3:0 für Leipzig:Chef im Ring

Lesezeit: 2 min

Unaufhaltsam in Freiburg: der Leipziger Kevin Kampl (l.). (Foto: G. Hubbs/Beautiful Sports/imago)

Der Münchner Verfolger RB Leipzig lässt in Freiburg keinen Zweifel daran, wer in dieser Saison der ernsthafteste Bayern-Konkurrent ist. Der Leipziger Kevin Kampl überzeugt als überragender Mann in allen Komponenten seiner Sportart.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Es kommt nicht oft vor, dass Freiburgs Trainer Christian Streich restlos zufrieden ist mit der Leistung seiner Elf. Noch seltener kommt das allerdings nach einer so deutlichen Niederlage wie am Samstag vor. "Wenn Leipzig so präsent ist und so wach, dann ist es brutal schwer, gegen sie etwas zu holen. Deswegen bin ich nicht enttäuscht", schob er als Erklärung nach. Resigniert klang das keineswegs. Gegen diese Leipziger Mannschaft, das hatte nicht nur Streich gesehen, hätten die meisten Ligakonkurrenten am Samstag ähnlich deutlich verloren.

3:0 gewann Leipzig gegen eine Freiburger Mannschaft, die tatsächlich passabel gespielt hatte. Und die dennoch nicht den Hauch einer Chance gegen ein Team hatte, das dick unterstrich, dass es in dieser Saison nur einen ernsthaften Bayern-Konkurrenten geben dürfte. "Wenn sie weiter so konzentriert arbeiten - und davon ist auszugehen - wird das ein Zweikampf um die Meisterschaft", glaubt auch Streich, der es "eine gute Sache" findet, "wenn Bayern Konkurrenz bekommt".

Zu den klaren Verhältnissen auf dem Platz passte es an diesem sonnigen Nachmittag, dass auch bei allen Anschlussfragen keine langen Diskussionen nötig waren. Leipzig gewann, weil es den bedauernswerten elf Freiburgern physisch um insgesamt grob geschätzte 50 Kilo Muskelmasse überlegen war. Dass zur geballten Physis auch feine Füße gehören, versteht sich an der Ligaspitze von selbst.

Leipzigs Kampl ist der überragende Spieler auf dem Platz

Vor allem aber zeigte Leipzig seine Klasse durch einen prima dosierten, gut ausgewogenen Fußball. Dass der Klub dieses Spiel gewinnen würde, dürfte den meisten Zuschauern schon nach einer Viertelstunde klar gewesen sein. Doch das erste Tor fiel erst kurz vor der Halbzeit. Wo man früher zuweilen blindwütig drauflos umschaltete, agiert Leipzig diese Saison geduldig und berechnend. "Es ist nicht einfach gegen Gegner, die nicht viele Chancen zulassen, da muss man die nötige Geduld aufbringen", erklärte RB-Trainer Julian Nagelsmann den Paradigmenwechsel. "Als ich angefangen habe, waren wir teilweise ein bisschen früh darauf aus, aufs gegnerische Tor zu gehen." So sei man immer wieder Gefahr gelaufen, einen Konter zu kassieren. "Jetzt sind wir reifer geworden."

Doch damit nicht genug der Eindeutigkeiten: Bester Spieler auf dem Platz war beispielsweise ohne Zweifel Kevin Kampl, der das frappierende Leipziger Übergewicht im zentralen Mittelfeld mit starken Zuspielen aus dem Fußgelenk ausnutzte. Zudem ging Kampl keinem Zweikampf aus dem Weg. Nicht vorm 1:0, als er in einen Fehlpass von SC-Keeper Florian Müller rauschte und so den Führungstreffer von Christopher Nkunku auflegte (41.). Nicht vorm 2:0, als er dem behäbigen Nicolas Höfler hart, aber fair den Ball weggrätschte, um so das Tor von Alexander Sörloth vorzubereiten (64.). Und nicht in all den anderen Szenen, in denen er keinen Zweifel daran aufkommen ließ, wer rund um den Mittelkreis der Chef im Ring sei.

Und da zu all dem auch die entsprechende Rhetorik gehört und man bei Geisterspielen auf der Tribüne nun mal sehr viel von dem hört, was so auf dem Platz gebrüllt wird, lässt sich berichten, dass Kampl gleich zwei Herren konsequent lautstark duzte. Streich ("Was willst du denn?") und Schiedsrichter Guido Winkmann, der des Öfteren zu hören bekam, was Kampl so von seinen Pfiffen hielt. Natürlich gehörte dann auch die vorletzte Aktion des Spiels dem Slowenen, der noch in der 89. Minute einen Sprint anzog, um auf Höhe der Mittellinie einen Zweikampf gegen Nils Petersen zu führen - und natürlich zu gewinnen. Zu diesem Zeitpunkt stand es 3:0, dank eines sehenswerten Treffers von Emil Forsberg (79.).

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: