Fußball:Eine Bühne für deutsche Talente

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Tiroler Idylle: Der Zweitligakader von Greuther Fürth bereitete sich in Bad Häring auf die neue Saison vor. (Foto: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/Imago)

"Bei uns ist keiner gesetzt": Sportchef Rachid Azzouzi baut bei der SpVgg Greuther Fürth auf allen Positionen auf Konkurrenzkampf - neuerdings auch im Tor. Im Angriff gibt es gleich fünf Alternativen, und auch taktisch soll es flexibler werden.

Von Stefan Galler

Branimir Hrgota ging entschlossen in einen Zweikampf, dann zerriss sein Schrei die ruhige Arbeitsatmosphäre: Der Kapitän der SpVgg Greuther Fürth war umgeknickt - ein Schockmoment während des einwöchigen Trainingslagers der Franken in Bad Häring/Tirol. Wenige Stunden nach diesem Vorfall am vergangenen Donnerstag konnte der Klub aber bereits Entwarnung geben, nichts gebrochen oder gerissen, nach ein paar Tagen sollte der elffache Torschütze der abgelaufenen Saison wieder belastbar sein.

Und so kann Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi ein durchweg positives Fazit der Vorbereitungswoche ziehen: "Wir konnten alles durchziehen, hatten zwei gute Testgegner, sind einen Schritt weiter, sowohl fußballerisch, als auch physisch." Alles sei "optimal" gelaufen, selbst die Tatsache, dass die beiden Torhüter - Jonas Urbig (Schulter), der leihweise vom 1. FC Köln kam, sowie der bisherige Stammkeeper Andreas Linde (Fuß) - derzeit beide pausieren müssen, ficht Azzouzi nicht an: "Auch sie werden Mitte der Woche zurück sein, wir haben jetzt zwei gute Torhüter, genau diese Konkurrenzsituation wollten wir haben."

Orestis Kiomourtzoglou war einst bei Haching und soll nun Max Christiansen ersetzen

Zwei Tage gibt Trainer Alexander Zorniger seinen Spielern nun frei, ehe er sie am Mittwoch annähernd vollzählig wieder am Ronhof begrüßen wird. Lediglich Zugang Orestis Kiomourtzoglou, 25, wird weiterhin fehlen. Der gebürtige Münchner, bei der SpVgg Unterhaching ausgebildet, anschließend drei Jahre beim niederländischen Erstligisten Heracles Almelo und zuletzt in Schottland beim Edinburgher Traditionsverein Heart of Midlothian, hatte sich nach Saisonende einer Knöcheloperation unterziehen müssen. "Er wird noch ein bisschen brauchen, ist aber auf einem guten Weg", verrät Azzouzi und bescheinigt dem Deutsch-Griechen eine "starke Entwicklung" während dessen Auslandsengagements.

Kiomourtzoglou könnte mittelfristig in die vakante Chefrolle in der Zentrale schlüpfen und jene Lücke schließen, die der Däne Max Christiansen nach seinem Weggang zu Hannover 96 hinterlassen hat. Für das Mittelfeld wurden auch Jomaine Consbruch, 21, von Arminia Bielefeld und der 19-jährige Robert Wagner vom SC Freiburg verpflichtet. "Bei uns ist keiner gesetzt", sagt Azzouzi, das gelte auch für den Angriff, wo Coach Zorniger in den beiden Freigeistern Hrgota und Armindo Sieb, Dickson Abiama, sowie den Zugängen Dennis Srbeny (vom SC Paderborn) und Tim Lemperle (vom 1. FC Köln) gleich fünf Alternativen hat. Letzterer war beim 4:4 im Test gegen den polnischen Erstligisten Gornik Zabrze zu Beginn des Trainingslagers unter den Torschützen (neben Marco Meyerhöfer und Sieb, der doppelt traf). Und Srbeny gelang sein erstes Tor für das Kleeblatt im jüngsten Spiel gegen den FC Zürich, bei dieser Partie über vier Mal 30 Minuten traf auch Abiama, dennoch verlor Fürth 2:3.

Optimismus pur: Greuther Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi (li.) und Trainer Alexander Zorniger sehen der kommenden Saison freudig entgegen. (Foto: Wolfgang Zink/Imago)

"Im Sturm haben wir eine gute Konkurrenzsituation", sagt Azzouzi und erteilt Gerüchten, er arbeite an einer Verlängerung der Leihe von Frankfurt-Stürmer Ragnar Ache, eine klare Absage. Der Sport-Geschäftsführer ist mit seinen Personalplanungen schon sehr weit und auch ein bisschen stolz darauf, deutschen Talenten weiterhin eine Bühne bieten zu können: In Torwart Urbig, Wagner, Sieb und Kerim Calhanoglu, der aus Schalke an den Ronhof wechselte, stehen alleine vier aktuelle U20-Nationalspieler im Kader. Was Einsätze von DFB-Auswahlakteuren angeht, sei man sowieso "seit Jahren haushoch vorne", sagt Azzouzi und spannt den Bogen zur großen Krise des deutschen A-Teams: "Die Jungen werden nur besser, wenn sie Spielpraxis sammeln." Der frühere marokkanische Nationalspieler sieht hier alle deutschen Profivereine gefordert.

Gefordert ist auch Trainer Zorniger, von dem Azzouzi erwartet, dass er einen deutlich besseren Saisonstart hinlegt als Vorgänger Marc Schneider vor einem Jahr. Damals hatte es für die gerade aus dem Oberhaus abgestiegenen Mittelfranken nur einen Sieg aus den ersten 13 Spielen gegeben. Man stand auch in Liga zwei auf einem Abstiegsplatz, dann kam Zorniger und hievte das Kleeblatt ziemlich rasant ins Tabellenmittelfeld. "Das war eine gute Entwicklung, die jetzt weiter gehen soll", sagt Azzouzi.

Ein konkretes Saisonziel will der Sport-Geschäftsführer nicht ausgeben. "Wir haben viele Zu- und Abgänge, zunächst einmal müssen wir den Umbruch bewältigen und zu einer Mannschaft werden." Aktuell übt Zorniger mit seinem Team ein zweites System ein. Nachdem Fürth die vergangene Saison weitestgehend mit einer Dreier-/Fünferabwehrkette bestritten hat, will der Coach die Option haben, je nach Spielverlauf mit Viererkette und einer Raute im Mittelfeld zu agieren.

Die letzte Chance zum Praxistest ist nächsten Montag, 24. Juli, in der Nähe von Villingen gegen Jürgen Klopps FC Liverpool. Die Fürther hätten den prominenten Gegner gerne im Ronhof begrüßt, doch die Verantwortlichen des Premier-League-Fünften der letzten Saison bestanden darauf, die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Im Fokus steht ohnehin der Zweitligastart am Sonntag, 30. Juli, zu Hause gegen Paderborn.

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