SpVgg Greuther Fürth:Keine Zweifel

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Stabil und doch enttäuscht: Greuther Fürths neuer Innenverteidiger Damian Michalski. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Auch nach acht Saisonspielen ohne Sieg hält der Fürther Trainer Marc Schneider weiter an seiner Spielweise fest. Gegen St. Pauli stimmt zwar die Leistung in der zweiten Hälfte, aber ohne Sieg ist das wenig wert.

Von David Kulessa

Seitdem er Trainer der SpVgg Greuther Fürth ist, betont Marc Schneider immer wieder die positive Entwicklung seiner Mannschaft. Das war auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli nicht anders. Er sehe sein Team auf einem guten Weg, sagte er da zum Beispiel. Auch bei der Art, Fußball zu spielen - offensiv, mutig und mit möglichst wenig langen Bällen - wolle er bleiben,erklärte der 42-Jährige.

Zwei Tage später, nach dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli, sagte der Trainer: "Die Jungs verinnerlichen langsam, was wir uns vorstellen." Der Auftritt stimme ihn positiv. Das war nachvollziehbar, denn in der zweiten Hälfte spielte seine Mannschaft sehr gut. Das Problem: Trotzdem gelang ihr auch im achten Pflichtspiel der Saison kein Sieg - die Partie endete 2:2 (0:1).

Hinzu kommt, dass der Spielvereinigung beim entscheidenden zweiten Gegentreffer die eigene Spielidee zum Verhängnis wurde: Statt nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte das Spielgerät einfach rauszuschlagen, notfalls ins Seitenaus, wollte es Dickson Abiama auch in der 85. Minute noch flach lösen. Das ging schief, St. Pauli hatte beim Gegenangriff anschließend etwas Glück und erzielte durch Connor Metcalfe den Ausgleich. Schneider gab zu: "In dieser Situation müssen wir uns cleverer anstellen." Besonders bitter war der späte Gegentreffer, weil Fürth den Sieg nach der Leistung in der zweiten Spielhäfte verdient gehabt hätte. Branimir Hrgota in der 48. und ein Eigentor in der 52. Minute von St. Paulis Kapitän Jackson Irvine hatten den Gastgebern die Führung beschert.

Anders als beim Derby bleibt Schneider in der Kabine ruhig

In die Halbzeit waren die Spieler mit Pfiffen der Zuschauer verabschiedet worden. Sie waren die logische Konsequenz aus dem Warten auf einen Pflichtspielsieg seit Februar - saisonübergreifend dauert es jetzt schon 20 Spiele - und einer erschreckend passiven ersten Hälfte. Das 0:1 durch Marcel Hartel in der 19. Minute war nicht die einzige gute Hamburger Chance. Die Reaktion der Fans sei ein Grund gewesen, warum Marc Schneider - anders als beim Derby in Nürnberg vor einigen Wochen - in der Kabine ganz ruhig geblieben sei: "Mir war klar, es geht um uns, wir müssen zusammenstehen und die Energie auf den Platz zurückbringen." Dass dies in der zweiten Hälfte gelang, spricht für die Arbeit des Schweizers.

Es war zudem eine taktische Umstellung, die zur Leistungssteigerung führte. Schon nach 30 Minuten stellte Schneider auf eine Raute im Mittelfeld um. Der bis dahin glücklose Abiama durfte vom Flügel in den Sturm umziehen und strahlte sogleich mehr Gefahr aus. Hrgota und dem jungen Armindo Sieb tat die Unterstützung im Zentrum sichtlich gut. Glücklich über neue Mithilfe bei der Defensivarbeit war der schwedische Torwart Andreas Linde, der das gesamte Interview nach dem Spiel auf Englisch führte. Einzig bei der Frage nach seinem Eindruck des am Montag von Wisla Plock aus Polen verpflichteten Damian Michalski bemühte er ein deutsches Adjektiv: "Stabil." Der 24-jährige Innenverteidiger überzeugte nicht nur seinen Keeper mit zuletzt vermisster Kopfballstärke. Zweikampfführung und Stellungsspiel des Polen beeindruckten ebenfalls nach so kurzer Zeit bei der Mannschaft.

Die zweite Hälfte begann furios: Bereits wenige Sekunden nach Wiederanpfiff unterlief St. Pauli beinahe ein Eigentor, beim anschließenden Eckball rettete Leart Paqarada für die Hamburger auf der Linie. Dann die Fürther Führung und Fans, die plötzlich lautstark unterstützten. "Riesen-Kompliment an die Mannschaft, wie sie aus der Kabine gekommen ist", sagte Marc Schneider: "Umso mehr schmerzt es, dass wir uns in diesem Spiel nicht mit drei Punkten belohnt haben."

Die Hamburger verschossen noch einen Elfmeter (69.), bevor sie den Ausgleich erzielten, dann war Schluss. Zweifel an seiner Spielidee und Fragen nach einem schlechten Gemütszustand verneinte der Trainer nach Spielende zwar gewohnt konsequent. Aber auch er weiß: "Die Mannschaft braucht ein Erfolgserlebnis." Man ist geneigt zu ergänzen: nicht nur die Mannschaft.

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