3. Liga:Der Riese wankt nur kurz

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Umsonst gestreckt: Löwen-Keeper Marco Hiller kassiert zum Entsetzen der Kollegen das 1:2 durch Dynamos Stefan Kutschke. (Foto: Robert Michael/dpa)

Der TSV 1860 unterliegt beim neuen Tabellenführer Dynamo Dresden verdient mit 1:2. Die Aufstiegsplätze rücken nach der zweiten Niederlage in Serie wieder in weite Ferne.

Von Christoph Leischwitz, Dresden

Worum geht es für den TSV 1860 München noch in der aktuellen Saison? Kann der insgesamt ja recht erfolgreiche, neue Trainer Argirios Giannikis den Münchner Drittligisten noch in Richtung Tabellenspitze führen, oder stellt sich am Ende doch nur die Frage nach dem exakten Tabellenplatz im Niemandsland? Am Freitagabend läuteten die Löwen mit einem Gastspiel bei Dynamo Dresden vor 31 048 den 29. Spieltag ein, ein richtungsweisendes Spiel gegen einen zurzeit angeschlagenen Riesen. Für Sechzig brachte es die Erkenntnis, dass die Tabellenspitze in weiter Ferne bleibt, nach einer verdienten 1:2 (1:1) Niederlage.

Der Löwen-Coach musste, wie schon sechs Tage zuvor beim Heimspiel gegen den SSV Ulm (0:1), erneut ganz kurzfristig die Startelf umstellen: Innenverteidiger Michael Glück blieb wegen eines Magen-Darm-Infekts im Hotel, Leroy Kwadwo rückte wieder nach innen, der rotgesperrte Marlon Frey wurde durch Manfred Starke ersetzt. Für Dresden steht zurzeit viel mehr auf dem Spiel: Dynamo hatte unter der Woche den Sport-Geschäftsführer Ralf Becker beurlaubt, wohl auch deshalb, um dem Trainer Markus Anfang noch etwas Zeit zu geben. Doch bei allen Schwächen in jüngster Zeit: Giannikis hatte schon vor dem Spiel gewusst: "Dresden ist zu Hause eine Wucht." Und tatsächlich war den Sachsen, die am vergangenen Wochenende den direkten Aufstiegsplatz verloren hatten, zunächst überhaupt keine Verunsicherung anzumerken. Sie drückten Sechzig in die eigene Hälfte und verwandelten ihre erste Chance: Stefan Kutschke traf gedankenschnell per Kopf, er hatte eine kurze, recht niedrige Flanke perfekt angenommen (8.). Danach passierte zwar vor dem Löwen-Tor eine Weile nichts, vor dem Dresdener Tor allerdings noch sehr viel weniger.

Anstatt Verunsicherung zeigt Dresden wieder viel Angriffswucht

Eigentlich begann das Spiel für die Sechziger erst nach 32 Minuten. Da klärte Kapitän Jesper Verlaat nach einem Getümmel auf der eigenen Linie, keine Minute später leitete der wieder genesene Julian Guttau mit einer Flanke die erste Chance der Gäste ein (33.) - die plötzlich eine Reihe guter Möglichkeiten hatte. Vor allem jene, die zu Beginn unglücklich wirkten, zogen nun das Spiel an sich, allen voran Abdenego Nankishi. Zu Spielbeginn hatte er im Dribbling oft den Ball verloren und eine gelbe Karte wegen eines taktischen Fouls kassiert. Jetzt gelang ihm ein Doppelhaken, der in einem Lattenschuss aus 17 Metern mündete (34.). Doch die Leihgabe von Werder Bremen ärgerte sich nicht lange, er traf in der 41. Minute unbedrängt zum Ausgleich. Die Vorlage hatte der Ex-Dresdner Morris Schröter gegeben, der ebenfalls in der Anfangsphase fast schüchtern wirkte. Dafür, dass es Nankishis erstes Drittliga-Tor war, und überdies ein sehr wichtiges, jubelte der 21-Jährige recht verhalten.

Eigentlich schienen die Löwen vor diesem Spiel im Vergleich zu den Dresdnern einen Selbstvertrauens-Vorteil mit ins Spiel zu bringen. Und kurz war den Sachsen mit dem "besten Kader der Liga" (Löwen-Coach Giannikis) nach dem Ausgleich die Verunsicherung der vergangenen Wochen auch anzumerken. Doch an diesem Abend entwickelten sie ausreichend Wucht. Sechzig konnte sich in Halbzeit zwei erneut oft nicht aus der eigenen Hälfte befreien. Dresdens Tom Zimmerschied drosch den Ball zunächst an die Latte (55.), die erneute Führung für die Gastgeber erzielte dann Lucas Cueto mit einem schwachen Schuss, den Kwadwo entscheidend abfälschte - 2:1 (76.). In der Nachspielzeit hatten der eingewechselte Joel Zwarts und Starke noch eine Doppelchance. Doch für die Löwen war es das erste Spiel unter Giannikis mit mehr als einem Gegentor - und das war an jenem Abend eines zu viel.

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