Zum Tod von NBA-Legende Bill Russell:Ein Basketballer, größer als das Leben

Lesezeit: 2 min

Bill Russell von den Boston Celtics neben seinem ebenso legendären Coach Red Auerbach: Im US-Basketball gibt es kaum eine bekanntere Figur als Russell. (Foto: Bill Chaplis/dpa)

Keiner gewann mehr Titel, keiner beeinflusste bis heute so viele Körbewerfer: Bill Russell war ein unglaubliches Phänomen - er tat auch abseits des Parketts das Richtige. Ein Nachruf.

Von Jonas Beckenkamp

Um die Bedeutung von Bill Russell für den Basketball zu verstehen, braucht es gute Augen. Wer ihm auf 60 Jahre alten, krisseligen Schwarz-Weiß-Bildern zuschaut, wie er von "coast to coast" dribbelt, also quasi über das ganze Spielfeld, um dann einen Dunk in den Korb zu hämmern, sieht den Wegbereiter einer ganzen Sportart. Als Basketballer war Russell, der 1934 in Louisiana geboren wurde, ein unglaubliches Phänomen: ein baumlanger Kerl, der fast wie in einem Videospiel über alle hinwegspringen konnte.

Athletik, Spielverständnis, Ballgefühl, Grazie und sportlicher Ehrgeiz zählten zu seinen Tugenden. Er war im wahrsten Sinn einer der größten, die es in der NBA je gegeben hat - vor allem in der Defensive. Elf Meistertitel sicherte er seinen Boston Celtics zwischen den Jahren 1957 und 1969 als krakenhafter, alles dominierender Center und am Ende sogar als Spielertrainer. Fünfmal war er bester Akteur der Liga, unzählige Rekorde stehen bei ihm zu Buche. Und er hat sie alle beeindruckt und beeinflusst: Seinen Rivalen Wilt Chamberlain, Shaquille O'Neal, Magic Johnson oder den ebenso mächtigen Kareem Abdul-Jabbar, der nun sagte: "Bill war die Quintessenz eines 'Big Man'. Nicht nur wegen seiner Länge, sondern wegen der Größe seines Herzens."

Zum Tod von Ademola Okulaja
:Kämpfer und Gentleman

Ob am Ball oder im richtigen Leben: Der Basketballer Ademola Okulaja hat sich gegen sein Schicksal gestellt. Nun ist er im Alter von 46 Jahren gestorben.

Nachruf von Volker Kreisl

Ein Typ, der mit seinen Fähigkeiten und seinem Charakter größer war als das Leben. So äußern sich alle, die dem 2,08-Meter-Charismatiker nun hinterherrufen. "Bill Russell ist ein Allzeit-Champion der Champions und ein guter Mann und großartiger Amerikaner, der alles getan hat, um das Versprechen eines Amerikas für alle Amerikaner einzulösen", schrieb etwa US-Präsident Joe Biden. "Heute haben wir einen Giganten verloren", teile Bidens Amtsvorgänger Barack Obama mit, "so groß, wie Bill Russell war, sein Vermächtnis reicht darüber hinaus - sowohl als Spieler wie auch als Persönlichkeit."

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Auf und neben dem Parkett engagierte sich Russell immer wieder für den Kampf gegen Rassismus, er ging gemeinsam mit Martin Luther King für die Belange der Bürgerrechtsbewegung demonstrieren. 1961 boykottierte er eine Partie, um auf die Diskriminierung von People of Color im Basketball aufmerksam zu machen. "Bill Russell war ein Pionier - als Spieler, als Sieger, als erster schwarzer NBA-Headcoach und als Aktivist", sagt Michael Jordan heute. "Er hat für jeden schwarzen Spieler, der nach ihm in die Liga kam, den Weg geebnet und ein Beispiel gesetzt - inklusive mir."

SZ PlusInterview mit Franz und Moritz Wagner
:"Sag' mal, Alter, was leben wir eigentlich für ein Leben?"

Die Brüder Moritz und Franz Wagner spielen in der NBA gemeinsam für Orlando Magic. Sie sprechen über die Vorteile ihrer Wohngemeinschaft, die wilde Welt der NBA und die Härten ihres Berufs.

Interview von Jürgen Schmieder

So bleibt von dieser Ausnahmeerscheinung vor allem ein Moment in Erinnerung: 2017 betrat ein sichtlich gealterter Russell bei den NBA-Awards die Bühne, er sollte oben auf dem Podium etwas zu seinen Nachfolgern unter den "Big Men" sagen: David Robinson, Shaq, Dikembe Mutombo, sie alle schauten den Geehrten erwartungsvoll an. Knisternde Stille. Und Russell furztrocken: "Ich würde euch allen auch heute noch den Hintern versohlen."

In der vergangenen Nacht ist der erfolgreichste NBA-Profi der Geschichte im Alter von 88 Jahren friedlich im Beisein seiner Frau Jeannine gestorben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Zum Tod von Kobe Bryant
:Stadt ohne Engel

Der Tod von Kobe Bryant treibt den Bewohnern von Los Angeles die Tränen in die Augen. Der Basketballer hat die Stadt geprägt - weil er, trotz seines Talents, ein Arbeiter geblieben ist, der seine Fehler hatte.

Von Jürgen Schmieder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: