4:1-Sieg von Borussia Dortmund:Stürmischer BVB vermiest Kramny das Debüt

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Pierre-Emerick Aubameyang erzielte gegen den VfB Stuttgart seine Treffer 16 und 17 in der Saison. (Foto: REUTERS)
  • Bei der Premiere von Jürgen Kramny verliert der VfB Stuttgart 1:4 in Dortmund.
  • VfB-Verteidiger Georg Niedermeier trifft ins eigene Tor, Pierre-Emerick Aubameyang trifft doppelt.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Die Bundesliga-Premiere des Stuttgarter Trainers Jürgen Kramny war zweieinhalb Minuten alt, als die Dortmunder Fußballer sich jubelnd auf Gonzalo Castro stürzten, und sie war 18 Minuten alt, als Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang einen Salto schlug. Kramny stand mit den Händen in den Taschen starr vor Schreck am Spielfeldrand. Er versinnbildlichte das Gegenteil von Überschwang.

"Nach einer turbulenten Woche wollten wir Stabilität, das hat im Training zwar ganz gut ausgesehen, heute in den ersten Minuten aber natürlich nicht", sagte er später ernüchtert.

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Auch Hertha probiert es gegen den FC Bayern mit fünf Verteidigern. Den Münchnern bereitet dies allerdings keine Probleme - weil die Defensivspieler plötzlich beim Toreschießen helfen.

Von Christopher Gerards

Der erhoffte Neustart des VfB nach der Entlassung des Trainers Alexander Zorniger ist am Sonntag binnen weniger Minuten im fußballerischen Sturm von Borussia Dortmund untergegangen. Am Ende unterlagen die Schwaben bei den Westfalen mit 1:4 (1:2) und erlitten nach den 0:4-Niederlagen in München und gegen Augsburg die dritte herbe Schlappe nacheinander.

Mats Hummels bleibt zunächst auf der Bank, zur Schonung

Für Dortmund hingegen ist das kleine Stimmungstief nach den Niederlagen beim HSV und in der Europa League in Krasnodar/Russland beendet - und die Herbstmeisterschaft des FC Bayern zögerten sie auch hinaus. "Vor allem in einer herausragenden zweiten Halbzeit haben wir dynamisch nach vorne gespielt, ohne das Gefühl fürs Gegenpressing zu verlieren", freute sich der Trainer Thomas Tuchel. Kramny war 21 Jahre alt, als er am 28. November 1992 im Dortmunder Westfalenstadion seinen ersten Bundesligatreffer für den 1. FC Nürnberg erzielte. Am Sonntag kehrte er als VfB-Trainer in dieses Stadion zurück - fast auf den Tag 23 Jahre später. Mit nun 44 Jahren feierte er in Dortmund sein zweites fußballerisches Debüt, und wie damals ging auch dieses verloren. Der Interimstrainer hatte den Innenverteidiger Georg Niedermeier in die Startelf berufen und dem 29-Jährigen damit zum Saisondebüt verholfen. Torwart Przemyslaw Tyton, Mittelfeldmann Lukas Rupp und Rechtsaußen Alexandru Maxim waren im Vergleich zur letzten Aufstellung unter dem entlassenen Zorniger zwar ebenfalls neu in der Anfangsformation, sie waren aber auch zuvor schon Stammkräfte gewesen. Weil Toni Sunjic und Florian Klein verletzt waren sowie Serey Dié eine Sperre aussaß, war Kramnys Startelf wenig überraschend. Es fehlten schlicht die Alternativen.

Überraschend war da eher die Aufstellung vom Gastgeber Borussia Dortmund, in der Tuchel Mats Hummels, Matthias Ginter und Julian Weigl zunächst auf die Bank setzte. Im 25. Pflichtspiel der Saison gönnte er den dreien eine Pause. Das Offensivtrio Shinji Kagawa, Marco Reus und Aubameyang, beim 0:1 in Krasnodar geschont, kehrte auf den Rasen zurück. Das sollte sich schnell lohnen.

Der aufgerückte Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek brachte nach zwei Minuten einen Ball in die Mitte, den Henrikh Mkhitaryan aufs Stuttgarter Tor drosch, doch erst den Abpraller vom parierenden Torwart Tyton drückte Gonzalo Castro per Kopf über die Linie. Nicht viel später, in der 19. Minute, tauchte Aubameyang auf Vorlage von Castro allein vor dem VfB-Tor auf und lupfte den Ball über Tyton hinweg zum 2:0 ins Netz. "Wir hatten eigentlich gerade einen frühen Rückstand verhindern wollen", sagte der VfB-Kapitän Chrisian Gentner später, aber gegen die hohe Dortmunder Qualität sei es schwierig gewesen. "1893", skandierten die Stuttgarter Fans trotzig in Erinnerung an das Gründungsjahr und so manche seither überstandene Krise. Die gegenwärtige freilich ist massiv, zumal man insgeheim gehofft hatte, Kramnys Rolle könnte sich vielleicht an jener des erfolgreichen Interimstrainers André Schubert in Mönchengladbach orientieren. Aber der musste damals auch nicht mit einem Auswärtsspiel in Dortmund beginnen.

In der Nachspielzeit erzielt Aubameyang sein 17. Saisontor

Immerhin ließen sich die Stuttgarter nicht allzu sehr entmutigen. In der 40. Minute war ein Schuss von Werner vom Dortmunder Sven Bender auf der Linie abgefangen worden, kurz darauf erzielte Daniel Didavi dann auf Vorlage von Filip Kostic den Anschlusstreffer. "Die Art und Weise, wie wir nach dem frühen Rückschlag weitergespielt haben, hat Moral und Teamgeist gezeigt", fand Gentner. Man habe ein paar gute Phasen gehabt, lobte Kramny. Nach der Pause wehrten sich die Stuttgarter passabel. Die beabsichtigte Verengung der Räume, unter Zorniger gar keine Stärke, gelang besser. Doch als Reus in der 65. Minute den Ball in die Mitte flankte, sprang dieser dem um Klärung bemühten Niedermeier vom Fuß an den Innenpfosten - und von dort ins Tor. Damit war das Spiel entschieden. Stuttgart hatte nichts mehr entgegenzusetzen. In der 90. Minute erzielte Aubameyang mit seinem 17. Saisontor den 4:1-Endstand. "Ein hartes Stück Arbeit", nannte Tuchel den Sieg trotz der Deutlichkeit.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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