Ärger zwischen Williams und Scharapowa:Schmutziges Spiel in Weiß

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Bei den French Open zog Maria Scharapowa den Kürzeren gegen Serena Williams. (Foto: Getty Images)

Vor dem Saisonhöhepunkt in Wimbledon eskaliert zwischen den prägenden Figuren des Frauen-Tennis ein Streit: Serena Williams nennt Maria Scharapowa "langweilig" - die kontert mit pikanten Details über das Liebesleben der Rivalin.

Von Michael Neudecker, London

Mandy Minella, ein Name wie ein ganzes Poesiealbum, Mandy Minella aus Esch-sur-Alzette in Luxemburg, 27 Jahre alt, Nummer 92 der Tennis-Weltrangliste. Sie kenne Mandy Minella nicht so gut, sagt Serena Williams, aber es sei immer ganz wunderbar, ein neues Gesicht zu sehen, und wer weiß, vielleicht gäbe es ja eine schöne Geschichte zu Mandy Minella, nicht wahr? Tja.

Mandy Minella ist am Dienstag die Erstrundengegnerin der Titelverteidigerin und Weltranglistenersten Serena Williams in Wimbledon. Mandy Minella ist außerdem: nicht Maria Scharapowa.

Serena Williams und Maria Scharapowa sind die Gesichter des Frauentennis, seit Jahren schon. Victoria Asarenka ist gegenwärtig zwar in der Weltrangliste auf Rang zwei zwischen Williams und Scharapowa platziert, Asarenka war auch schon mal die Nummer eins, aber sie hat nicht diese Williams-Wucht, nicht diesen Scharapowa-Glanz, niemand im Frauentennis hat das. Serena Williams gegen Maria Scharapowa, das ist die Geschichte des Frauentennis derzeit, die Minellas und Asarenkas sind nur Fußnoten.

Hier Williams, die dunkelhäutige, wuchtige Schlagkraft aus Michigan, USA, dort Scharapowa, die blonde, schlanke Schönheit aus Russland, mehr Gegensatz geht nicht, und Rivalität und Gegensatz faszinieren die Masse, das hilft bei der Präsentation. Williams weiß das, Scharapowa weiß es auch. Es stört sie nicht, im Gegenteil.

Sonntag, 12.53 Uhr, Serena Williams schlurft zur Tür herein. Sie schlurft immer ein bisschen, wenn sie nicht gerade Tennis spielt, ihr großer, wenngleich athletischer Körper schiebt sich eher gemächlich vorwärts, als hätte sie keine Eile, keinen Stress, niemals. Weiße Jacke, weißes Shirt, die gewaltige Lockenpracht offen, so setzt sich Serena Williams dann auf den Stuhl hinter dem Podest im Main Interview Room von Wimbledon, der Saal ist voll: Einen Tag vor Beginn des berühmtesten Tennisturniers der Welt ist Titelverteidigertag.

So ist das immer und nur hier, zuerst spricht der amtierende Wimbledonsieger der Männer (häufig Roger Federer), dann die amtierende Wimbledonsiegerin der Frauen (häufig Serena Williams). Es geht da meist um die Auslosung, die Erstrundengegner, es geht um dies und das, es geht um nichts besonderes. Bei Serena Williams geht es diesmal zudem um Scharapowa; vor allem um Scharapowa. Am Samstag ist die Russin hier aufgetreten, sie hat ein paar erstaunlich unfreundliche Sachen über Williams gesagt, und jetzt hat Wimbledon 2013 schon vor der ersten Regenunterbrechung sein erstes großes Thema.

Grundlage der ganzen Aufregung ist ein sehr langer Artikel im Musikmagazin Rolling Stone, der vergangenen Dienstag im Internet veröffentlicht wurde, der Reporter beschreibt darin einen Absatz lang, wie er neben Serena Williams im Auto sitzt, während sie mit ihrer Schwester Venus telefoniert. Die beiden hätten sich ausführlich über wohl Scharapowa unterhalten, die "langweilig" sei und "immer noch nicht zu den coolen Parties eingeladen" werde, schreibt der Reporter und zitiert dann noch eine abfällige Bemerkung über Scharapowas Freund, den Bulgaren Georgi Dimitrov, der früher eine Affäre mit Williams gehabt haben soll. Klatschgerede, nicht weiter beachtenswert. Wenn da nicht dieser Auftritt von Maria Scharapowa am Samstag gewesen wäre.

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Sie habe großen Respekt vor Serena Williams, sagte Scharapowa da, auch davor, was sie schon alles erreicht habe. Sie glaube ja nur, dass Serena eher darüber reden solle als über andere Dinge: "Wenn sie unbedingt über persönliche Dinge reden möchte, dann vielleicht über die Beziehung zu ihrem Freund, der ein verheirateter Mann war, jetzt in Scheidung lebt und Kinder hat", sie meinte damit Williams neuen Coach Patrick Mouratoglou, mit dem sie ein Paar sein soll.

Maria Scharapowa wird selten deutlich in Pressekonferenzen, sie lächelt kritische Fragen ebenso fort wie tiefergehende. Am Samstag aber hat sie nicht gelächelt, und es gibt wenig Deutlicheres, als eine Rivalin auf einer der größtmöglichen Bühnen als Ehebrecherin zu verurteilen. Dass Williams am Sonntag sagt, sie hätte wissen müssen, dass der Reporter das Telefongespräch mitschreibt, obwohl sie das nicht gut finde, und sie habe sich bereits bei Scharapowa vor ein paar Tagen für den Artikel entschuldigt, macht die Sache dann nur noch bemerkenswerter.

Serena Williams und Maria Scharapowa haben bisher 16 Mal gegeneinander gespielt, 14 Mal davon gewann Williams, der letzte Scharapowa-Sieg ist neun Jahre her, das war in Los Angeles. Kurz zuvor hatte Scharapowa, damals 17-jährig, die auch damals schon amtierende Wimbledonsiegerin eben dort entthront, und man muss nichts böses dabei denken, dass Maria Scharapowa nun, kurz nach ihrer peinlich deutlichen Finalniederlage bei den French Open gegen Williams und kurz vor Beginn von Wimbledon unerwartet scharf ihre größte Gegnerin angreift.

Nein, muss man nicht, ziemlich sicher aber wird die beiden das Thema noch eine Weile begleiten, womöglich die vollen zwei Wochen. Erst dann nämlich können Williams und Scharapowa in Wimbledon aufeinandertreffen: im Finale.

© SZ vom 24.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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