Leverkusen besiegt Bremen:Kadlec knackt Werder

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Michael Ballack agiert mäßig, der eingewechselte Simon Rolfes leitet das Siegtor ein: Bayer Leverkusen gewinnt durch das Tor eines Abwehrspielers 1:0 gegen Bremen - doch der ehemalige DFB-Kapitän könnte bald wieder auf der Bank sitzen. Kaiserslautern läuft gegen Augsburg über 70 Minuten einem Rückstand hinterher, dann macht ein starker Israeli den 1:1-Ausgleich.

Am Ende war es wieder einmal Simon Rolfes, der entscheidenden Anteil an einem Erfolg von Bayer Leverkusen hatte - und das, obwohl der Bayer-Kapitän der Partie gegen Werder Bremen über weite Strecken aus ungewohnter Position beiwohnen musste: Robin Dutt hatte Rolfes zunächst auf die Bank beordert - und im Sky-Interview erklärt, er könne immer nur mit Rolfes oder Michael Ballack im Mittelfeld spielen. Dieses Mal hatte also Ballack den Vorzug bekommen, doch es war Rolfes, der mit seinem Einsatz kurz vor Schluss Michal Kadlec den Siegtreffer für Bayer auflegte.

Und dann kamen Rolfes und Kadlec: Eine Koproduktion der beiden Leverkusener führte letztelich zum 1:0. (Foto: dapd)

Rolfes war erst zwei Minuten zuvor für Michael Ballack eingewechselt worden und verhalf seinem Team mit einem geschickten Querpass vor dem Fünfmeterraum zu einem ersten Durchatmen in dieser Saison. Dagegen ist die Aufbruchstimmung bei Gegner Werder Bremen, der mit einem 2:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern die Saison begonnen hatten, nach der 0:1-Pleite in Leverkusen wieder dahin.

Vor 30.210 Zuschauern in der BayArena waren die Leverkusener in einer durchwachsenen Bundesliga-Begegnung zwar die spielbestimmende Mannschaft, hatten aber gegen eine gut gestaffelte Bremer Hintermannschaft ihre Probleme. Daran vermochte auch Ballack, der sogar die Kapitänsbinde tragen durfte, nicht viel zu ändern. Der Mittelfeldspieler, der entsprechend Robin Dutts Ankündigung für Kapitän Rolfes ins Team gerückt war, war im 250. Bundesligaspiel seiner Karriere zwar bemüht, zündende Ideen gingen vom 34-Jährigen aber kaum aus.

Immerhin, eine andere Baustelle dürfte Bayer vorerst geschlossen haben. Der neue Torhüter Bernd Leno absolvierte eine fehlerfreie Vorstellung, wenngleich er auch nicht allzu oft geprüft wurde. Nach den schwachen Vorstellungen der Adler-Vertreter David Yeldell und Fabian Giefer, der zugleich wegen einer Gehirnerschütterung pausieren muss, hatte Bayer unter der Woche reagiert und den 19-Jährigen bis zum Winter vom VfB Stuttgart ausgeliehen. Ballack und Leno waren aber nicht die einzigen Veränderungen, die Bayer-Coach Robin Dutt nach den jüngsten Enttäuschungen mit dem Pokal-Aus in Dresden und dem Bundesliga-Fehlstart in Mainz vorgenommen hatte.

So erhielten auch Mittelstürmer Stefan Kießling und Gonzalo Castro im Vergleich zum letzten Spiel eine Chance in der Startelf. Zwtl: Wiese verhindert Bayer-Führung Trotzdem hatten die Rheinländer ihre Schwierigkeiten, ins Spiel zu finden. Gefährlich wurde es eigentlich nur, wenn Bayer schnell spielte, was in den ersten 45 Minuten viel zu selten passierte. Die beste Gelegenheit der Dutt-Elf in der ersten Halbzeit besaß noch der Brasilianer Renato Augusto, der Nationaltorhüter Tim Wiese zu einer Parade zwang (13.). Zwtl: Pizarro wieder im Werder-Kader Bei den Bremern gehörte Torjäger Claudio Pizarro erstmals nach zwölfwöchiger Verletzungspause (Bänderriss im Knie) wieder dem Kader an, für einen Einsatz von Beginn an war es aber noch zu früh.

Der Peruaner kam in der 61. Minute zu seinem Comeback. Ohnehin waren die Bremer angesichts ihres großen Verletzungspechs nur mit 17 Spielern nach Leverkusen angereist. Ein unverändertes Bild sahen die Zuschauer zunächst auch in der zweiten Halbzeit. Bayer war tonangebend, agierte aber häufig zu umständlich und in der Offensive zu einfallslos. Erst die Einwechslung von Rolfes in der 83. Minute brachte die Wende. Nach nur zwei Minuten auf dem Platz servierte er Michal Kadlec eine tolle Vorlage, die dieser zum Siegtreffer einnetzte.

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Alle Spiele, alle Tore

Berauschend war es nicht, was der 1. FC Kaiserslautern bei seinem ersten Heimspiel dieser Saison gegen den FC Augsburg bot, doch wer fragt am Ende noch danach. Schließlich hätten die Pfälzer dieses enge Spiel auch verlieren können, nachdem das Team von Trainer Marco Kurz fast die gesamte Spielzeit zurückgelegen hatte. 1:1 stand es nach 90 spannenden, ja teilweise sehr unterhaltsamen Minuten - zu verdanken hatte der FCK den Punktgewinn Zugang Itay Shechter, der in der 80. Minute vor 40.248 Zuschauern den umjubelten Treffer zum Ausgleich besorgte, nachdem Augsburg durch Sascha Mölders schon nach neun Minuten in Führung gegangen war.

Später Ausgleich: Lauterns Itay Shechter überwindet Augsburgs Keeper Simon Jentzsch zum 1:1. (Foto: AFP)

Das 1:0 war bereits das dritte Saisontor des früheren Zweitligaspielers vom FSV Frankfurt - von Torjäger Michael Thurk, der beim FCA nach internen Querelen keine Perspektiven mehr hat, redet im bayerischen Schwabenland wohl bald niemand mehr. Zufrieden waren letztlich aber auch die Lauterer. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie das Spiel noch drehen wollte. Wir haben uns den Punktgewinn erarbeitet", analysierte Lauterns Spielmacher Ivo Ilicevic im Anschluss.

Nach zwei Partien haben die Pfälzer nun immerhin einen Zähler auf dem Konto. Der deutsche Meister von 1998 enttäuschte allerdings trotz einiger Regenschauer - zeitweise bestem Fritz-Walter-Wetter also - lange seine Anhänger. Ohne rechten Mumm und Durchschlagskraft agierten die "Roten Teufel" in der ersten Hälfte, anstatt den Aufsteiger über Kombinationen in die Knie zu zwingen. Ilicevic und seine Kollegen verzettelten sich gegen die vielbeinige Augsburger Defensive zu oft in Einzelaktionen, sie legten erst nach der Pause aus ihre Zurückhaltung ab und kamen zu guten Gelegenheiten - der Ausgleich war dann die logische Folge.

"Die Mannschaft hat alles gegeben und nimmt verdient einen Punkt mit nach Hause", urteilte Gäste-Trainer Jos Luhukay. Bei Manager Andreas Rettig überwog die Freude, "dass wir auswärts einen Punkt geklaut haben. Wir brauchen uns nicht zu sehr zu grämen". Mit Glück und Geschick hatten die Schwaben zuvor gleich mehrere Großchancen vereitelt.

Der FCA verteidigte in seinem ersten Bundesliga-Auswärtsspiel lange klug und schaffte sich zumindest in Halbzeit eins durch schnelle Gegenstöße immer wieder Entlastung. Augsburgs Sommer-Schnäppchen Mölders, im Winter für schlappe 175.000 Euro Ablöse vom Zweitligisten FSV Frankfurt nach Bayern gewechselt, sorgte früh für den ersten Hingucker. Nach einem unnötigen Stolperer von Lauterns Brasilianer Rodnei, der im Mittelfeld das Gleichgewicht und den Ball verlor, narrte der schlaksige Torjäger Abwehrmann Mathias Abel und hämmerte den Ball von der Strafraumgrenze unhaltbar mit links ins linke obere Toreck.

"Das hat er sensationell gemacht", sagte der frühere Lauterer Kapitän und jetzige Augsburger Axel Bellinghausen. Für den 26-jährigen Mölders war es im zweiten Saisonspiel bereits der dritte Treffer, nachdem er vergangene Woche beim 2:2 gegen den SC Freiburg schon beide Augsburger Tore erzielt hatte. Bei den Gastgebern sorgte der Rückschlag für große Verunsicherung. Dabei hatte Lauterns Trainer Marco Kurz das erste Bundesligaspiel der beiden Clubs im Vorfeld noch großspurig als "Duell um den Klassenerhalt" bezeichnet und sein Team bewusst unter Druck gesetzt - schon am zweiten Spieltag.

Doch nach dem 0:1 wollte den Gastgebern erstmal gar nichts mehr gelingen. Glück zunächst für den FCK, dass Florian Dick (19.) in letzter Sekunde gegen Augsburgs Marcel Ndjeng retten konnte. Spätestens nach 34 Minuten hätte Bellinghausen die Gästeführung ausbauen müsste, sein 16-Meter-Schuss strich aber um Zentimeter am Pfälzer Pfosten vorbei. "Wir haben in der ersten Halbzeit den Sieg verschenkt", urteilte Augsburgs Manager Rettig. Nach der Pause kam Lautern wesentlich agiler aus der Kabine und schon in der ersten Viertelstunde zu ersten guten Gelegenheiten.

Sekunden nach Wiederanpfiff scheiterte Olcay Sahan (46.) am Niederländer Jonas De Roeck, der kurz vor der Linie zur Ecke rettete. Sieben Minuten darauf zielte Richard Sukuta-Pasu etwas zu genau, als er den auf der Linie postierten Augsburger Paul Verhaegh anschoss. Augsburgs Keeper Simon Jentzsch hielt später noch gegen Kouemaha (74.), war dann aber gegen Shechters präzisen Schuss zum 1:1 machtlos. Drei Minuten vor Schluss traf der eingewechselte Augsburger Akaki Gogia für den Neuling noch das Lattenkreuz - und hätte der Partie fast noch eine finale Wendung gegeben. Die Pfälzer durften sich am Schluss wieder daran erinnert fühlen, dass der eine Punkt doch ein gewonnener ist.

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