Basketball:Die Bayern kommen ins Rollen

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Gutes Tempo: Bayern-Spieler Devin Booker (vorne). (Foto: Oryk Haist/Imago)

Das 101:73 im Pokal gegen Oldenburg ist das erste klare Signal der Münchner Basketballer an die Konkurrenz. Jetzt folgen allerdings zwei Euroleague-Spiele mit Brisanz.

Von Christoph Leischwitz

Eine gute halbe Stunde vor dem Tip-off hatten sie auf der Anzeigetafel einen Testlauf gemacht, imaginäre 90:79 stand es da für die Bayern - in der ebenso imaginären 34. Spielminute. Das wirkte zu diesem Zeitpunkt ein wenig unrealistisch, war es letztlich aber gar nicht: In der echten 34. Spielminute hatten die Münchner Basketballer immerhin schon 87 Punkte geholt.

Es war der Mannschaft anzumerken, dass sie etwas wiedergutzumachen hatte. Die EWE Baskets Oldenburg hatten den Bayern im Ligabetrieb den Saisonauftakt vermiest, als die Münchner am zweiten Spieltag überraschend im Norden verloren hatten. Es galt auch, ihren neuen Cheftrainer Pablo Laso zufriedenzustellen - allzu oft war er das bislang noch nicht gewesen.

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Jetzt, im Pokal-Achtelfinale am frühen Sonntagabend, gelang nicht einfach nur eine Revanche. Das Spiel war das erste klare Warnsignal an die nationale Konkurrenz: So sieht das aus, wenn wir einmal ins Rollen kommen. Die Mannschaft war in allen Belangen klar überlegen und zeigte vor allem keine Schwächephasen, auch wenn die Partie, kaum überraschend, gegen Ende ein wenig zerfahren daherkam. Am Ende stand ein klares 101:73 für die Bayern. Wie das sein könne, wurde Oldenburgs Trainer Pedro Calles gefragt, dass man innerhalb von 13 Tagen gegen dasselbe Team erst mit zehn Punkten gewinnt und dann mit 28 verliert? Seine Antwort? "A: Wir waren nicht dasselbe Team, vor allem mental. Und B: Bayern war auch nicht dasselbe Team."

Man habe "von dem Spiel in Oldenburg viel gelernt", sagte Bayern-Coach Pablo Laso. Und freute sich über "viel Konzentration" in der Anfangsphase. Dies und die guten Würfe von Carsen Edwards waren der Schlüssel zum nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg. Die Gastgeber starteten vor 6367 Zuschauern mit einer konsequenten Abwehrarbeit und mit einem Dreier-Festival; nach dem ersten Viertel hatten sie schon 32 Punkte gesammelt.

Besonders auffällig: Edwards, der zu Beginn vier Fernwürfe in Serie verwandelte. Der Zugang von Fenerbahce Istanbul war mit hohen Erwartungen nach München gekommen, so wie die ganze Mannschaft war er bislang aber noch nicht so richtig ins Rollen gekommen. Das änderte sich am Sonntag. "Gute Scorer punkten irgendwann wieder", sagte Laso über den 25-jährigen Texaner, der einst mit den Boston Celtics in den NBA-Playoffs stand. Vor einigen Tagen hatte er auch erwähnt, dass Edwards mit kleineren körperlichen Problemen zu kämpfen hatte. Diese scheinen nun ausgestanden zu sein.

Hatte bei den Bayern wieder alles im Griff: Weltmeister Isaac Bonga. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Im zweiten Viertel zogen die Gastgeber schnell auf über 20 Punkte Vorsprung davon. Zwischenzeitlich waren sie drauf und dran, mit ihrer Dreierquote sogar noch die Freiwurfquote einzuholen. Erstere fiel am Ende zwar wieder deutlich ab (48 Prozent der Versuche waren drin), doch die Fernwürfe machten trotzdem den großen Unterschied aus - dieses Duell gewannen die Bayern mit 45:24. Auch deshalb, weil Oldenburg dank der geschlossenen Bayern-Abwehrleistung oft schwere Würfe nehmen musste.

"In den Spielen davor sind wir nie so gestartet, wie wir sollten", sagte Laso. Diesmal passte der Start, es gab aber auch gegen Ende noch Stimmungshöhepunkte, ein Block und ein Dunk des Centers Serge Ibaka etwa, der als zweitbester Bayern-Werfer auf 14 Punkte kam; und dann auch noch die geknackte 100-Punkte-Marke nach einem Freiwurf von Sylvain Francisco. "Alle von uns haben gescored", freute sich Weltmeister Niels Giffey, als er nach dem Spiel auf die Anzeigetafel blickte. Die Mission Wiedergutmachung sei man vor allem mit dem Plan angegangen, schneller zu passen.

Das Pokalspiel am Sonntag hatten die Bayern mit dem Hashtag "MissionTitelverteidigung" eingeläutet, auf dem Weg dorthin ist nun erstmals der Knoten so richtig aufgegangen. Im Viertelfinale müssen die Münchner nach Bonn, voraussichtlich am 10. Dezember. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass die anderen beiden Wettbewerbe mehr Bedeutung haben. Für den 56-jährigen Cheftrainer stehen in den kommenden Tagen zwei Euroleague-Partien in der spanischen Heimat an, am Dienstag (20.30 Uhr) gar in seiner baskischen Heimatstadt Vitoria, drei Tage später geht es gegen den FC Barcelona.

"Wir sind bereit", sagt Laso über sein Team. Es sei ja schlimm, wenn man jetzt nicht bereit wäre. Doch diese Aussage wäre ihm freilich sehr viel schwerer gefallen, wenn es gegen Oldenburg nicht zu einem ersten, kleinen Festival unter seiner Ägide gekommen wäre.

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