SSV Jahn Regensburg:Erste allgemeine Verantwortung

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Immer den Ball im Blick an vorderster Front: Andreas Albers, der erfolgreichste Torschütze dieser Zweitliga-Saison beim SSV Jahn Regensburg. (Foto: Sascha Janne/Imago)

Der Jahn baut in seinem Endspiel um den Klassenverbleib am Sonntag gegen den FC St. Pauli auf seinen Toptorjäger Andreas Albers - und die Botschaft von Sandhausen.

Von Johannes Kirchmeier

Der Stadionzaun an der Jahnstraße 1 in Sandhausen könnte noch ein bedeutender Teil der Geschichte des Fußball-Zweitligisten SSV Jahn Regensburg werden. Dort trafen sich am vergangenen Sonntag nach der 0:2-Niederlage beim SV Sandhausen noch einige eigens angereiste Anhänger mit der Mannschaft. Sie waren nicht verärgert, blickten stattdessen ruhig nach vorne - und verständigten sich auf ein letztes Ziel in dieser Saison: "Sie haben uns eine wichtige Botschaft mit auf den Weg gegeben", berichtet der Angreifer Andreas Albers von der Zusammenkunft. "Wir wollen nun als Mannschaft am Sonntag alles dafür tun, den Klassenverbleib zu schaffen."

Dann soll beim Schlussakt gegen den FC St. Pauli (15.30 Uhr) endlich der Vollzug des Saisonziels gelingen. Sie haben da in diesem Moment des Oberpfälzer Zusammenhalts und in aller Ruhe also wohl so etwas wie ihren eigenen kleinen Vertrag fürs glückliche Ende ausgehandelt. Einen Kugelschreiber habe aber niemand dabei gehabt, merkt Albers mit einem Lachen an, wenn er darauf angesprochen wird.

Für seinen SSV Jahn geht es schließlich darum, Historisches zu schaffen: die fünfte Zweitliga-Saison in Serie zu erreichen - und eben nicht in eine Relegation zu schlittern oder sogar in eine noch mögliche Revanche gegen den TSV 1860 München, gegen den der Aufstieg im Jahr 2017 gelang. Nur zwei der vergangenen 15 Partien konnte der Tabellen-14. gewinnen, gar drei Spiele gingen zuletzt in Serie verloren, daher lauert der VfL Osnabrück auf dem Relegationsrang 16 nun zwei Punkte hinter Regensburg.

Zwölf der 34 Jahn-Tore hat Andreas Albers erzielt

Andreas Albers weiß selbst, dass es bei der Umsetzung der Botschaft vor allem auf ihn ankommen wird. Das liegt weniger daran, dass der 31-Jährige in Dänemark neben der Fußballkarriere einst Jura studiert hat. So schwierig ist die korrekte Ausführung des Vertragswerks nun auch wieder nicht - ziemlich sicher würde am Sonntag ein Remis für den Klassenverbleib reichen. Sondern es liegt daran, dass er der erfolgreichste Torjäger im Team der Oberpfälzer ist. Zwölf der lediglich 34 Regensburger Saisontore gehen auf das Konto des Dänen, viermal traf er in den vergangenen fünf Partien.

Wenn es also gefährlich wird in des Gegners Strafraum, dann hat beim SSV Jahn zumeist der 1,93-Meter-Mann Kopf, Brust, Bein oder Fuß am Ball. Er ist zwar ein schlaksiger Typ, verfügt aber auch über die Technik, die es in der zweiten Liga braucht, um sich mit dem Ball am Fuß im Sechzehner durchzusetzen.

In seinen knapp zwei Jahren beim Jahn war er außerdem noch nicht schwerer verletzt und im Sturm durchweg gesetzt. Erst recht, seitdem der frühere Kapitän und langjährige Frontmann Marco Grüttner, 35, den Jahn vor einem knappen Jahr verlassen hat. "In der vergangenen Saison hat Marco sehr viel kommuniziert und alles andere für mich mitgemacht", sagt Albers, damals an Grüttners Seite und nun selbst der Älteste und Erfahrenste des ansonsten jungen SSV-Angriffs. "Jetzt habe ich die Verantwortung für den ganzen Sturm übernommen." Fürs Pressing der Regensburger bedeutet das auch, dass Albers den Startschuss gibt, der erste Verteidiger ist, der immer wieder auf den ballführenden Gegenspieler zusprintet.

Zuletzt kassierten die Regensburger 17 Gegentore in sechs Spielen

Wie ernst er das mit der Verantwortung zudem meint, zeigt einerseits der Umstand, dass er nach Grüttners Weggang seinen Arbeitsvertrag beim Jahn, seiner ersten Auslandsstation, zügig bis 2022 verlängert hat. Und andererseits zählt dazu auch schonungslose Selbstkritik: Gerade weil er die Verantwortung für die Offensive habe, liege es auch an ihm, wenn die Jüngeren vorne drin nicht treffen: "Ich bin nicht zufrieden, wir haben zu wenig Tore geschossen." Hinzu kam, dass die Oberpfälzer zuletzt auch noch zu viele Gegentore kassierten (17 in sechs Spielen), was in Teilen an den besser vorbereiteten Gegnern liegt: "Es fiel schon auf, dass Top-Mannschaften wie beispielsweise Bochum oder Kiel in der Rückrunde sehr gut eingestellt gegen uns waren. Die schlagen fast nur noch lange Bälle." Und wenn der Ball über ihn drüberfliegt, kann der ansprintende Andreas Albers den üblichen Druck nicht mehr entfalten. Am Sonntag gegen den FC St. Pauli wollen die Regensburger die Kugel daher bereits vorm Losfliegen erobern - oder sich danach eben wieder regelmäßiger in den Luftduellen durchsetzen.

Sie spielen dann übrigens auch in einem Sondertrikot. Die Namen aller Dauerkarteninhaber, die auf eine Rückerstattung ihres Geldes verzichtet haben, sind darauf aufgedruckt. Und sollen so zumindest im übertragenen Sinne dabei sein, wenn Albers und seine Kollegen die Botschaft von Sandhausen bestenfalls umsetzen.

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