SSV Jahn Regensburg:Endlich ein unverdienter Punkt

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Erst hoch geflogen, dann abgestürzt: Die Regensburger mit Benedikt Gimber (rechts, gegen Düsseldorfs Felix Klaus) haben in den vergangenen neun Partien nur ein Mal gewonnen. (Foto: Wolfgang Zink/imago)

Immerhin die Null gehalten: Trotz eines schwachen Auftritts hofft der nach unten geschlingerte Jahn, dass das torlose Remis gegen Fortuna Düsseldorf eine Trendwende einleitet.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Als der Regensburger Trainer Mersad Selimbegovic in Ruhe Platz genommen hatte auf dem Pressepodium nach dem sonntäglichen Fußballspiel gegen Fortuna Düsseldorf, da dachte er an einen prominenten bayerischen Erstligisten. Er wollte die aktuelle Phase seines Teams beschreiben, und um das plastisch und verständlich tun zu können, da nahm er sich dann eben den FC Bayern München zu Hilfe. Denn wenn einer Mannschaft das Selbstvertrauen fehle, das habe Selimbegovic als TV-Zuschauer selbst beobachtet, dann sieht man Fehler, die man "in fünf Jahren nicht gesehen" habe - in dem Fall sprach er noch über die Spiele des FCB in Bochum (2:4) und Salzburg (1:1). Aber nun ja, eben auch über die erste Halbzeit seines Teams gegen Düsseldorf, in der die Regensburger einige ungewohnte Fehlpässe spielten. Ihnen mangelte es merklich an Selbstvertrauen.

Zuvor war der Jahn in der zweiten Fußball-Bundesliga ja nach unten geschlingert nach nur einem Sieg aus acht Partien. Doch die Oberpfälzer wehrten sich am Sonntag - und schafften ein 0:0, das Selimbegovic gerne mitnimmt: "Das ist so der erste nicht ganz verdiente Punkt in dieser Saison, und den brauchst du auch." Nach der Misere erst recht. Bei 32 Punkten steht seine Mannschaft als Tabellen-Zehnter, es scheint so, als könnte sie die Kurve nach oben nun wieder kriegen. "Wenn wir den Punkt richtig einordnen, kann es schon genau diese Richtung haben, die ich mir erhoffe. Es war wichtig, nach diesen Wochen was Zählbares zu holen", fand Selimbegovic. Es war ein Tag zum Durchatmen.

"Mit aller Macht" wolle sein Team den Trend umkehren, sagte der Trainer vor der Partie. Allzu groß schien diese Macht dann aber vor den 6319 Zuschauern erst einmal nicht zu sein, schließlich bestimmte Düsseldorf die Partie. Max Besuschkow half der Fortuna mit einem katastrophalen Fehlpass im Spielaufbau, doch der Düsseldorfer Winter-Zugang Daniel Ginczek schoss den Ball dann ähnlich leichtfertig dem Jahn-Torwart Alexander Meyer in die Arme (6. Minute). Trotzdem zeigte die Szene, in welche Richtung es nun vorwiegend und flink ging: direkt vors Jahn-Tor.

In der Tabelle des dritten Saisonviertels belegen die Oberpfälzer einen Abstiegsrang

Als verflixt und zugenäht, so wirkt es, entpuppen sich dagegen die Tore der Gegner für die Oberpfälzer inzwischen. Doch in Wahrheit agiert der SSV Jahn in diesen Wochen anders als zu Saisonbeginn schlicht inkonsequent: Da war die gute Schussmöglichkeit für Benedikt Gimber (17.), die vor ein paar Monaten wohl freiweg im Kreuzeck gelandet wäre so wie sein Weitschuss am ersten Spieltag in Darmstadt. Doch nun setzte er den Ball aus 16 Metern und hoppelnd knapp neben das Tor. Und später war da auch der einzige Jahn-Torjubel des Nachmittags - natürlich in der Folge eines Freistoßes, kein Team der Spielklasse ist so effektiv nach Standardsituationen. Besuschkow traf, doch diesmal erstickte die Pfeife des Schiedsrichters Timo Gerach den Jubel: Abseits war's, sah der Münchner Video-Assistent Günter Perl auf seinem Bildschirm (36.). In der zweiten Hälfte spitzelte der Mittelstürmer Andreas Albers den Ball bei seiner besten Chance aus fünf Metern übers Tor (58.).

Mit aller Macht, um im Duktus von Selimbegovic zu bleiben, mussten die Regensburger vor allem verteidigen. "Da brauchst du das Quäntchen Glück, das wir in den letzten Wochen nicht hatten", erklärte der Coach. "Da ist es wichtig, sich dagegen zu stemmen und die Null zu halten." Zu besichtigen war dies stellvertretend für weitere Szenen in der ersten Hälfte bei einer Abwehraktion mitten im Strafraum, Jordy de Wijs hatte für Ginczek aufgelegt. Doch erst warf sich Meyer in den Ball, schlug ihn weg - und dann halfen ihm vier weitere Spieler, um den Nachschuss der Düsseldorfer vor dem leeren Tor zu klären. Längst wäre die Führung der Fortuna verdient gewesen in dieser 23. Minute.

Drei Saisonviertel sind mittlerweile vorbei in der zweiten Liga. Nach zwei Vierteln stand der Jahn überraschend oben. Doch Quartal drei schlossen die Regensburger nun, exklusiv betrachtet, auf einem Abstiegsplatz ab. Während sie anfangs über den anderen segelten, fehlt ihnen nun der nötige Aufwind, um sich in der Höhe zu halten. Es sei denn, dieses hart erkämpfte Remis hat nun seinen Effekt, wie Selimbegovic hofft. Ein Punktgewinn beim Vorletzten Aue am Sonntag wäre zumindest ähnlich wichtig wie gegen Düsseldorf. Der prominente bayerische Erstligist hat seine vergangenen beiden Spiele übrigens gewonnen.

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