Lange Sportlerkarrieren sind oft wie Abenteuerreisen, so auch die von Ademola Okulaja. Dessen Laufbahn führte ihn auf große Höhen und in tiefe Krisen, ehe er nach vielen Stationen in Europa und den USA und als einer der wichtigsten deutschen Basketballer 2008 zurückgetreten war. Nun ist er, für die Öffentlichkeit überraschend, im Alter von 46 Jahren gestorben.
Basketball:Trauer um Ademola Okulaja
Der ehemalige Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft ist im Alter von 46 Jahren gestorben. Seine Wegbegleiter reagieren schockiert auf die Nachricht - und würdigen ihn als Legende.
Okulaja, späterer Spitzname "Warrior", Krieger, zählte zu jenen Profisportlern, die sich bereits in ihrer Jugendzeit in einem speziellen Milieu durchsetzen mussten. Seine ersten Erfahrungen holte er sich, nachdem er als Dreijähriger aus Lagos/Nigeria nach Deutschland gekommen war, irgendwann beim Streetball. Zum Höhepunkt seiner Karriere war er Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, zusammen mit Dirk Nowitzki zählte er zu den wichtigsten Spielern bei der EM 2001 (Platz vier) und auf dem bislang höchsten Punkt im deutschen Basketball, dem Gewinn der WM-Bronzemedaille 2002 in den USA. Zuvor schon hatte er als wesentlicher Teil der Mannschaft von Alba Berlin den Korac-Cup gewonnen.
Ein Vorbild auf dem Basketball-Feld und fürs ganze Leben
Sein plötzlicher Tod - die Ursache ist noch unbekannt - rief zahlreiche bestürzte Reaktionen hervor. "Das ist so schwer zu begreifen und so unfassbar traurig", schrieb Marko Pesic, FC-Bayern-Manager und einst Mitspieler Okulajas. "Die Alba-Familie hat heute einen Freund und langjährigen Wegbegleiter verloren", erklärte Marco Baldi, Geschäftsführer des Berliner Erstligisten. Auch der FC Barcelona trauert - "um eine deutsche Basketball-Legende". Okulaja habe alles Gute am Basketball "als echter Wettkämpfer auf dem Feld und als noch besserer Gentleman außerhalb davon dargestellt", sagte Jordi Bertomeu, der Chef der Euroleague.
Dennoch blieb Okulaja auch eine Persönlichkeit mit gegensätzlichen Facetten. Im Spiel entwickelte er Ehrgeiz und auch Streitlust. Vor Medienvertretern legte er sich einmal mit seinem Bundestrainer Svetislav Pesic an, weil dieser sich über Okulajas NBA-Ambitionen mokierte. Er schaffe das sehr wohl, teilte Okulaja darauf Pesic mit, jedoch: "Du nicht". Auch wenn Pesic damals eher recht hatte und sein Schüler über seinen Erfolg am College von North Carolina nicht wesentlich hinauskam, so blieb Okulaja dennoch ein außergewöhnlicher Spieler. Er wurde mehr und mehr ein Vorbild nicht nur auf dem Basketballfeld, sondern überhaupt fürs Wesentliche im Leben.
Der Krebs galt als nicht heilbar, aber man konnte eine "Pausetaste" drücken
Denn nachdem er Erfolge genießen konnte, trafen ihn auch die Tiefschläge des Schicksals. Nicht nur im Sport, als er dreimal schon fast ein NBA-Engagement bekam und doch im letzten Moment wieder aus dem ersten Kader flog. Sondern auch in jener Phase, als 2008 sein Leben abrupt bedroht war. Okulaja hatte Krebs, eine aggressive Form, entdeckt worden war sie während der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Peking. Zunächst waren da, so erzählte er später dem Magazin Five, nur die ihm bekannten Rückenschmerzen, dann aber stellte sich heraus, dass die Ursache auf einen Tumor in der Wirbelsäule zurückging, einen, der erfahrungsgemäß die Lebensdauer verkürzt. Dieser sei nicht komplett heilbar, berichtete Okulaja, aber man könne "quasi die Pausetaste drücken".
In den Spitzensport ist er dann nicht zurückgekehrt, aber das Leben ging doch weiter. Okulaja stürzte sich auf andere Aufgaben, ähnlich intensiv wie in seiner Sportkarriere. Er gründete zusammen mit einem Freund eine Agentur, die Rapper vertrat - wenn man so will, in der Musik das Pendant zum Straßenbasketballer, der er selber einmal war. Bis zuletzt bildete er sich weiter, unter anderem auch in Sportmarketing. Als er Spieleragent wurde, verhalf er unter anderem dem deutschen Top-Spieler Dennis Schröder dazu, in der NBA unterzukommen.
Es war jener Traum, den er sich selber nie verwirklichen konnte. Warrior - dieser Spitzname blieb dennoch passend.