Anti-Doping-Kampf im Schwimmen:Weltspitze im Ankündigen

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Michael Phelps: Tauschte Badekappe gegen Golfschläger (Foto: AFP)

Die Schwimm-WM in Barcelona ist die erste ohne Michael Phelps, der Amerikaner war der Usain Bolt im Wasser. Die Dopingaffären der Leichtathletik färben auch auf den Schwimmsport ab, doch der Weltverband zeigt erstaunlich wenig Interesse an Kontrollen.

Ein Kommentar von Claudio Catuogno

Der Usain Bolt des Schwimmsports spielt jetzt Golf, kurz nach seinem Karriereende bei Olympia in London hat er mal aus 48 Metern einen Putt versenkt. Und das Gute war: Mit dieser Ausnahme-Leistung hat Michael Phelps weit weniger Argwohn erregt als mit all seinen Ausnahme-Leistungen zuvor, die ihn zum erfolgreichsten aller Olympioniken gemacht haben.

Aber wenn nun in Barcelona die Schwimm-WM beginnt, zunächst für Springer, Wasserballer, Synchron- und Freiwasser-Schwimmer, in einer Woche dann auch für die Beckenschwimmer, dann ist die Überfigur des Schwimmens, in der sich Faszination und Zweifel stets wunderbar bündeln ließen, nicht mehr dabei.

Der Usain Bolt des Schwimmsports - was die Bedeutung für die Vermarkter des jeweiligen Weltverbands angeht, konnte man den Schwimm-Rekordler Phelps durchaus vergleichen mit dem Sprint-Rekordler aus der Leichtathletik. Nur mit der Konkretisierung des Zweifels war es bei Phelps immer so eine Sache. Was Usain Bolt angeht, muss man ja einfach mal festhalten: Von den bisher zehn schnellsten 100-Meter-Läufern sind oder waren acht in Dopingaffären verstrickt, aktuell der US-Läufer Tyson Gay und der Jamaikaner Asafa Powell. Das sagt schon mal eine Menge über das Milieu, in dem Bolt sich bewegt.

Und im Schwimmen? Nun, Dopingaffären gibt es da auch. Meistens sehen sie so aus, dass ein Kolumbianer mit Cannabis auffliegt oder ein dänischer Kurzbahn-Weltmeister für drei Monate gesperrt wird, weil er das falsche Asthmaspray nahm.

Ist das Schwimmen also einfach viel sauberer als die Leichtathletik?

"Schwimmen ist nicht sauber", hat gerade sogar der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz festgestellt. Allerdings hat der Weltverband Fina ein besonders geringes Interesse daran, zu erfahren, was seine Athleten beschleunigt. Jahrelang gab es bei Fina-Wettkämpfen gar keine Bluttests, erst auf Druck der Welt-Anti-Doping-Agentur wurde bei der WM 2011 in Schanghai einigen Athleten Blut abgezapft, begleitet von der Ankündigung, man setze sich nun "an die Spitze des Anti-Doping-Kampfs".

Das in Schanghai angekündigte Blutpass-Programm ist aber nur insoweit vorangekommen, als dass man jetzt wieder ein Blutpass-Programm angekündigt hat. Die WM 2015 findet in Russland statt, vermutlich wird die Fina kurz vorher ein Blutpass-Programm ankündigen.

Im Radsport, in der Leichtathletik oder im Ski-Langlauf werden seit langem Blutprofile erstellt, man erwischt damit gewiss nicht alle Doper, aber man erschwert ihr Geschäft. Wenn nun Ryan Lochte, Sun Yang oder Chad le Clos in Barcelona versuchen, Michael Phelps' Erbe unter sich aufzuteilen, weiß man über ihre Blutwerte: fast nichts.

© SZ vom 20.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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