Bundesliga:Bayern wird wieder zum FC Uli Hoeneß

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Er ist wieder gesellschaftsfähig: Uli Hoeneß wird nach seiner Haftstrafe erneut Bayern-Präsident. Übernimmt er auch den Aufsichtsrat?

Von Christof Kneer

Für eine Nachricht, die eigentlich gar keine mehr war, kam sie doch recht wuchtig daher, aber das konnte wahrscheinlich gar nicht anders sein. Sie musste schon deshalb wuchtig sein, weil sie einen sehr wuchtigen Menschen und ein sehr wuchtiges Unternehmen zum Inhalt hatte. In dieser Nachricht vom Montagnachmittag wurde eines der offensten Geheimnisse der deutschen Sport- und Unternehmensgeschichte gelüftet: Uli Hoeneß kehrt, wie von ihm selbst einst in seinem legendären Das-war's-noch-nicht-Bonmot angekündigt, offiziell zum FC Bayern zurück - zu jenem Verein, den er in den vergangenen vier Jahrzehnten nur ein einziges Mal kurz verlassen hatte.

Er musste nur mal eben eine Haftstrafe absitzen, 21 Monate statt dreieinhalb Jahre, und selbst während dieser Zeit durfte Hoeneß zeitweise das Firmengelände betreten. Während seiner Monate als Freigänger amtierte Uli Hoeneß offiziell als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team". Man darf davon ausgehen, dass er ein äußerst wuchtiger Assistent war.

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Erst war Uli Hoeneß ein begnadeter Fußballer, später wurde er zum Gesicht des FC Bayern. Er war im Gefängnis, kam wieder - und hört nun als Präsident auf. Seine Karriere in Bildern.

Mit einer sechseinhalbzeiligen Erklärung auf der klubeigenen Homepage hat der FC Bayern nun angekündigt, dass Hoeneß, 64, "für das Amt des Präsidenten des FC Bayern München eV kandidieren" werde. Die Präsidiumswahl finde "turnusgemäß im Rahmen der nächsten Jahreshauptversammlung im November 2016 statt". Seriöserweise hat der FC Bayern darauf verzichtet, das Wahlergebnis bereits vorab zu vermelden, denn noch wagt niemand vorherzusagen, ob Hoeneß nur 100 oder eventuell doch 102 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen wird.

Der FC Bayern ist noch immer ein Familienunternehmen

Bis November wird Karl Hopfner Verein und Unternehmen führen, als Präsident wird er nicht mehr antreten - dies sei das Ergebnis von Gesprächen zwischen Hopfner und Hoeneß, die der Verein demonstrativ "sehr angenehm" nennt. Hopfner weiß, dass er bei einer Kampfkandidatur genau jene Stimmen abbekäme, die nach 102 Prozent für Hoeneß noch übrig wären.

Es dürfte weder Faulheit noch ein Versehen sein, dass der Klub sein Communiqué nur sechseinhalb Zeilen kurz gehalten hat. Die Frage nach einem möglichen Aufsichtsrat Uli Hoeneß wird weder beantwortet noch gestellt, aber auch dieses Geheimnis gilt intern als nicht mehr allzu geheim: Da der Präsident des e.V. laut Klubsatzung ohnehin dem Aufsichtsrat angehört, dürfte es nur noch ein kleiner Schritt sein, Hoeneß wieder zum Vorsitzenden dieses Gremiums zu wählen. Die Profispieler des FC Bayern spielen ja längst nicht mehr für den Verein Fußball, sondern unter dem Dach der Aktiengesellschaft; am Tisch des Aufsichtsrats werden die wichtigen Entscheidungen debattiert, nicht im Präsidentensessel.

Uli Hoeneß hat seine Strafe abgesessen. Dennoch wäre eine Rückkehr als Doppelfunktionär ein bemerkenswertes Kapitel der deutschen Firmengeschichte. Das gab's noch nicht: dass ein bedeutender Wirtschaftslenker mit so einer Biografie an derselben Position in dasselbe Unternehmen zurückkehrt. Das zeigt, dass dieser globale Konzern mit einer halben Milliarde Umsatz immer noch ein riesengroßer Familienbetrieb ist, den Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bald wieder mit Uli Hoeneß führen wird, dem alten und mutmaßlich neuen Chef des Aufsichtsrates.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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