SpVgg Greuther Fürth:Gegen die Angst

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"Natürlich trifft einen das." - Fürths Trainer Marc Schneider über die Rufe der Anhänger. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Nach dem bayerischen Zweitliga-Krisenduell mit dem SSV Jahn Regensburg fordern die Fürther Fans die Entlassung des Trainers Marc Schneider. Die Antwort von Geschäftsführer Rachid Azzouzi darauf ist eindeutig.

Von Johannes Kirchmeier

Die Rufe waren eindrücklich. Und sie führten dazu, dass die Spieler der SpVgg Greuther Fürth zwar die Schritte zu ihren mitgereisten Fans im kleinen Gästeblock machten, aber dann nach dem 2:2 (1:1) beim SSV Jahn Regensburg nicht so recht wussten, ob sie sich jetzt auch bei ihnen bedanken sollten. Gemeinsam geklatscht und gefeiert - wie es an anderen Tagen üblich ist - wurde am Freitag zumindest nicht so richtig, ehe die grün-schwarz gekleideten Kicker wieder von dannen zogen.

"Schneider raus!", schrien die Anhänger. Und damit ist natürlich nicht der Handwerker gemeint, der die Trikots der SpVgg näht. Schneider, das ist Marc Schneider, der 42-jährige Schweizer, der die Fürther erst seit Saisonbeginn trainiert. "Natürlich trifft einen das", sagte der Coach danach.

Seine Mannschaft steht nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga nach elf Spieltagen auch in Liga zwei auf dem Abstiegsrang 17, daher rührt der Frust der Fans. Die unter der Woche von Schneider mehrmals eingeforderte "Stabilität" konnte die SpVgg auch in Regensburg nicht über 90 Minuten zeigen, die Mittelfranken warten in dieser Spielzeit auf eine Partie ohne Gegentor. "Trotzdem haben wir das dritte Spiel in Folge nicht verloren", führte der Trainer an - fünf Punkte aus den vergangenen drei Partien stehen zu Buche. Das honoriert auch der Geschäftsführer Rachid Azzouzi, der den Frust der Fans verstehen könne, aber ihre geschriene Handlungsanweisung erst einmal nicht ausführen wird, weil er auch fand: "Ich bin überzeugt, dass wir das drehen können. Die Mannschaft macht einen sehr guten Eindruck und wächst als Team zusammen." In den vergangenen drei Wochen sehe er eine Entwicklung - in Training und Spiel.

Azzouzi holte immer wieder aus, machte im Kabinentrakt einen Schritt zurück und dann wieder zwei nach vorne und umgekehrt. Mit solchen Finten könnte er einst als Fürther Offensivkraft im Angriff auch den Verteidigern entflohen sein. Fliehen wollte er im Regensburger Kabinentrakt aber nicht, stattdessen hielt er eine lange Rede, in der er Schneider verteidigte und erklärte, dass er mit ihm weiterarbeiten wolle. Azzouzi nahm auch Bezug auf den Mitabsteiger Bielefeld, der "nach einem Trainerwechsel" einen Punkt hinter der SpVgg steht: "Ich wünsche mir, dass wir zusammenhalten. Nur so geht es in Fürth." Ein wenig blitzt da die im Vergleich zum nahen Ligakonkurrenten Nürnberg gewohnte Fürther Ruhe durch, die auch die Anhänger eigentlich schätzen.

Azzouzi findet: "Es war von beiden Mannschaften schlecht."

Fußballerisch fordert Azzouzi jedoch eine Steigerung. Die Mannschaft war ihm zu sehr auf die angesprochene Stabilität bedacht - und ließ eigene Aktivität vermissen. "Angst lähmt. Wir verlieren die Bälle viel zu schnell", sagte er. "Es war von beiden Mannschaften schlecht. Zu ängstlich, zu wenig Mut." Beide Teams schlugen vorwiegend weite Bälle auf ihre Mittelstürmer Andreas Albers (SSV) und Ragnar Ache (SpVgg). Vom Jahn ist man das gewohnt, von Fürth nicht.

Die Angst lähmte in gewisser Weise auf beiden Seiten: Auch die Regensburger stecken ja in der Krise, sind als 13. gerade einmal drei Zähler vor Fürth und konnten nur eine der vergangenen neun Partien gewonnen. So fielen die ersten beiden Tore von Damian Michalski (34. Minute, Fürth) und Kaan Caliskaner (42., Regensburg) auch nach Standardsituationen. Letzterer schoss nach einem Pass von Charalambos Makridis freistehend auch das 2:1, es war sein erster Jahn-Doppelpack (62.). Simon Asta glich mit seinem ersten Profitor aus (74.). Danach bestimmte wieder der Gastgeber die Partie, ließ aber gute Chancen aus. "Sauer" und "Ärger", das waren die Wörter, die man von Spielern beider Seiten am häufigsten vernahm.

Azzouzi erwartet nach dem sechsten Remis eine zähe Saison, ließ er noch wissen, weil bis hinauf zu Rang zehn alle Teams flugs in den Abstiegskampf rutschen könnten. Auch deshalb forderte er vor dem Heimspiel am Freitag gegen Hansa Rostock noch: "Ich sehe die Entwicklung. Die muss auch mal mit einem Sieg und einer besseren fußballerischen Leistung einhergehen." Andernfalls könnten die Rufe am Freitag noch eindrücklicher werden.

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