SpVgg Unterhaching:Die gute Mischung marschiert

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Nächster Streich: Simon Skarlatidis (li.) trifft zum 1:0 für Unterhaching gegen Viktoria Köln und leitet damit den dritten Sieg im dritten Pflichtspiel im heimischen Sportpark ein. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Aufsteiger Haching stürzt Tabellenführer Viktoria Köln und klettert auf Rang zwei. Trainer Unterberger drückt die Daumen, dass er zum Pro-Lizenz-Lehrgang zugelassen wird.

Von Stefan Galler

Simon Skarlatidis fühlte sich am Morgen vor dem Spiel gar nicht gut. "Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich ganz schön durch bin am Ende dieser englischen Woche", erzählte der 32 Jahre alte Offensivmann der SpVgg Unterhaching nach dem Heimspiel gegen Viktoria Köln. Seine Kollegen bejubelten gerade mit den Fans den 2:1 (1:0)-Erfolg gegen den bisherigen Spitzenreiter der dritten Liga. Und den hatte ausgerechnet der müde Skarlatidis mit anderthalb Toren maßgeblich erwirkt, weil er den inneren Schweinehund überwand. Sein Rezept: "Da hilft nur, den Kopf auszuschalten und zu marschieren."

Von vielen als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt, liegen die ungeschlagenen Rot-Blauen nach vier Spieltagen auf dem zweiten Rang. Skarlatidis kommentierte süffisant: "Das hätten wir vor der Saison alle so unterschrieben." Der griechische Schwabe hatte einst unter anderem bei Erzgebirge Aue, den Würzburger Kickers und in Kaiserslautern gespielt und war schon in der vergangenen Aufstiegssaison einer der wichtigsten Hachinger. In Liga drei knüpft er nahtlos daran an: "Ich war seit drei, vier Jahren nicht mehr so fit, habe auch mental zugelegt", sagt er. Dazu komme, dass ihm die Verantwortung, die bei der SpVgg die älteren für die vielen jungen Spieler tragen, durchaus liege: "Wir haben einfach eine gute Mischung."

Das zeigten die Hachinger auch gegen Köln, auch wenn sie erst einmal einen Warnschuss hinnehmen mussten, als Michael Schultz nach einem Eckball das Lattenkreuz traf (4. Minute). Anschließend fuchsten sich die Gastgeber vor 3500 Zuschauern immer mehr hinein in die Partie und nutzten in Person von Skarlatidis den ersten Fehler der Viktoria zur Führung: Donny Bogicevic spielte den Ball in Richtung eigenes Tor, der Hachinger antizipierte den Passweg, ließ Verteidiger Michael Schultz aussteigen und erzielte das 1:0 (15.). Haching hatte das Spiel in der Folge weitgehend im Griff, auch wenn Köln immer wieder zu Chancen kam, etwa Niklas May, der den Ball nach einer guten Kombination völlig frei vor dem leeren Tor verstolperte (20.), oder der frühere Unterhachinger Luca Marseiler (29.).

Nach der Pause nahm die SpVgg den Bemühungen der Gäste schnell den Wind aus den Segeln, allerdings mit deren tatkräftiger Mithilfe: Skaralatidis schoss einen 35-Meter-Freistoß an den Pfosten, Viktoria-Kapitän Moritz Fritz köpfte den Abpraller unbedrängt ins eigene Tor. "Das sind die individuellen Momente, die du brauchst", sagte Hachings Trainer Marc Unterberger - und meinte den fulminanten Schuss, nicht die unglückliche Abwehraktion. Kölns Coach Olaf Janßen stellte nicht zu Unrecht fest: "Wir haben uns beide Gegentore selbst eingeschenkt, das hat uns das Leben nicht einfacher gemacht."

Kölns Mustafa wird vom Rettungsdienst stabilisiert und abtransportiert, Hachings Schwabl ist auf Krücken unterwegs

Zumal seine Mannschaft zwar noch durch einen schönen Schlenzer von Simon Handle auf 2:1 herankam (81.), am Ende aber mit leeren Händen die Heimreise antreten musste. Und zudem mit Sorgen um Angreifer Valdrin Mustafa, der nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung wegen einer Rippenverletzung wieder raus ging, später laut Trainer Janßen über starke Schmerzen und Übelkeit klagte und schließlich vom Rettungsdienst stabilisiert und abtransportiert werden musste.

Weit weniger dramatisch ist da schon die Verletzung von Unterhachings Rechtsverteidiger Markus Schwabl, die jener beim 0:0 am Mittwoch im Auswärtsspiel gegen Freiburg II erlitten hatte: Das Innenband im Sprunggelenk sei angerissen, sagte der auf Krücken gestützte Routinier. Sein Vater, Klubpräsident Manfred Schwabl, ergänzte spitzbübisch, man habe diese Information vor der Partie bewusst zurückgehalten. Zumindest war Schwabl junior fit genug, um nach dem Spiel auch mit Gips vor der Südtribüne zu tanzen - und das an seinem 33. Geburtstag. "Wir werden ihn schon gesundpflegen", sagte Skarlatidis und grinste.

Weniger zum Lachen ist dagegen auch weiterhin das Thema der fehlenden Pro-Lizenz von Trainer Unterberger. Mittlerweile wurde vom DFB die Strafe festgelegt: Haching muss 10 000 Euro bezahlen, dazu für jedes Spiel 3500 Euro, in dem kein Coach an der Linie steht, der diesen Schein hat. Macht maximal 136 000 Euro bis Saisonende, sollte Unterberger Ende September auch für den nächsten Lehrgang nicht berücksichtigt werden. Die Strafe will Präsident Schwabl selbst übernehmen. Unterberger ist das alles etwas unangenehm: "Es liegt nicht in meinen Händen, ich kann meine Bewerbung nur einreichen, abschicken, Daumen drücken. Vielleicht hilft ja der gute Saisonstart."

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