2. Liga:Erst dilettantisch, dann dominant

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Paderborns Sirlord Conteh (links) im Zweikampf um den Ball mit Hamburgs Jonas David. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

In Paderborn geht's so turbulent zu wie bei der Besetzung des Amts des britischen Premierministers: Am Ende gewinnt der HSV im Zweitliga-Spitzenspiel 3:2.

Von Thomas Hürner, Paderborn/Hamburg

Das Fußballstadion in Paderborn ist geradezu maßgeschneidert für den ortsansässigen Sport-Club. Klein und schnuckelig sieht es aus, doch die 15 000 Zuschauer können auch einen gewaltigen Radau machen, wenn's für ihren kleinen und schnuckeligen Verein um etwas geht. So war das auch am Sonntagnachmittag der Fall, beim Zweitliga-Topspiel gegen den früher mal riesengroßen Hamburger Sport-Verein.

Der SC Paderborn verlor 2:3 in einem Spiel, in dem es ähnlich turbulent zuging wie bei der Besetzung des Amts des britischen Premierministers. Es ging hin und her, hoch und runter, drunter und drüber. Andererseits: Nicht weniger war erwartet worden bei einem Treffen der Trainer beider Klubs. Denn Lukas Kwasniok (Paderborn) und Tim Walter (HSV) stehen nicht nur für kompromisslosen Offensivfußball, sie kennen sich auch noch aus alten Zeiten, in denen sie sich an der Seitenlinie bei Jugendfußballspielen zankten.

Das Verdienst des HSV-Trainers Tim Walter ist, dass das Team nicht mehr in seine Einzelteile zerfällt

Der HSV ließ sich dann auch gleich überrumpeln von der mutigen und aggressiven Heimelf. Nach nur einer Minute traf Paderborn die Latte. Und nach einer aus diesem Schuss resultierenden Ecke durfte SCP-Stürmer Marvin Pieringer ungehindert durch den Strafraum des HSV dribbeln und den Ball an seinen Teamkollegen Robert Leipertz übergeben, der mit einem wuchtigen Schuss zur 1:0-Führung traf (3. Minute). Dieses dilettantische Abwehrverhalten wurde vom HSV danach noch eine Weile fortgeführt, ohne bestraft zu werden. Nach und nach fanden die Hamburger in ihr dominantes Ballbesitzspiel, das neben einigen Chancen auch die schönen Tore der Angreifer Robert Glatzel (23.) und Jean-Luc Dompé (45.) hervorbrachte.

Ein echtes Zweitliga-Spitzenteam würde nach diesem erfolgreichen Ende der ersten Halbzeit versuchen, in der zweiten Hälfte erst mal Ruhe und Ordnung zu etablieren. Der HSV, der zuletzt in eine mittelschwere Krise geschlittert war, fing sich stattdessen gleich mal den Ausgleich ein: Erneut war es Leipertz, der für Paderborn traf (51.). Dies wäre nun der Augenblick gewesen, in dem der Zweitliga-HSV in der Prä-Walter-Zeit in seine Einzelteile zerfallen wäre. Doch das große Verdienst des Trainers ist, dass sich das Hamburger Team derlei abgewöhnen konnte. Mittelfeldmann Laszlo Bénes, einer von vielen für Zweitliga-Verhältnisse hervorragenden Individualisten im Kader, erzielte per Fernschuss den Siegtreffer (69.), durch den sich der HSV an den Paderbornern vorbei auf Tabellenplatz zwei schob. Gleich hinter den ebenfalls kleinen SV Darmstadt 98.

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