Basketball-EM:Es wächst die Wut in der Blase

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Ich bin doch auch da: Dank der Präsenz von Spielern wie Dennis Schröder generiert die Basketball-EM mehr Aufmerksamkeit als erwartet. (Foto: Thilo Schmülgen/Reuters)

Stell dir vor, es ist EM, und kaum jemand schaut zu: Weil sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender nicht mit dem Rechteinhaber über Liveübertragungen einigen konnten, bleibt dem Basketball nur der Status als Randsportart.

Kommentar von Ralf Tögel

Wer sich dieser Tage mit Maodo Lô unterhält, der hat es mit einem gut gelaunten Sportsmann zu tun. Wenn der Basketball-Nationalspieler von seiner Arbeit erzählt, beginnt er zu tänzeln und schnalzt mit den Fingern, so viel "Bock" mache ihm dieses Turnier. Nach dem Sieg gegen die Bosnier sagte er aber auch: "Hoffentlich wird es von außen wahrgenommen." Der 29-Jährige ist ein reflektierter Mensch, der nicht nur Bälle in Körbe wirft, sondern sich auch für andere Dinge des Lebens interessiert. Und er stellt die richtige Frage.

Wer in der ausverkauften Arena zu den 18 000 Zuschauern gehört, erlebt eine Begeisterung, wie man sie selten bei einem Basketballturnier dieser Größenordnung findet. In Köln ist Party, die Stimmung prächtig, alles gut? Die Antwort erhält man auf der anderen Seite des Rheins. Wenn man die Deutzer Brücke passiert, geben drei mickrige Eurobasket-Fahnen dort ein letztes Zeugnis, dass sich ein paar Kilometer weiter die besten Basketballer des Kontinents messen.

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Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), erklärt das mit klammen Verbandskassen, Marketing sei teuer, er aber zufrieden mit dem, was plakatiert und gehisst werde. Da bleibt Luft nach oben. Besonders, was die Fernsehübertragungen angeht. Die Rechte hält Telekom, die sich mit dem Pay-TV-Sender Magentasport unter anderem dem Basketball verschrieben hat. Bundesliga sowie Euroleague sind im Programm, perspektivisch wurden EM-Rechte erworben. Die deutschen Spiele werden kostenlos gestreamt, ein schöner Service, der die Sportart unterstützt. Allerdings bleibt der Basketball so in seiner Blase, eine größere öffentliche Wahrnehmung garantieren einzig öffentlich-rechtliche Sender.

Bei der EM 2013 in Slowenien wurden sogar die Anwurfzeiten angepasst, damit die deutschen Spiele zur Primetime laufen

Man habe bei Verhandlungen über Sublizenzen, ein gängiger Vorgang im Geschäft mit Übertragungsrechten, keine Einigung erzielen können, ist vom Rechteinhaber zu hören. Das macht den DBB-Präsidenten wütend, er sähe den Hype gerne prominenter transportiert, Weiss kritisiert das mit markigen Worten. So bleibt es bei Schnipseln in Sport- oder Nachrichtensendungen, live haben ARD und ZDF letztmals 2015 übertragen. Die Quoten waren so mäßig wie das Abschneiden, die Hauptrunde wurde verpasst. Es ist nicht zu leugnen, dass Basketball kaum über den Status der Randsportart hinauskommt, aber vielleicht hätte man antizipieren können, dass dieser Kader mit erfolgreichen NBA-Profis wie Dennis Schröder und Franz Wagner, dass dieses Turnier, in dem so viele Größen aus der nordamerikanischen Profiliga wie nie mitwirken, doch ein umfangreicheres Interesse generiert.

Erinnert sei an die EM 2013 in Slowenien, als sogar die Anwurfzeiten angepasst wurden, damit die deutschen Spiele zur Primetime in ARD und ZDF laufen. Viel ist nicht hängen geblieben von diesem Turnier, höchstens dass der damalige Kapitän, ein gewisser Heiko Schaffartzik, seinem Trainer in einer Auszeit das Wort entzog. Nach der Vorrunde war Schluss, Trainer Frank Menz musste alsbald gehen.

Die Telekom freilich wird keinen Drang verspüren, die Filetstücke, sprich die K.-o.-Spiele der Deutschen, jetzt noch zu verkaufen. Der Sport bleibt so, allen kommunizierten Top-Quoten zum Trotz, in der Nische. Man sollte sich noch mal an einen Tisch setzen.

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