Letztlich spielte das aber an diesem Samstagabend keine Rolle mehr. Beide waren jetzt da und es ging nur um den Titel. Beide waren schon mal in Finals gewesen, Wozniacki 2009 und 2014 bei den US Open, Halep 2014 und 2017 bei den French Open. So ganz haben beide die verpassten Chancen bis heute nicht vergessen. "Wir sind sieben Jahre weiter und der Gedanke ist immer noch da", hatte Wozniacki nach dem Halbfinalsieg gegen die Belgierin Elise Mertens gestanden. 2011 hatte sie im Halbfinale Matchball gegen die Chinesin Li Na und verlor. Für Halep wäre ein Sieg in Melbourne "größer als die Nummer eins" gewesen, hatte die Spielerin zugegeben, die im vergangenen Jahr an die Spitze aufgestiegen war und bei den Australian Open an Eins vor Wozniacki gesetzt war.
Es ging um die Erfüllung eines Traumes, der schon mehrmals zum Greifen nahe war.
Das Match begann so unerwartet, wie das Halbfinale von Halep gegen Kerber begonnen hatte. Halep war gegen die Deutsche im ICE-Tempo (in einem funktionierenden) gleich auf 5:0 davongezogen. Nun führte die forschere Wozniacki verdient 3:0, nach einem Break zum 2:0. Sie transportierte den Vorteil bis zum 5:2, doch bei 5:3 schaffte sie es nicht, ihr Aufschlagspiel durchzubringen. Es ging in den Tie-Break. Und jetzt dominierte Wozniacki, weil sie mutiger, aggressiver agierte. Das war die Erkenntnis dieses ersten Satzes: Es punktete meist diejenige in diesem oft hochklassigen, engen Duell, die den Punkt selbst machen und nicht den Fehler vermeiden wollte.
Beide Spielerinnen müssen behandelt werden
Im zweiten Satz sank die Qualität des Matches etwas, was auch an der immer stickiger werdenden Luft lag. Die Temperatur betrug 31 Grad, die Luftfeuchtigkeit war jenseits der 50-Prozent-Grenze, es wehte kein lindernder Wind. Halep rief bei 2:2 nach Arzt und Physiotherapeut. Ihr Blutdruck wurde gemessen. Matt schlich sie fortan nach Punkten umher. Trotzdem ließ sie spielerisch nicht nach. Im Gegenteil. Sie nahm Wozniacki den Aufschlag ab zum 5:3, wehrte Breakbälle ab - 6:3.
Beide kämpften jetzt mit dem Befinden. Halep hatte laute Unterstützer, viele Rumänen waren im Stadion. Wer würde sich die Erlösung verdienen? Die Regeln der sogenannten "Extreme Heat Policy" griffen nun, aufgrund der Kombination aus Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Es gab zehn Minuten Pause vor dem dritten Satz, in den Wozniacki sich besser reinbiss. 1:0, Break, 2:0. Es wurde ein Duell der Nerven, der letzten Energiereserven. Breaks und Re-Breaks reihten sich aneinander. Halep ging erstmals in Führung, 4:3. Wozniacki rief ihrerseits nach dem Physio, ihr linkes Knie schmerzte. Es wurde mit einem Klebeband stabilisiert. Ihr gelang der Konter, 4:4. 5:4 für Wozniacki. Und es folgte das letzte Aufschlagspiel.
Einen Wunsch hat sich Wozniacki allerdings noch nicht erfüllen können. Als sie jedem Helfer in ihrer Box gedankt hatte, ihrem Vater etwa, der ihr Trainer ist, und ihrem Verlobten, kam sie auf ihren Manager zu sprechen. "Ich hoffe, es klappt jetzt mit dem Elle-Cover." Sie lachte herzhaft auf.