Der AC Mailand feiert in diesem Jahr seinen 110. Geburtstag, er ist also ein betagter Klub, was ganz gut dazu passt, dass im Verein bevorzugt sehr alte Fußballer beschäftigt werden. Übertragen aufs wirkliche Leben wäre der AC Mailand eine Firma, in der vorwiegend 50- bis 60-Jährige angestellt sind - und diese Firma hätte gerade mal wieder all den 30- bis 40-Jährigen der Konkurrenzfirmen gezeigt, dass Alter keineswegs ein Nachlassen der Kräfte bedeuten muss.
Mitte vergangener Woche hat der Klub bei Real Madrid gewonnen, erstmals übrigens. Am Wochenende hat er erneut auswärts gewonnen, diesmal in der Liga bei Chievo. Und am Montag hat Geschäftsführer Adriano Galliani verkündet, dass im Januar David Beckham, 34, als Leihspieler zum Ensemble stößt.
Ein Fußballer von 34 Jahren ist ein sehr alter Fußballer. Beckham gesellt sich zu Spielern wie dem genialischen Clarence Seedorf, 33, dem quirligen Andrea Pirlo, 30, dem Tänzer auf der Abseitslinie Filippo Inzaghi, 36, dem fidelen Torwart Dida, 36, dem Stoiker Alessandro Nesta, 33. Um nur einige zu nennen aus dem Urzeit-Ensemble, das gerade mal wieder aufs Lässigste aufspielt.
Als die Elf 2007 die Champions League gewann, überwältigte sie die Gegner mit einer kühlen, fließenden Spielweise, mit buddhistischer Ruhe und gnadenloser Effizienz. So gut wie damals ist sie noch nicht wieder (damals wirkte ja auch noch Paolo Maldini, heute 41), aber sie ist immerhin so gut, dass sie beim teuersten Team der Welt gewinnen kann. "Milan ist von den Toten auferstanden", befand die Gazetta dello Sport am Montag, zwar mag das Bild von den Toten mit Blick auf die älteren Herren eher unhöflich sein, doch das Gemeinte stimmt: Milan ist wieder da.
Das Spiel der erfahrenen Fußballer Milans hat bisweilen etwas Würdevolles, in dem mindestens so viel Schönheit steckt wie in der explosiven Kraft von jüngeren Mannschaften wie dem FC Barcelona oder Manchester United. Der Fußball Milans ist - nicht immer, aber oft - ein Fest der alten Männer, und daher könnte der AC Mailand ein Klub der Herzen sein, wenn er nicht diesen einen, diesen großen Makel hätte: Er gehört Silvio Berlusconi.