Barcelona in der Champions League:Messis Tor der Unmöglichkeit

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Er schon wieder: Lionel Messi ist als Fußballer ganz okay. (Foto: Getty Images)
  • Beim 3:0 des FC Barcelona gegen Chelsea staunt das ganze Stadion wieder einmal über Lionel Messi.
  • Die Katalanen erreichen locker das Viertelfinale der Champions League - auch, weil die Engländer lange zu wenig Mut zeigen.

Von Benedikt Warmbrunn

98 Tore hatte Lionel Messi vor diesem Mittwochabend in der Champions League für den FC Barcelona erzielt, und da er eher selten von der eigenen Spielfeldhälfte aus trifft, gibt es nur noch wenige Abschnitte im Strafraum, von denen aus Messi kein Tor erzielt hat. Am Mittwochabend jedoch fand er so einen Flecken. Dazu musste Lionel Messi allerdings einen Winkel wählen, der so spitz war, dass es fast schon unmöglich war zu treffen. Doch dort, wo es fast unmöglich wird, fängt es für Messi offenbar erst an, interessant zu werden. Und so traf er, obwohl er fast schon auf der Torauslinie stand.

127 Sekunden waren im Rückspiel im Achtelfinale in der Champions League zwischen Barcelona und dem FC Chelsea gerade einmal gespielt, als Messi dieses Tor der Unmöglichkeit erzielte. Und so nahm ein unterhaltsamer Abend schon früh seinen Lauf. Am Ende siegte Barcelona 3:0 (2:0) - nach dem 1:1 vor drei Wochen in London erreichten die Katalanen dadurch als letzte Mannschaft das Viertelfinale.

Schon in diesem ersten Tor zeigten sich all die Eigenschaften, die Barcelona an diesem Abend zur letztlich besseren Mannschaft werden ließen: Spielwitz, Geschwindigkeit, Kombinationssicherheit. Ein Doppelpass zwischen Ousmane Dembélé und Messi, Chelseas Marcos Alonso fälschte ab zu Luis Suárez, dem dritten Angreifer aus dem Dreigestirn des FC Barcelona. Suárez lenkte den Ball direkt weiter zu Messi, der zögerte minimal, er erkannte ja selbst, dass der Winkel ein unmöglich spitzer war. Dann schoss er den Ball durch die Beine von Chelseas Torwart Thibaut Courtois, es sah aus wie die einfachste Übung dieser und aller anderen Welten.

Im Hinspiel in London hatte Barcelona noch mehr Ballbesitz gehabt, Chelsea dagegen die besseren Torchancen, und weil sich für die Gäste an der Ausgangslage durch Messis Tor nichts geändert hatte - Chelsea brauchte weiterhin mindestens ein Tor fürs Weiterkommen -, spielte die Mannschaft von Antonio Conte einfach unbekümmert nach vorne. Und kam so erneut zu einigen Gelegenheiten.

Chelsea hatte auch Drangphasen - sie endeten stets mit Gegentoren

In der neunten Minute klärte Andrés Iniesta mit einer Grätsche im Strafraum gerade noch rechtzeitig gegen Moses. Drei Minuten später probierte es Willian mit einem Distanzschuss, Marc-André ter Stegen parierte sicher. Die Drangphase der Gäste endete mit einem Konter des Gastgebers, und weil dieser über Messi lief, wurde es prompt wieder gefährlich. Dieser klaute erst Cesc Fàbregas den Ball, dann dribbelte er zum Strafraum, passte zwischen drei Verteidigern hindurch zu Dembélé. Der frühere Dortmunder stoppte den Ball, dann traf er eiskalt (20.) - es war sein erstes Tor im zwölften Spiel für Barça.

Auch von diesem zweiten Gegentreffer ließ sich Chelsea jedoch nicht schocken. Ngolo Kanté hatte gleich die Chance zum Anschlusstreffer, gestört wurde er im Strafraum jedoch vom Mitspieler Fàbregas. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit traf Marcos Alonso mit einem Freistoß noch den Pfosten.

Auch im zweiten Durchgang blieb das Tempo hoch, und wieder hätte Barcelona ein frühes Tor erzielen können: Suárez scheiterte an Courtois, nachdem der Torwart selbst die Szene mit einem schlampigen Abspiel eingeleitet hatte (47.). Eine Minute später klärte Dembélé im Strafraum mit einer Grätsche gegen Alonso. Chelsea hatte sich offenkundig noch nicht aufgegeben, die Gästen waren in diesen Minuten aggressiver, sie zeigten mehr Initiative - doch wieder endete die Drangphase mit einem Tor für den Gastgeber.

Suárez passte zu Messi, der kurvte, den Ball eng am Fuß, in den Strafraum hinein, an der halben Hintermannschaft vorbei. Wieder war Messi so schnell, dass der Winkel auf einmal spitz war, wenn auch nicht so spitz wie beim 1:0. Auf Höhe des Fünfmeterraumes schoss Lionel Messi, erneut ging der Ball durch die Beine von Courtois, es war die Entscheidung (63.). Es war das 100. Champions-League-Tor des Argentiniers, der vor wenigen Tagen zum dritten Mal Vater geworden ist.

Und ein paar Flecken im Strafraum hat er sich bestimmt noch aufgehoben.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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