Bundesliga: FC Schalke 04:"Der Markt ist schwierig"

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Trotz enormer Verbindlichkeiten will der FC Schalke zur kommenden Saison 25 bis 30 Millionen für neue Spieler ausgeben - offen ist, für wen. Trainer Felix Magath beklagt derweil den großen Kader.

Ulrich Hartmann

Eine für Klubsympathisanten erlösende Pressemitteilung mit der saisonalen Seriennummer 007 und dem verheißungsvollen Titel "Investitionsrahmen" hat der FC Schalke 04 am Mittwoch um 16.52 Uhr verschickt. Seit jener Veröffentlichung ist nun auch offiziell bekannt, dass der jüngst zu ungeduldiger Nörgelei neigende Trainer Felix Magath jetzt doch allerhand Millionen in die Verstärkung seiner Mannschaft investieren darf.

Skeptischer Blick: Schalke-Trainer Felix Magath möchte noch Verstärkungen für seine Mannschaft. (Foto: ag.ddp)

Doch so sehr Magath anlässlich seines selbst provozierten Affronts mit dem Klubchef Clemens Tönnies auch den Eindruck erweckt hatte, die bloße Verfügbarkeit einer größeren zweistelligen Millionensumme würde Schalke in den siebten Fußballhimmel befördern, so sehr muss der 56-Jährige die nun dramatisch großen Erwartungen des Gelsenkirchener Publikums und des Schalker Aufsichtsrats relativieren. 25 bis 30 Millionen Euro darf Magath jetzt in die Verstärkung seines Teams investieren, jedoch ist das Transfergeschäft komplex und teuer. "Der Markt ist schwierig", sagt Magath, was bedeutet, dass nicht jeder wechselwillige Spieler, den sich die Schalker nun leisten könnten, auch wirklich nach Gelsenkirchen umziehen möchte.

Raúl? Misimovic? Afellay?

26 Spieler sind auf dem neuen Mannschaftsfoto des FC Schalke 04 zu sehen, das zwar am Mittwoch vor der Arena geschossen wurde, das aber fünf Wochen vor dem Saisonstart noch nicht jenen Kader zeigt, mit dem Magath in die Bundesliga und die Champions League ziehen will. Mindestens einen starken Stürmer braucht das Team noch ebenso dringend wie einen Spielgestalter, aber dass ausgerechnet der umworbene spanische Torjäger Raúl von Real Madrid sowie der bosnsiche Vorlagenspezialist Misimovic vom VfL Wolfsburg diese beiden Rollen künftig ausfüllen, garantiert dem Trainer Magath nicht einmal die von Tönnies freigegebene Millionensumme.

"Die durch den Erfolg der Lizenzmannschaft zu erwartenden Mehreinnahmen, unter anderem durch die Qualifikation zur Champions League, können investiert werden", heißt es in der Pressemitteilung vom Mittwoch. Brancheninsider dechiffrieren diesen bedeutungsschwangeren Satz, indem sie die zu erwartenden Einnahmen von mindestens 20 Millionen Euro aus der Champions League zu den durch Schalker Personalabgaben eingesparten Gehältern addieren, allerdings beklagt Magath just bei diesem letzteren Punkt erhebliche Probleme. "Der Markt ist schwierig, vor allem was die Abgabe von Spielern angeht", sagte er, "wir haben in unserem jetzigen Aufgebot noch Spieler, mit denen ich nicht plane, die aber den Personaletat belasten." Dazu zählen vor allem Albert Streit und Rafinha, die markante monetäre Ansprüche besitzen und deshalb schwierig zu veräußern sind.

Kostspieliger Kader

Am Donnerstag ist Schalke ins Trainingslager nach Irdning/Österreich aufgebrochen. Magaths eifrige Suche nach Verstärkung, bei der ihn seit einer Woche der aus Stuttgart gekommene Fußballmanager Horst Heldt unterstützt, tangiert das allerdings nicht, denn sie verläuft ohnehin dezentral. Raúl aus Madrid, Misimovic aus Wolfsburg, Guillaume Hoarau (Paris St. Germain) und Ibrahim Afellay (PSV Eindhoven) gelten als heiße, aber auch kostspielige Kandidaten. Wenn Magath sie bekommen könnte, würde er keinesfalls ablehnen - trotz eines expliziten Zusatzes in der Pressemitteilung Nr. 007, in der es heißt, die freigegebenen Investitionen sollten "unter Berücksichtigung der finanziellen Gesamtentwicklung des Klubs erfolgen".

Damit sind die etwa 250 Millionen Euro Verbindlichkeiten gemeint, die Schalke plagen. Magath aber sieht eine mittelfristige Konsolidierung genau dann erleichtert, wenn sich das Team auch 2011 wieder für die Champions League qualifizieren könnte, und dazu bedürfe es nun mal der Verstärkungen. Ob die Investitionsfreigabe wirklich ein Segen für Schalke ist, erweist sich in etwa zehn Monaten.

© SZ vom 16.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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