil Rami sich bei der Aktion sehr ungalant auf Bayer-Spieler Lars Bender stützt.

Dass André Schürrles Treffer aus kurzer Distanz, der in der 70. Minute zum Ausgleich geführt hätte, wegen Abseits zu unrecht nicht anerkannt wurde, war ärgerlich für Bayer. "Eine unnötige Niederlage", fasste Michael Ballack den Abend zusammen. Das 1:3 bedeutete nicht nur, dass Valencia nach sechs sieglosen Champions-League-Auftritten endlich mal wieder ein Erfolg glückte. Es bedeutet vor allem, dass Bayer im direkten Vergleich, sollte der bedeutend werden, zurückliegt: Das Hinspiel hatte Leverkusen 2:1 gewonnen.

© SZ vom 02.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: