Australian Open:Zverev braucht Matches wie dieses

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Der Fuß hält, die Fitness wird besser: Beim Fünfsatz-Krimi in der ersten Runde gegen den Peruaner Varillas lernt Alexander Zverev, dass seine Form langsam zurückkehrt - auch Dirk Nowitzki ist auf der Tribüne angetan.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Dirk Nowitzki hat einfach immer noch ein Gefühl für das richtige Timing. "Ich schau' mir mal den fünften Satz von Andy Murray an", sagte er. Zufällig hatte die frühere Basketball-Größe der Dallas Mavericks direkt bei den Sitzplätzen in der Margaret Court Arena gesessen, die für die Berichterstatter vorgesehen sind. Er schnappte sich seine Wasserflasche und verschwand für eineinhalb Stunden.

Als Nowitzki zurückkam, diesmal mit seiner Frau, hatte er gute Nachrichten zu übermitteln. "War klasse", sagte er und lächelte. Er hatte sich ja den fünften Satz in der Erstrundenpartie zwischen Andy Murray und Matteo Berrettini angesehen. Der Schotte und der Italiener hatten es sich in der Rod Laver Arena, nur wenige Schritte entfernt, in einem spektakulären Spiel ordentlich gegeben.

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4:54 Stunden hatten sie sich duelliert, ehe Murray, der 35-Jährige mit der künstlichen Hüfte, den Römer mit 6:3, 6:3, 4:6, 6:7 (7) und 7:6 (10:6) besiegt hatte. Wieder zurück wollte Nowitzki sich die Schlussphase von Alexander Zverevs Match ansehen, mit dem er befreundet ist und vor einigen Tagen ein paar Bälle geschlagen hatte. So erlebte er die nächste Partie, die in seinem Sinne zu Ende ging, Zverev setzte sich im Duell mit dem Peruaner Juan Pablo Varillas 4:6, 6:1, 5:7, 7:6 (3), 6:4 durch. Seine Leistung war so wechselhaft wie das Ergebnis.

"Ich bin müde, aber extrem glücklich. Ich habe es vermisst. Dieser Sieg alleine war die Arbeit der letzten Monate wert", sagte Zverev nach dem Erfolg in seinem ersten Grand-Slam-Einsatz seit dem Halbfinale in Paris im vergangenen Jahr; bei den French Open war er umgeknickt, gleich mehrere Bänder waren dabei gerissen. "Ich kann den Rest des Turniers nicht erwarten", sagte Zverev. Nowitzki indes wird an diesem Mittwoch, verriet er beim Gehen, die Heimreise antreten. Mit seiner Familie hatte er ein paar schöne Tage in Melbourne genossen.

Dirk Nowitzki schaut in Melbourne zu und erlebt spannende Matches - auch von Andy Murray

Zverev präsentierte sich bei der Pressekonferenz gelöst, er braucht ja Matches, hatte er oft betont, jetzt hat sich der 25-Jährige schon mal eine Zweitrunden-Partie gesichert. Er ordnete seine Leistung sachlich ein. "Es gab Momente, wo ich schlecht gespielt habe, zum Beispiel im dritten Satz ist mein Level sehr gedroppt", meinte Zverev, "ich habe das beste Tennis im Tie-Break des vierten Satzes gespielt. Im fünften Satz habe ich meine Nerven gut zusammengehalten." Positiv zudem: In Sydney, beim United Cup, als er zwei Matches klar verloren hatte, hatte er noch gesagt, dass er schneller schlapp werde als vor der Verletzung.

Nun sagte er: "Ich fühle mich komplett anders, als ich mich in Sydney gefühlt habe." Auch sein rechter Fuß habe ihm keine Probleme bereitet, er sprach gar von einem "deutlichen Schritt nach vorne". Spielerisch steigern sollte er sich aber auch, phasenweise agierte er viel zu passiv und variantenlos, das Match hatte er ja zudem erst wieder an sich gerissen, als er den Mut wieder in sich entdeckte. Er trifft nun entweder auf den Amerikaner Michael Mmoh oder den Franzosen Laurent Lokoli.

Zverevs Sieg war der bislang einzige deutsche Erfolg in den Einzeln, nach sechs Niederlagen von sechs DTB-Vertretern am Montag reihte sich am Dienstag auch Jan-Lennard Struff als Verlierer ein. Der 32-Jährige hatte gegen den Amerikaner Tommy Paul beim 1:6, 6:7 (6), 2:6 nur im zweiten Satz seine Möglichkeiten ausgeschöpft.

Tatjana Maria und Laura Siegemund müssen erst noch antreten, ein Regensturz führte zu einer langen Unterbrechung auf den Außenplätzen. Wieder einmal anspruchsvolles Wetter also. Am Nachmittag hatte es bereits eine Pause für alle gegeben, die nicht in den überdachten großen Stadien spielten. Eine dreistündige Pause wohlgemerkt, da bei Temperaturen um die 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit die Hitze-Regel griff, die die Profis schützen soll.

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