Basketball:Der Brandverhinderer

Basketball: Alter Geschäftsführer, alter Trainer, aber neuer Gesellschafter (v.l.): Philipp Höhne, Oren Amiel, Verena Schraner und Stefan Schraner von der Schraner-Group.

Alter Geschäftsführer, alter Trainer, aber neuer Gesellschafter (v.l.): Philipp Höhne, Oren Amiel, Verena Schraner und Stefan Schraner von der Schraner-Group.

(Foto: Daniel Löb/Daniel Löb)

Der neue Alleingesellschafter Stefan Schraner setzt bei Bambergs Basketballern auf Kontinuität und will sich aus dem Tagesgeschäft heraushalten. Trainer Oren Amiel, der "pflichtbewusst" mit dem Etat umgegangen sei, darf trotz der verpassten Playoffs bleiben.

Von Christoph Leischwitz

Mit Umbrüchen kennen sie sich ganz gut aus bei den Bamberger Basketballern, man könnte sogar sagen, in den vergangenen Jahren wurde der Umbruch zum Normalfall, freilich mit mäßigem Erfolg, eher mit einer Tendenz nach unten. Am Ende der Hauptrunde der Basketball-Bundesliga (BBL) vor zwei Wochen hatte Brose Bamberg erstmals nach 22 Jahren die Playoffs verpasst. Doch zumindest hat man in all der Hektik, die in den vergangenen Monaten wegen der ungewissen Zukunft herrschte, noch Zeit gefunden, dazuzulernen. Jetzt steht der größte Umbruch an, der Stabwechsel unter den Alleingesellschaftern, doch er kommt vergleichsweise harmonisch daher, und mit so wenigen Personalwechseln wie möglich.

"Mir geht's immer noch gut", scherzt Stefan Schraner gleich zu Beginn der Pressekonferenz, er hat die Entscheidung also zumindest bis jetzt noch nicht bereut, die GmbH von Broses Vorsitzendem Michael Stoschek zu übernehmen. Der Neue gibt sich bei seinem ersten Auftritt eher unprätentiös, macht erst einmal klar, dass seine Frau Verena ebenfalls dazugehört. Die Schraners leiten eine Unternehmensgruppe in Erlangen, die Schwerpunkte sind Brandmelde- und Sicherheitstechnik. Schraner, 53, ist damit also explizit kein Feuerwehrmann, der erst ankommt, wenn es brennt. Sondern jemand, der lieber vorausschauend denkt, und sich ergo auch gar nicht allzu sehr ins operative Geschäft einmischen will. "Das liegt nicht in der Natur der Schraners", sagt er. Wichtig ist vor allem, dass nach den fränkischen Zukunftssorgen, die alle drei Bundesliga-Vereine im Winter fast zeitgleich bekanntgaben, der freie Fall erst einmal aufgehalten wird - auch wenn Medi Bayreuth nun abgestiegen ist.

Michael Stoschek hatte schon im Januar offiziell verkündet, aussteigen zu wollen. Und schon während Corona erfolglos versucht, Anteile zu verkaufen. Zur Begründung für den Ausstieg hieß es unter anderem, die Stadt habe zu wenig Engagement gezeigt. Brose bleibt aber, wie versprochen, erst einmal Hauptsponsor, ein kleiner siebenstelliger Betrag wird wohl fließen. Schraner muss zunächst vor allem für die von der Liga geforderte Eigenkapitalsumme von 250 000 Euro geradestehen.

"Dass es ein Alleingesellschafter wird, das hatten wir tatsächlich auch nicht auf dem Schirm", sagt Höhne

Im Winter hieß es, die GmbH habe bereits drei Interessenten gefunden, die sich die Gesellschafter-Verantwortung teilen wollen, zwei weitere würden noch gesucht. "Dass es ein Alleingesellschafter wird, das hatten wir tatsächlich auch nicht auf dem Schirm", sagt jetzt auch Philipp Höhne, der Geschäftsführer der GmbH. "Ich bin froh, dass es so funktioniert hat, es hat unfassbar lange gedauert", merkt er an und fügt hinzu, dass er zumindest nichts von enttäuschten Kandidaten gehört habe, die nun aus dem Feld geworfen wurden.

Erfreut ist Höhne auch, weil ihm der neue Gesellschafter das Vertrauen schenkt - "ein Geschäftsführer wird ja auch schnell mal ausgetauscht", sagt Höhne, wohl auch mit Blick auf die Tatsache, dass für Geschäftsführer, Trainer und Sportdirektoren eine Drehtür in der Geschäftsstelle Sinn ergeben hätte in den vergangenen Jahren. Jetzt könne er sich aufs Geschäft konzentrieren, "es ist jetzt schon fast Juni, die neue Saison kommt mit ganz großen Schritten" sagt er.

Und darf dann gleich erst einmal einen weiteren Verbleib bekanntgeben. Trainer Oren Amiel darf trotz der sportlichen Enttäuschung bleiben, vor allem, weil es menschlich eben passe. Wobei sich der Vertrag des 51-jährigen Israelis nur dann um ein weiteres Jahr verlängert, wenn das Team die Playoffs erreicht. Amiel sei in der vergangenen Saison sehr pflichtbewusst mit dem Etat umgegangen, deshalb werde dies bestimmt jetzt auch wieder so sein.

Der Fiba Europe Cup ist ein "Draufzahlgeschäft" - zu "99 Prozent" wird Bamberg kommende Saison nicht international spielen

Wie viel Geld zur Verfügung steht, das blieb erst einmal offen. Schraner betont, die Mannschaft erst einmal wieder in "ruhige Fahrwasser" bringen zu wollen. Man will Planungssicherheit liefern, nicht mehr und nicht weniger. Einen breiteren Kader hätte Amiel aber schon gerne, selbst wenn das den Abschied von geschätzten Spielern wie Patrick Miller bedeutet: "Wir werden nicht das ganze Paket für einen einzelnen Jungen riskieren. Wir werden in den kommenden Tagen reden, wir werden sehen." An einem "Draufzahlgeschäft" (Höhne) wie dem Fiba Europe Cup herrscht im Moment kein Interesse, zu "99 Prozent" werde man kommende Saison nicht international spielen, so der Geschäftsführer.

Noch nicht ganz sicher ist, wie die Halle in der "freak city" künftig heißen wird. Laut einem lokalen Radiosender geht die Tendenz klar dahin, "Brose Arena" beizubehalten. Es passt darüber hinaus zu Schraners bescheidenem Auftreten, dass die Mannschaft künftig nicht "Schraner Bamberg" auf dem Trikot stehen haben wird. Daran sehe man ja nur, sagt Höhne, mit welch heißer Nadel in den vergangenen Wochen gestrickt wurde - mit solchen Kleinigkeiten habe man sich noch gar nicht aufhalten können.

Einer wird am Schluss der Pressekonferenz dann doch noch verabschiedet, der Mediendirektor Thorsten Vogt - er wechselt zur früheren Gesellschafter-Firma Brose. "Es war ein hell of a ride", sagt er über seine zwölf Jahre, ein höllischer Ritt. Da trifft es sich gut, dass nach dem Aufruf an die Fans, Vorschläge einzuschicken, der Name "Bamberg Riders" dem Vernehmen nach weit vorne liegt.

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