Basketball:Qualität setzt sich durch

Lesezeit: 3 min

Der Blick geht nach oben: Jalen Reynolds vom FC Bayern München (links) und Dererk Pardon von Medi Bayreuth haben ähnliche Ziele. (Foto: Philippe Ruiz/Imago)

Nach dem peinlichen Ausrutscher in Gießen findet der FC Bayern beim Heimsieg über Bayreuth wieder in die Spur. Gäste-Trainer Korner freut sich trotzdem über die Entwicklung seines Teams.

Von Joachim Mölter

Weiß der Teufel, was Andrea Trinchieri durch den Kopf gegangen ist, als er am Dienstagabend noch mal auf die peinliche 94:95-Niederlage zu sprechen kam, welche sich die von ihm trainierten FC-Bayern-Basketballer am Osterwochenende bei den Gießen 46ers geleistet hatten, dem Tabellenletzten der Basketball-Bundesliga (BBL). "Unsere Abwehr gegen die Drei-Punkte-Würfe war schrecklich", rekapitulierte Trinchieri, "fast wie Pornographie."

Genauer hat der 52-Jährige seine Assoziation nicht erläutert, genauer fragte aber auch niemand nach. Die Hauptsache war ja, dass er die Verteidigung diesmal ansehnlicher fand, wie er nach dem 83:62 (44:29) über Medi Bayreuth wissen ließ: "Heute waren wir fokussierter in der Defensive und haben schlechte Würfe provoziert von einem Team mit guten Schützen. Das war unser Ziel, das haben wir erreicht." Den Bayreuthern gelangen tatsächlich nur drei Treffer aus der Drei-Punkte-Distanz, bei immerhin 2o Versuchen. Die Münchner kamen kurioserweise auf exakt die gleichen Zahlen, waren allerdings aus der Nahdistanz um einiges besser.

"Wenn man 16 Spiele in 34 Tagen hat, geht es nur ums Überleben", sagt Trainer Trinchieri

Eine deutlichere Reaktion hatte der Coach nicht erwartet von seiner Mannschaft nach dem kraftlosen Auftritt in Gießen. "Wenn man 16 Spiele innerhalb von 34 Tagen hat, geht es nur ums Überleben", erinnerte Trinchieri an die Strapazen im März. Nun sind die Münchner zumindest vom Ergebnis her wieder in der Spur nach dem unverhofften, aber nicht unerklärlichen Ausrutscher: Zwei Tage vorher hatten sie erstmals den Einzug in die Euroleague-Playoffs gesichert durch ein schwer erzittertes 71:70 gegen Zalgiris Kaunas, danach war eine Menge Anspannung weg. Die arg beanspruchten Vladimir Lucic, Wade Baldwin und Nick Weiler-Babb durften pausieren, auch Trainer Trinchieri fehlte in Gießen, aus "familiären Gründen", wie es hieß.

Bis auf den angeschlagenen Weiler-Babb, der unter Schmerzen im Fuß leidet, und den dauerverletzten Kapitän Nihad Djedovic (Knieprobleme) waren am Dienstag im vorgezogenen Heimspiel alle FC-Bayern-Profis wieder mit von der Partie. Paul Zipser (19), Jalen Reynolds (18), JaJuan Johnson (13), Wade Baldwin und Diego Flaccadori (beide 10) punkteten zweitstellig gegen Bayreuth, das "genau ein Viertel mithalten" konnte, wie Medi-Trainer Raoul Korner resümierte. Nach der 19:18-Führung fielen die Gäste kontinuierlich zurück. "Letztlich hat sich die Qualität von München durchgesetzt", fand Korner, der seine besten Kräfte in Dererk Pardon (18) und Frank Bartley (11) hatte.

"Wir sind erst mal froh, dass wir mit unten nichts zu tun haben", sagt Coach Korner

Während der FC Bayern (44:12 Punkte) auf dem dritten Platz verharrt, rutschten die Bayreuther (22:32) durch die Niederlage um einen Rang zurück, sie sind nur Zehnter. Korner sprach dennoch davon, "dass die Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen steil nach oben gegangen ist". Sie hat bei sieben verbleibenden Partien in der Hauptrunde sogar noch eine Aussicht auf Platz acht und damit die Playoffs. Den letzten Platz, der zur Teilnahme an der K.-o.-Runde um den Titel berechtigt, belegt derzeit das Team von Brose Bamberg (26:24), das am Samstag (20.30 Uhr) zum Oberfranken-Derby in Bayreuth erwartet wird. "Da können wir vielleicht noch mal nach oben schielen", sagt Korner. Allzu große Hoffnungen hegt er nicht, trotz des Erfolgs im Hinspiel (73:67): "Wir sind erst mal froh, dass wir mit unten nichts zu tun haben. Das war für uns die oberste Priorität."

Für die Münchner geht es in der Euroleague weiter, am Freitag mit dem abschließenden Hauptrundenspiel beim Tabellenführer FC Barcelona. Die nächste Bundesliga-Partie steht am Sonntag (18 Uhr) im Terminplan, da erwarten sie die Löwen Braunschweig. Wie gegen Gießen wird Trainer Trinchieri auch bei diesem Spiel fehlen. Die BBL sperrte den Italiener wegen unsportlichen Verhaltens für eine Pflichtpartie und legte ihm zudem 2000 Euro Geldbuße auf. Trinchieri habe jüngst nach der 86:91-Niederlage bei den Hamburg Towers seinen Kollegen Pedro Calles unfreundlich angegangen sowie gegenüber einem Schiedsrichter den gebotenen Respekt vermissen lassen, hieß es in der Urteilsbegründung. Was Trinchieri da durch den Kopf ging, weiß auch nur der Teufel.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: