Basketball: FC Bayern:Hoeneß: Nächte mit Michael Jordan

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Der FC Bayern strebt in die erste Basketball-Liga - mit namhaften Zugängen und dem Bundestrainer auf der Bank. Präsident Hoeneß outet sich als Fan der Sportart und lässt keinen Zweifel daran, dass er den Klub zur Großmacht aufbauen will.

Fabian Heckenberger

Demond Greene sah noch immer ein wenig so aus, als befände er sich im Entmüdungsbecken, in dem er am Vorabend seinen Muskelkater kuriert hatte. Auf dem Podium in der Sporthalle an der Säbener Straße erzählte der Basketballprofi des FC Bayern kurz, wie anstrengend das Konditionstraining mit der Nationalmannschaft auf Mallorca als Vorbereitung auf die bevorstehende Weltmeisterschaft in der Türkei gewesen war. Dann lehnte er sich zurück und lauschte. Reden sollten am Freitagmorgen andere.

Verbündete für den Aufschwung des deutschen Basketballs: Bayern-Präsident Uli Hoeneß (links) und Dirk Bauermann, in Personalunion Bundestrainer und Coach des Zweitligisten FC Bayern. (Foto: dpa)

Noch nie war die Präsentation eines Basketball-Zweitligisten so hochkarätig besetzt wie die des FC Bayern, der plötzlich seine Begeisterung für Korbleger entdeckt hat. Neben Demond Greene reihten sich Präsident Uli Hoeneß, Vizepräsident Bernd Rauch und Basketball-Bundestrainer Dirk Bauermann in der frisch gestrichenen Halle auf einer Bühne, die jeder Aktionärsversammlung eines Dax- Unternehmens zur Ehre gereicht hätte.

Es war die Regierungserklärung des FC Bayern in Sachen Basketball, und es ging nicht nur um die Ambitionen des deutschen Fußball-Rekordmeisters, mit seiner Korb-Abteilung in einem Jahr in die Bundesliga aufzusteigen. Es ging nebenbei um die Zukunft einer ganzen Sportart. "Der Fußball ist dabei, vieles zu erschlagen. Wir erleben ein Debakel im deutschen Eishockey, und auch Basketball hat sich bislang nicht durchgesetzt", sagte Uli Hoeneß. Zumindest Zweiteres soll sich mittelfristig ändern. Wenn der FC Bayern in der ersten Liga spielt.

Architekt Bauermann

Seit Hoeneß vom Manager auf den Posten des Präsidenten gewechselt ist, hat er ja Zeit, sich um Dinge neben dem Fußball zu kümmern. Er erzählt plötzlich gerne, wie er nachts aufgestanden ist und vor dem Fernseher Michael Jordan und Scottie Pippen von den Chicago Bulls in der NBA zugesehen hat. Und seit der 58-Jährige seine Kandidatur für den Chefsessel der Deutschen Fußball Liga zurückgezogen hat, steht fest, dass ihm künftig freie Stunden bleiben, um sich den Belangen des Basketballs beim FC Bayern und bei Bedarf in ganz Deutschland zu widmen.

Baustellen gibt es genug. Wenn er etwa höre, dass die Basketball-Bundesliga (BBL) für ihren Fernsehvertrag kein Geld bekomme, "dann dreht sich bei mir der Magen", sagte Hoeneß. Bei der BBL nehmen sie das nicht als Kritik. Sie sehen es als Versprechen auf eine bessere Zukunft, in welcher der FCB gegen Alba Berlin oder die Baskets Bamberg spielt, die Hallen füllt und die Sponsoren anlockt. Die zweite deutsche Basketball-Liga, die sich "Die junge Liga" nennt, sie war in diesem Moment ziemlich weit weg von der Säbener Straße.

Sie haben sich oben auf dem Podium aber dann doch daran erinnert, dass ihr Team erst den Aufstieg schaffen muss - innerhalb eines Jahres, so die interne Vorgabe. "Professionelles Minimalistentum reicht da nicht aus", warnte Dirk Bauermann, der als Trainer derzeit die beiden spannendsten Projekte im deutschen Basketball leitet: die Vorbereitung der jungen Nationalmannschaft auf eine WM ohne Dirk Nowitzki - und die Vorbereitung einer FC-Bayern-All-Star-Truppe, von der kaum weniger erwartet wird, als dass sie ab Saisonbeginn Ende September ohne Niederlage durch die Liga rauscht.

Vorbild Real Madrid

Der Hauptverein gewährt den Basketballern dafür eine Anschubfinanzierung. Hoeneß hat zudem Ausstatter Adidas und eine Bank als Sponsoren gewonnen. Mit dem Geld haben die Münchner neben Nationalspieler Greene, den Serben Alexander Nadjfeji, den US-Amerikaner Darius Hall und den gebürtigen Polen Artur Kolodziejski eingekauft, alle langjährige Erstligaspieler. Dazu kommen Beckham Wyrick und Bastian Doreth vom Double-Gewinner Bamberg. Ein Spielmacher aus den USA soll nächste Woche verpflichtet werden.

"Erst wenn wir aufsteigen, wird konkret entschieden, wie wir das Projekt fortführen", sagte Hoeneß, nannte aber gleich darauf den FC Barcelona und Real Madrid als Vorbilder. Die Basketballmannschaften der spanischen Klubs zählen zu den besten in Europa. Die Zweifel am sportlichen Erfolg halten sich in Grenzen. Die meisten Spieler haben bei den Bayern Verträge mit längeren Laufzeiten unterschrieben.

Als perspektivische Investition darf auch der Beratervertrag von Wolfgang Heyder gelten. Heyder, im Hauptberuf Geschäftsführer der Baskets Bamberg, berät den FC Bayern in strukturellen Fragen, von der Mobilisierung der Region bis hin zum Umbau der Münchner Eishalle, die mit 4000 bis 5000 Zuschauern gefüllt werden soll. In Bamberg ist mancher Fan irritiert, dass ihr Geschäftsführer einen Konkurrenten großzieht. In München dagegen rechnen nicht wenige damit, dass Heyder nächstes Jahr Basketballmanager beim neuen Erstligisten FC Bayern wird.

© SZ vom 24.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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