Alex Owetschkin:Zwischen den Welten

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Ein Bild aus dem Jahr 2017: Alexander Owetschkin und Russlands Präsident Wladimir Putin. (Foto: Mikhail Metzel/ITAR-TASS/Imago)

Eishockey-Star Alex Owetschkin wird in Russland und den USA gleichermaßen verehrt. Sein Profilbild bei Instagram zeigt ihn weiterhin mit Putin im Kreml. Könnte er das denn überhaupt ändern?

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Alex Owetschkin tut: nichts. Der Stürmer der Washington Capitals steht auf dem Eis und wirkt, als würde ihn das alles nichts angehen. Die Kollegen wuseln, passen, rangeln - Owetschkin tippelt ein bisschen hin und her. Dann kommt der Puck, auf wundersame Weise ist Owetschkin genau da, wo er sein muss, Schuss, Tor. So ist sein Spiel, so ist er in der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL berühmt geworden in seiner schon 17 Jahre dauernden Karriere, die er 2018 mit dem Stanley-Cup-Sieg veredelte.

Owetschkin, 36, ist Russe, ein Eishockey-Heiliger in seiner Heimat; die Times schrieb mal, er sei dort alleine das, was der Tennisspieler Andy Murray und der Fußballer David Beckham zusammengenommen für Großbritannien seien. Es gibt nun aber diesen Angriffskrieg von Russland in der Ukraine, und natürlich schauen die Leute auf ihn. Und Owetschkin: tippelt um Fragen herum. Er sagte zwar: "Bitte, kein Krieg mehr." Das ist aber bewusst vage. Der Krieg wäre ja auch vorbei, wenn die Ukraine kapitulierte.

Die Rolle von Owetschkin ist kompliziert; nicht nur dadurch, dass er in der US-Hauptstadt Washington spielt und dort als Nicht-Amerikaner verehrt wird wie, um bei der Times-Analogie zu bleiben, sonst nur Dirk Nowitzki in Dallas und der dominikanische Baseballspieler David Ortiz in Boston. Owetschkin hatte 2017 die Initiative #putinteam gegründet, um Wladimir Putin im Wahlkampf zu unterstützen. Zahlreiche prominente Sportlerinnen und Sportler, Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa, Eiskunstläufer Jewgeni Pluschenko oder Schach-Großmeister Sergei Karjakin etwa, schlossen sich an. Zu seiner Hochzeit bekam er ein persönliches Geschenk von Putin, die Privatnummer des Präsidenten soll er im Handy gespeichert haben. Sein Profilbild auf Instagram, noch immer: Owetschkin und Putin im Kreml.

Schon eine unverbindliche "No war"-Aussage brachte ihm in Russland Beschimpfungen ein

"Ich bin neutral", sagte Owetschkin immer wieder zu russisch-amerikanischen Beziehungen: "Ich bin kein Politiker. Ich habe keine Ahnung, was da vor sich geht. Ich will keinen Konflikt zwischen den beiden Ländern."

Es ist für russische Sportler, gerade im Ausland, aber auch nicht so einfach, sich zur aktuellen Lage zu äußern, abseits der nichtssagenden No-War-Statements. Die Tennisspielerin Daria Gawrilowa, die in Moskau zur Welt kam und mittlerweile für Australien startet, fasste es kürzlich mit einem Satz zusammen: "Ich habe Familie in Moskau." Schon Owetschkins No-War-Aussage sorgte offenbar für Verwerfungen in der Heimat, seine Accounts auf Twitter und Instagram wurden von Pro-Russland-Accounts überschwemmt mit teils deftigen Beleidigungen. Es hieß zunächst, dass er sein Instagram-Foto mit Putin durch ein Symbol für Weltfrieden ersetzen wollte - es dann aber nicht tat, weil seine Frau, beide Kinder und die Eltern derzeit in Russland sind.

Es sagt viel über die Zustände in Russland aus, wenn selbst einer, der in diesem Land verehrt wird, zur Lage offenbar nichts tun und nichts sagen kann.

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