Basketball:Den Münchner Brocken fällt ein Stein vom Herzen

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Ein Mann für gute Entscheidungen: Niels Giffey (li., hier gegen Villeurbannes David Lighty). (Foto: Frédéric Chambert/PanoramiC/Imago)

Der FC Bayern gewinnt ein nervenaufreibendes Spiel bei Asvel Villeurbanne nach zweimaliger Verlängerung. Der Sieg beendet die Ergebniskrise und bringt Gewissheit, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt.

Von Ralf Tögel

Gianmarco Pozzecco flehte, schimpfte und fuchtelte mit den Armen. Der Italiener versteht sich bestens aufs Drama, das weiß man hierzulande spätestens seit seinen Auftritten als italienischer Nationalcoach bei der Basketball-EM in Deutschland. Aber es half nichts, die Entscheidung der Schiedsrichter stand: Foul von Villeurbannes Joffrey Lauvergne, zwei Freiwürfe für Niels Giffey , da die Spieluhr noch 2,1 Sekunden auswies. Der deutsche Nationalspieler verwarf im gellenden Pfeifkonzert den ersten Versuch, der zweite saß zum 101:100-Erfolg in der Euroleague nach zweimaliger Verlängerung. Damit hatte der FC Bayern Asvel Villeurbanne die Eröffnungsparty in der brandneuen Arena in Lyon vor 11 354 Zuschauern verdorben.

Für die Gäste war es ein Indiz für die so dringend ersehnte Weiterentwicklung, denn bisher gingen derart enge Spiele stets verloren; egal ob in der Euroleague wie gegen Maccabi Tel Aviv in Belgrad (90:93) oder in Kaunas (73:74), oder in der Bundesliga in Braunschweig (81:83) oder Bonn (83:88, nach Verlängerung). "Es war gut für uns, dass wir dieses harte Auswärtsspiel gewinnen konnten, das wird uns Selbstvertrauen geben", sagte Giffey. "Das Gefühl, auch die engen Spiele gewinnen zu können, ist wichtig. Das ist ein guter Schritt für uns, auch in der Tabelle." In dieser stehen die Bayern nun mit vier Siegen und sechs Niederlagen an Position 14, einen Sieg hinter den angepeilten Playoff-Plätzen.

Obst und Bolmaro gehen in Lyon verletzt vom Feld

Dabei musste Trainer Pablo Laso erneut 15 Ballverluste zur Kenntnis nehmen, mehr als doppelt so viele wie beim Gegner. Immerhin dominierten die Münchner Brocken um Topscorer Devin Booker (16 Punkte) und Serge Ibaka (14) das Spiel unter den Körben und machten die leichten Ballverluste mit insgesamt 49 Rebounds weitgehend wett. Laso war natürlich trotz aller Unzulänglichkeiten zufrieden: "Meine Spieler haben bis zum Ende toll gekämpft. Diesen Spirit brauchst du. Wir hatten das Spiel schon ein paarmal gewonnen und ein paarmal verloren."

In der Tat: Zunächst brachte Spielmacher Leandro Bolmaro, der wie Booker 16 Punkte sammelte, sein Team mit einem verwandelten Freiwurf zum 74:74 in die erste Verlängerung. Dann glich Nick Weiler-Babb (14) mit einem Dreier nervenstark zum 88:88 aus: zweite Verlängerung. Dort glich Sylvain Francisco (10) mit einem Dreier 18 Sekunden vor Schluss zum 100:100 aus, ehe Giffey zum Sieg traf. Der 32-Jährige steht wie kein Zweiter für die große Qualität im Kader. Giffey kommt zwar meist von der Bank, benötigt indes keinerlei Anlaufzeit und trifft selten schlechte Entscheidungen.

Diese Breite im Kader werden die Münchner schon am Sonntag (15.30 Uhr) beim schweren Bundesliga-Auswärtsspiel beim starken Aufsteiger Rasta Vechta dringend benötigen, denn in Andreas Obst und Bolmaro mussten zwei Akteure in Lyon verletzt vom Feld. Wie lange sie fehlen ist offen, genaue Diagnosen stehen aus. Die Niedersachsen im Übrigen sind Tabellenzweiter mit 6:2 Siegen, München Siebter (5:3). Und Vechta hat zu Hause alle Spiele gewonnen, fünfmal in der Liga sowie in der ersten Pokalrunde. Eine gute Gelegenheit für den nächsten Schritt im Entwicklungsprozess, findet der Bayern-Trainer.

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