Fußball-Bundesliga:Leverkusen siegt gegen Bremen und holt erstmals den Titel

Lesezeit: 2 min

Mit einem 5:0 im Duell mit Werder sichert sich die Werkself fünf Spieltage vor Saisonende die Schale - Trainer Xabi Alonso feiert seinen ersten großen Triumph als Profitrainer. Zum ersten Mal seit 2012 wird eine andere Mannschaft als der FC Bayern Meister.

Der Fluch ist gebannt - und "Vizekusen" endgültig Geschichte: Die Überflieger von Bayer Leverkusen haben ihre einzigartige Fabelsaison mit der ersten deutschen Meisterschaft der Vereinshistorie gekrönt. Die Unbesiegbaren von Trainer Xabi Alonso verwandelten beim 5:0 (1:0) gegen Werder Bremen bereits am 29. Spieltag gleich den ersten Meister-Matchball und bescherten dem Werksklub nach Jahrzehnten vergeblicher Versuche, nach Pleiten, Tragödien und fünf Vize-Meisterschaften die ersehnte Erlösung. Startelf-Rückkehrer Victor Boniface (25., Foulelfmeter nach Videobeweis), Granit Xhaka (60.) und der eingewechselte Florian Wirtz mit einem Dreierpack (68./83./90.) schossen Bayer bei noch fünf ausstehenden Spielen in den siebten Fußball-Himmel.

Schon nach dem Tor zum 4:0 stürmten die ersten Fans den Rasen, wurden von den eigenen Spielern aber sofort zurück hinter die Bande geschickt. Leverkusen stellte durch das 43. Pflichtspiel in Serie ohne Niederlage nicht nur den europäischen Rekord von Juventus Turin aus den Jahren 2011 bis 2012 ein, die Werkself durchbrach nach elf Meisterschaften die Dominanz von Rekordchampion Bayern München. Erstmals seit Borussia Dortmund 2012 sicherte sich wieder ein anderer Klub die Schale.

SZ PlusInterview mit Leverkusen-Legende Emerson
:"Es ist unmöglich, dass sie das noch verspielen"

"Nie, nie, nie" werde Leverkusen etwas gewinnen, sagte im Jahr 2000 der traurige Spieler Emerson, als die Werkself in Unterhaching den Titel verdaddelte. Umso mehr freut sich der Brasilianer über die nahe Meisterschaftspremiere - und erinnert sich an selige Zeiten mit Daum, Calmund und "Tscholli".

Interview von Javier Cáceres

Schon auf dem Weg zum Stadion musste sich der Teambus durch eine gewaltige Menschenmenge kämpfen. Auch in Kneipen und an Kiosken dominierten die Farben Rot und Schwarz, überall waren Fahnen und roter Rauch zu sehen, dazu konnten sich die Fans bereits vor dem Anpfiff mit Meister-Fanartikeln eindecken. Das Straßenschild der Bismarckstraße war vor der Arena überklebt worden - der Weg hieß am Sonntag kurzerhand "Xabi-Alonso-Allee". Auf der Tribüne fieberten Klub-Legenden wie Reiner Calmund oder Rudi Völler mit. Und sie sahen eine Bayer-Startelf, die im Vergleich zum Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gegen West Ham United (2:0) kräftig durchgemischt wurde.

Alonso verzichtete etwa auf Nationalspieler Wirtz, Alejandro Grimaldo, Jeremie Frimpong, Patrik Schick und Exequiel Palacios, insgesamt nahm er sieben Wechsel vor. Vor dem Rückspiel in London am Donnerstag sparten sie zunächst Kräfte. Zu Beginn wirkte Leverkusen aber etwas nervös. Ein Abschluss von Piero Hincapie (8.) sorgte für Gefahr, ansonsten leistete sich die Werkself gegen engagierte Bremer den einen oder anderen schlampigen Pass.

SZ PlusLeverkusen-Trainer Xabi Alonso
:Meister der Effizienz

Wie hat Xabi Alonso die Leverkusener Elf zu diesem unbesiegbaren Ensemble geformt? "Rund um den Ball", sagt der Fußballweise Jorge Valdano. Schon am Sonntag soll die Krönung erfolgen. Erkundigungen über einen erstaunlichen Meistertrainer zwischen Leverkusen und Madrid.

Von Javier Cáceres und Philipp Selldorf

Erst als Jonas Hofmann gefoult wurde und der Schiedsrichter nach Videobeweis auf Elfmeter entschied, nahm Bayer Fahrt auf. Boniface, der nach langer Verletzungspause wieder startete, verwandelte sicher. Spieler und Trainer bei Bayer hatten den Bayern und dem VfB Stuttgart am Vortag noch fleißig die Daumen gedrückt, um eine Sofa-Meisterschaft zu verhindern. Alonso erklärte im Vorfeld gar, auch für eine mögliche Bierdusche werde er bereit sein. Zunächst verpassten Jonas Hofmann (35.) und Amine Adli mit einem Lattenschuss (38.) aber den zweiten Treffer. Zur zweiten Halbzeit kam Wirtz, der nach etwas Anlaufzeit seinen ersten Warnschuss abgab (58.). Xhaka schlenzte den Ball kurz darauf aber sehenswert ins Tor - und zündete die nächste Stufe der großen Titelparty.

"Deutscher Meister wird nur der SVB", sangen die Fans, die Schlussphase, in der Wirtz mit einem Traumtor aus der Distanz erhöhte, entwickelte sich zu einem Schaulaufen. Kurz vor Schluss gelang Wirtz der nächste Streich. In 120 Jahren Vereinsgeschichte hatte Bayer bislang nur zwei Titel gewonnen, in dieser Saison könnte es gleich das Triple werden. Als haushoher Favorit geht Leverkusen ins DFB-Pokalfinale gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern (25. Mai), zudem besitzt Alonsos Team vor dem Rückspiel in der Europa League bei West Ham (Hinspiel 2:0) beste Chancen auf die nächste Runde.

© SZ/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBundesliga
:Leverkusens Werk und Xabis Beitrag

Im Konzern werden Milliarden verdient, im Stadion nur zweite Plätze geholt. So lief das in der Stadt, bis Bayer Monsanto kaufte und die Fußballer nicht mehr aufhörten zu gewinnen. Was die Manager lernen können vom Sportverein? Zum Beispiel das: Bescheidenheit.

Von Thomas Fromm und Philipp Selldorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: