Christof Kreutzer wird sich ab sofort wieder intensiver mit etwas beschäftigen müssen, auf das er allzu gerne verzichtet hätte: mit der DEL2, der zweithöchsten Eishockey-Liga Deutschlands. Ein besonderes Auge wird der Trainer der Augsburger Panther dabei auf die Kassel Huskies und die Krefeld Pinguine haben. Diese zwei Klubs sind die einzigen, die den Aufstieg in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) realisieren könnten - und damit den Abstieg der Augsburger besiegeln würden.
Kreutzers Panther verloren am Sonntagnachmittag ihr Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG 1:3, und damit steht bereits einen Spieltag vor Ende der DEL-Hauptrunde fest, dass die Schwaben die Saison als Tabellenletzter beenden werden. Der "Strohhalm", nach dem Kreutzer im letzten Augsburger Heimspiel der Saison greifen wollte, er wurde aus der Hand gegeben.
Ob das auch bedeutet, dass sie runter in die DEL2 müssen, werden allerdings erst die Playoffs in der zweiten Liga zeigen, die Mitte März beginnen und Ende April enden. Sollten sich Kassel oder Krefeld zum DEL2-Meister küren, wäre der Augsburger Abstieg fix. In jedem anderen Fall blieben sie im Oberhaus. Die 30. Augsburger DEL-Saison, sie könnte erst einmal die letzte gewesen sein. Muss sie aber nicht.
Vergangene Saison waren die Augsburger in derselben Situation. Monatelang hingen sie im luftleeren Raum zwischen DEL und DEL2, ehe feststand, dass sie doch oben bleiben würden, da sich die Ravensburg Towerstars den DEL2-Meistertitel sicherten und diese nicht die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Aufstieg hatten. Kreutzer weiß also, was auf ihn zukommt - wenn es denn noch auf ihn zukommt: "Kreutzer raus", hatten Fans im letzten Heimspiel auf ein Plakat geschrieben, nach der Schlusssirene gab es lautstarke Unmutsbekundungen von den Rängen gegen ihn und auch gegen Hauptgesellschafter Lothar Sigl.
Die Niederlage gegen die DEG war die siebte in Serie
Augsburgs letzter Tabellenplatz hatte sich bereits länger angedeutet. Die Niederlage gegen die DEG war die siebte in Serie, den Panthern ging auf der Hauptrundenzielgeraden gehörig die Puste aus. Zur nervlichen Belastung und der großen Unsicherheit, in welcher Liga es kommende Saison weitergeht, kommen nun auch ganz praktische Probleme: Potenziell interessante Spieler, denen auch andere Angebote vorliegen, werden sich in der abermals ungewissen Augsburger Lage aktuell wohl kaum für die Panther entscheiden.
Den Schwaben droht also das, was sie vergangenes Frühjahr schon durchlebt haben: Sie können ihren Kader erst sehr spät zusammenstellen, wenn andere Klubs lange schon ihre Personalaufgaben erledigt haben. Die drohende Konsequenz im Falle eines erneuten Verbleibs in der DEL: erneut ein Kader, der wohl dem Abstiegskampf geweiht wäre. Es ist eine Spirale, aus der die Panther unbedingt herauswollten, in der sie nun aber wieder gefangen sind.
"Wir können eigentlich nicht warten, denn dann sind viele Spieler nicht mehr zu haben, gerade was den deutschen Markt anbelangt", hatte Kreutzer bereits Ende Dezember im Tagesspiegel erklärt. Aber dem AEV bleibt nichts anderes übrig, als wieder zu warten. Vergangenes Frühjahr war es beispielsweise so, dass Stützen der Mannschaft wie Dave Warsofsky, Matt Puempel oder Samuel Soramies noch nicht woanders unterschrieben hatten - und spät doch noch weiterverpflichtet werden konnten. Ob solche Spieler aber erneut zu einem späten Zeitpunkt noch verfügbar sind? Garantie gibt es dafür keine.
Das letztjährige Frühjahr war also eine Blaupause für die Augsburger. Die Klubführung wird sich erst einmal wieder vorrangig mit der DEL2 beschäftigen müssen und gleichzeitig die leise Hoffnung hegen, sich wie schon im vergangenen Frühjahr plötzlich doch wieder auf die DEL konzentrieren zu können. Als der Ligaverbleib spät klar war, "war das nicht so einfach für mich", sagte Kreutzer zu Saisonbeginn, es habe ein paar Tage gedauert, bis er "wirklich umdenken" konnte. Er musste erst sortieren, dass weltweit "von jetzt auf gleich" wieder deutlich mehr Spieler für die Panther infrage kamen. Spieler, die DEL spielen wollen, nicht DEL2. Abermals solchen Stress zu haben, wäre aus gesundheitlicher Sicht wohl nicht ideal - und trotzdem ist es das, auf das alle bei den Panthern hoffen. Schon wieder.