Abseitiges zur Champions League:Geheimnisvolle Notiz von Mourinho

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Real Madrids Trainer José Mourinho: Sorgte für merkwürdige Szenen im Stadion. (Foto: AFP)

Wer war der größte Störenfried, was der beste Fernsehkommentar und das Mysterium des Abends? Das Halbfinale in der Champions League prägte Robert Lewandowski, doch es bleibt noch mehr in Erinnerung. Zum Beispiel Jürgen Klopp mit feinster Robin-Hood-Rhetorik.

Von Saskia Aleythe

Cristiano Ronaldo? Sami Khedira? Mesut Özil? Interessierten am Mittwochabend kaum. Statt auf die Madrilenen blickten alle auf den Dortmunder Mario Götze, was an sich schon ein Kuriosum darstellt. Noch seltsamer: Real Madrids Iker-Casillas-Ersatz Diego Lopez lief bei heimeligen14 Grad mit langem Beinkleid auf. Was dem Deutschen die Hitzewelle, ist dem Wärme-verwöhnten Spanier ein Anlass zum Bibbern.

Hätte Lopez gewusst, dass ihm Robert Lewandowski ordentlichen einheizen würde, wäre seine Kleidungswahl vielleicht anders aufgefallen. Abseits der Lewa-Show und der Aufregung um Götzes Transfer zum FC Bayern könnten noch andere Sachen vom Halbfinale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid in Erinnerung bleiben:

Bester Fernsehkommentar: Mit Oliver Schmidt sitzt beim ZDF ein Reporter Marke "Brüllbär" am Mikrofon, der besonders gerne die letzte Silbe in Wörtern ausufernd betont (RonaldOOOOO! LewandowskIIIIII!). Einzig beim Elfmeter des Polen überraschte Schmidt den Zuschauer mit: "DRIN ist er!". Freunde aufregender Wortakrobatik mussten erst ein "hoch-hoch-Hochhaus-hoch"-verdienten Sieg ertragen, bis durch Moderator Oliver Welke nach der Partie doch noch ein witziger Spruch glückte. Jürgen Klopp war gerade im Studio angekommen und redete an der Seite von Welke und Oliver Kahn über die Millionen, die der BVB aus dem Götze-Wechsel bald in einen neuen Spieler investieren werde. Ungewolltes Geld, weil ungewollter Transfer. Welke entgegnete mit einem Lacher in der Stimme: "Das ist schlimm, wenn man Geld bekommt, das man nicht haben will" - Blick zu Oliver Kahn - und fragte dann: "Wo legt man es an?".

Störenfried des Abends: Für die Madrilenen war mit Sicherheit Robert Lewandowski der Störenfried des Abends, für alle anderen gab es eher wenige Aufreger zu verdauen. Fernsehzuschauer erlebten kleinere Technikpannen im ZDF. Als der Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellung der Dortmunder durchsagte und eine Reaktion der Fans auf Götze interessant gewesen wäre, spielte der Sender einen Film ein. Beim Einblenden der Mannschaftsaufstellung schepperte ein Klackern wie beim Dosenöffnen im Hintergrund, später bekam der Zuschauer durch ein "waiting for camera" noch einen ganz besonderen Einblick in die Welt der Technik. Wie ein Kamerakind bei der Sendung "Eins, Zwei oder Drei". Und die Spieler? Mussten in der 86. Minute noch den geplatzten Ball wechseln.

Mysterium des Abends: Über José Mourinho rätselt die Fußballwelt ja schon lange, respektive schon lange nicht mehr, denn logisch nachzuvollziehen ist sein eigennütziges Machtgehabe wohl nur für ähnlich gestrickte Egozentriker. So saß der Trainer von Real Madrid noch ein paar Minuten nach Spielanbruch auf der Bank, den Blick vom Feld abgewendet. Er schrieb einen Zettel, über dessen Inhalt kräftig spekuliert werden kann. Lewandowski zu Chelsea mitnehmen? Özil in die Abwehr verbannen? Casillas zum Balljungen machen?

Beste Stadiondurchsage: Popularität ist eine Größe, die sich schlecht planen lässt und daher meist umso überraschender um die Ecke kommt. Am Mittwochabend, kurz bevor Robert Lewandowski seinen Elfmeter zum 4:1 in die Maschen drosch, ereignete sich im Dortmunder Stadion ein wunderbar erdend erscheinender Moment. "Herr Pieper bitte zum Informationsstand", sagte der Stadionsprecher. Was wie ein Spruch von der Supermarktkasse daherkam, war aber ein versteckter Werbespruch vom lokalen Sponsor Parfümerie Pieper, der bei Champions-League-Spielen nicht werben darf. Damit sei die Verwirrung vorm Bildschirm auch schon aufgehoben.

Bester Tweet: Läuft das Spiel im freiempfangbaren Fernsehen, ist die Twitter-Gemeinde meist aktiver als beim Fußballabend in der Kneipe. Interessant zu sehen war, welches Publikum sich im Vergleich zum Bayern-Spiel zum Zwitschern aufraffte. Boris Becker hielt sich nach dem Großauftritt am Dienstag dezent zurück, dafür wartete Tennisspielerin Andrea Petkovic mit einem gewagten Angebot auf:

Den Tweet des Abends schickte aber Englands Ex-Nationalspieler Gary Lineker und fasste die neue Dominanz der deutschen Vereine im Weltfußball ganz trefflich zusammen:

Sorry, Hans Sarpei. Dein Auftritt am Mittwoch war eher Real als Dortmund.

Bester BVB-Spruch: Eine Kategorie, in der Jürgen Klopp unbesiegbar ist. So auch am Mittwochabend: "Die Jungs waren heute... irgendeiner hat den Bogen gespannt und dann mussten wir nur den Pfeil loslassen", sagte der Trainer in bester Robin-Hood-Rhetorik.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde auf die Durchsage vom Stadionsprecher ohne Hinweis auf den Sponsor verwiesen. Das führte zu Irritationen. Wir haben die Passage geändert. Vielen Dank für Ihre Hinweise.

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