Dritte Liga:Watschn durch den Weiterhelfer

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Zaghafter Applaus für die mitgereisten Fans: Die Münchner Löwen (im Bild Marcel Bär) kassierten spät den Ausgleich und mussten sich beim SV Meppen wieder mal mit einem Remis begnügen. (Foto: Marco Steinbrenner/Kirchner-Media/Imago)

Lange halten die Löwen in Meppen eine knappe 1:0-Führung, doch dann gelingt ausgerechnet Winter-Zugang Mike Feigenspan der späte Ausgleich. 1860 verpasst damit einen großen Schritt in Richtung Aufstiegsplätze.

Von Christoph Leischwitz

Mike Feigenspan hatte zwar schon 75 Drittligaspiele absolviert, als Schnäppchen in der Winter-Transferphase musste er den Löwen trotzdem nicht unbedingt erscheinen. Der 26-Jährige kam zuletzt in der Regionalliga Südwest für Hessen Kassel auf gerade mal drei Tore, außerdem war der TSV 1860 München ja auch gar nicht auf der Suche nach einem gelernten Rechtsaußen. Doch beim SV Meppen hatten sie sich offenbar gedacht: Der kann uns weiterhelfen. Am Samstag wurde Feigenspan dann in der 69. Spielminute eingewechselt, gut 20 Minuten später staubte er zum umjubelten 1:1-Ausgleich für den SV ab, der Endstand.

Nun haben die Sechziger zwar schon wieder nicht verloren, und Trainer Michael Köllner rechnete auch völlig zu Recht vor, dass 13 Punkte aus dem letzten fünf Auswärtsspielen so schlecht auch wieder nicht seien. Allerdings haben die Sechziger auch zweimal trotz Führung nicht gewonnen. Und in Meppen das Gegentor kassiert von einem Winterzugang, einem Weiterhelfer sozusagen, der frischen Wind ins Meppener Angriffsspiel brachte. "Es bleibt alles eng", sagt Köllner und meint damit die Tabellenspitze, wohlwissend, dass seine Mannschaft an einem von Unentschieden geprägten Drittliga-Samstag einen Riesenschritt ran an die Spitze hätte machen können.

Verdient wäre es freilich nicht gewesen. Einmal der Pfosten (27.), zweimal die Latte (61., 63.), ein am Strafraumrand heranfliegender Torwart Marco Hiller (55.) und einige riskante Grätschen sorgten dafür, dass sich die Sechziger nicht schon früher ein Gegentor eingefangen hatten. Köllners Taktik auf schwerem Geläuf war klar: tief stehen, den Gegner das Spiel machen lassen, der sich damit im Emsland-Matsch schwertun wird, und gleichzeitig mit einem Konter das Tor machen. Die Konter der Löwen blieben diesmal zwar lange Zeit ungewöhnlich harmlos. Dafür beendete ein Traumtor von Richard Neudecker radikal die Langeweile der Anfangsminuten: Aus rund 25 Metern überlupfte er Meppens Torwart Erik Domaschke, der nicht einmal übermäßig weit vor seinem Kasten stand, aber eben doch zu weit. "Da habe ich gedacht ich probier's halt mal", sagte der 25-Jährige bei Magentasport. "Deswegen geht man auf den Fußballplatz", schwärmte Köllner.

Neudeckers Kollegen machten es bei Weitem nicht so gut. Stefan Lex köpfelte völlig freistehend aus wenigen Metern neben das Tor (78.), unmittelbar vor dem Ausgleich scheiterte der eingewechselte Merveille Biankadi aus kurzer Distanz an Domaschke, und Meppens Jonas Fedl verzeichnete sogar noch einen vierten Aluminiumtreffer der Hausherren, kurz nach der Pause hätte er beinahe ein Eigentor produziert (47.).

Am Mittwoch steigt im Olympiastadion das Nachholspiel gegen Türkgücü, das gegen Mannheim 0:0 spielt

Unabhängig davon, wie sehr man sich als Sechziger nun ärgern oder freuen musste über das Remis, die Aussagen des Trainers nach dem Spiel waren beachtlich. "Nein, es ist keine Kraftfrage", fand Köllner nämlich, auf die passive zweite Halbzeit angesprochen. Man sei gut gewappnet für die englische Woche, die am Mittwoch mit einem Derby bei Türkgücü München im Olympiastadion (19 Uhr) fortgeführt wird. Meppens Dominanz in der zweiten Halbzeit führte er angesichts der vielen hohen Bälle vor allem auf deren Größenvorteile zurück. Junge Abwehrspieler in solch einer Phase ins Spiel zu werfen sei auch nicht ideal. Und weil sich der 52-jährige Köllner auch nicht selbst einwechseln kann - er hat nach eigenem Bekunden zurzeit Rückenprobleme, weshalb er auch nicht mit der Mannschaft im Bus nach Hause reiste - müssen die Stammspieler weiter kräfteraubende Arbeit verrichten. Der Spieler namens Weiterhelfer, der im Winter nicht kam, wird insgeheim aber wohl schon schmerzlich vermisst.

Zumindest Lex und Neudecker durften nach 82 Minuten runter, wohl auch mit Blick auf das Derby. Unter den Sechzig-Fans ist eine Debatte ausgebrochen darüber, ob man den insolvenzbedrohten Stadtrivalen mit einer Eintrittskarte unterstützen sollte, womöglich wird Türkgücü das erlaubte Maximum an 15 000 Tickets deshalb nicht erreichen. Bis zum Freitag waren allerdings schon mehr als 4000 Karten verkauft. Türkgücü spielte am Samstag übrigens 0:0 gegen Waldhof Mannheim, Trainer Andreas Heraf sagt, ihm seien im Winter drei Weiterhelfer versprochen worden, die kamen aber nicht, stattdessen ein Insolvenzantrag. Seine Mannschaft gehe auf dem Zahnfleisch.

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