50 000. Tor der Bundesliga:Trophäe für die Mama

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Karim Bellarabi (Foto: dpa)
  • Karim Bellarabi erzielt den 50 000. Treffer der Bundesliga-Geschichte.
  • Es ist nicht der erste Rekord des Leverkuseners - er erzielte bereits das schnellste der Bundesliga und erlitt wohl auch die schnellste Verletzung.
  • Leverkusen gewinnt in Augsburg mit 3:1.
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Von Maik Rosner, Augsburg

Hinterher ist Karim Bellarabi alle Fernsehkameras abgeschritten. Der Fußballer mit deutschem und marokkanischem Pass hat von seiner Freude erzählt, das 50 000. Tor der Bundesligageschichte erzielt zu haben. Dabei hielt der 26-Jährige die Trophäe in den Händen, die er dafür nach dem 3:1-Sieg beim FC Augsburg am Freitagabend überreicht bekommen hatte: ein goldener Ball mit stilisiertem Tornetz.

Es war ein schnöder Torabschluss gewesen, aus acht Metern hatte er eine flache Hereingabe ins Tor bugsiert. Doch rund um den Treffer versteckten sich dann viele kleine Geschichten - eine passendere Trophäe hätte es für seinen Jubiläumstreffer kaum geben können. (Das Trikot des Schützen kommt übrigens ins Deutsche Fußball-Museum nach Dortmund.)

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Eine Geschichte nimmt ihren Anfang beim ersten Tor der Bundesliga, das dem Dortmunder Timo Konietzka am 24. August 1963 nach 50 Sekunden gegen Bremen gelungen war. Vorbereitet worden war diese Premiere durch einen Doppelpass auf der rechten Angriffsseite zwischen Lothar Emmerich und Reinhold Wosab. Emmerich bediente danach Konietzka im Strafraum, der direkt abschloss, so ist das jedenfalls überliefert. Ein schön herausgespieltes Tor. Das nun fast in einer Kopie von den Leverkusenern nacherzählt wurde.

Stilistisch brillant trugen die Leverkusener den Angriff nach einem Ballgewinn vor. Julian Brandt, Chicharito und Kai Havertz spielten rechts eine schnelle Kombination, an deren Ende der erst 17 Jahre alte Havertz mit seiner Hereingabe Bellarabi das Jubiläumstor in der 23. Minute auflegte. Neben dem Eintrag in die Geschichtsbücher sollten die Chronisten darüber nachdenken, den Spielzug für diverse Lehrbucheinträge zum Thema Umschaltspiel zu empfehlen. "Ein würdiges 50 000. Bundesligator", sagte Leverkusens Trainer Roger Schmidt und schwärmte von Chicharitos "sehr guter Ballmitnahme", vom "tollen Zuspiel" von Havertz und Bellarabis "herausragendem Laufweg".

Die Parallelen zu Konietzkas Tor vor fast 54 Jahren waren weder dem Trainer noch Bellarabi bewusst. Die Verbindung dazu stellt ebenfalls Reinhold Wosab her, der einstige Vorlagengeber, der heute die Trophäe für Bellarabi entworfen hat.

Vom Jubiläum erfährt der Schütze erst nach dem Spiel

Dabei erfuhr der 26-jährige Leverkusener erst nach dem Spiel, was ihm da mit seinem ersten Saisontor gelungen war. "Ich habe zwar in der Woche mal gehört, dass ein Jubiläum ansteht, aber ich habe im Spiel nicht darüber nachgedacht, und in der Halbzeit wusste ich es auch nicht", erzählte der 26-Jährige, "ich habe es wirklich erst so richtig nach dem Spiel mitbekommen. Aber ich freue mich sehr darüber. Das ist etwas Besonderes."

Vielleicht ist es gar nicht so verwunderlich, dass sich Bellarabi unwissentlich in die Geschichtsbücher geschossen hat. Eine gewisse Routine hat der deutsche Nationalspieler ja schon mit Rekorden und Einträgen in die Ligachronik. Am 23. August 2014 war ihm bereits das schnellste Tor der Ligageschichte gelungen, nach neun Sekunden beim 2:0 in Dortmund. Dazu hat er die weniger schöne Erfahrung der wohl schnellsten Verletzung in der Ligahistorie gemacht. Am zweiten Spieltag der laufenden Saison war das, am 10. September 2016 nach zehn Sekunden in der Partie gegen den Hamburger SV. Der erlittene Muskelbündelriss (samt einer ebenfalls lädierten Sehne an den Adduktoren) zwang ihn zu einer langen Pause.

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Erst nach der Winterpause konnte Bellarabi wieder mitkicken, in Augsburg zum insgesamt siebten Mal in dieser Saison. "Langsam kommt die Kraft und die Praxis wieder. Das merke ich von Spiel zu Spiel", sagte er danach.

Es ist dann noch viel über den Aufschwung der Leverkusener durch zuletzt zwei überzeugende Siege hintereinander gesprochen worden, auch über das anstehende Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Atlético Madrid am Dienstag und die Leistung des hochbegabten Havertz, der neben dem Jubiläumstor auch Chicharitos 3:1 vorbereitet hatte.

Doch im Mittelpunkt stand diesmal Karim Bellarabi samt seinen Plänen mit der Trophäe. Diese widme er neben seiner Familie "meinem Freund Hakan", dem jüngst von der Fifa wegen eines früheren Transferverstoßes für vier Monate gesperrten Mitspieler Calhanoglu. Was jetzt mit der Trophäe passiere, wurde Bellarabi noch gefragt. Er sagte: "Die kommt erstmal nach Hause, und dann darf sich meine Mama aussuchen, ob sie die mitnehmen will oder ob die bei mir bleibt. Meine Mutter hat am Ende immer die Entscheidung."

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