2. Bundesliga:"Erst mal jubeln, is' ja logisch"

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Tabellenführer Greuther Fürth kommt in Braunschweig nicht über ein Unentschieden hinaus. Der FC St. Pauli bleibt an den Aufstiegsrängen dran - erst gibt Stürmer Marius Ebbers ein Handspiel beim Torschuss zu, in der Nachspielzeit schafft Pauli noch den Siegtreffer.

Es war die wohl fairste Aktion dieser Fußball-Saison: Marius Ebbers brachte eine weite Flanke im Tor von Union Berlin unter, Spieler und Fans jubelten bereits. Als die Unioner lautstark Handspiel reklamierten, fragte Schiedsrichter Tobias Welz den vermeintlichen Torschützen. Dieser räumte ein, denn Ball mit dem Oberarm berührt zu haben, ergo: kein Tor.

Erzielte ein Tor mit der Hand - und gab es zu: Marius Ebbers vom FC St. Pauli. (Foto: dpa)

"Erst mal jubeln, is' ja logisch", sagte Ebbers später. Nach heftigen Union-Protesten aber hatte ihm Schiedsrichter Tobias Weiz den Weg versperrt und fragte: Per Kopf? Mit der Hand? "Natürlich hab' ich überlegt, ob ich sag': Ich weiß es nicht", erzählte Ebbers, "aber der Schiri hat wohl schon gesehen, dass ich ein bisschen gegrübelt habe. Und ich sag': Ich hab' mit beiden Körperteilen den Ball berührt."

Es wäre das 2:1 gewesen in der Partie zwischen St. Pauli und Berlin - und es sah so aus, als würde Ebbers' Ehrlichkeit seinem Verein wichtige Punkte kosten. Doch dann kam Fin Bartels. Mit seinem Tor in der zweiten Minute der Nachspielzeit sorgte der Stürmer am Dienstag für eine unglückliche 1:2 (1:0) -Niederlage aus Sicht der Gäste aus Berlin.

Diese hatten beim Aufstiegsaspiranten aus Hamburg lange tapfer mitgehalten und waren durch Markus Karl in 32. Minute in Führung gegangen. Doch Max Kruse (59.) und schließlich Matchwinner Bartels drehten die Partie. Zudem kassierte Youngster Maurice Trapp wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte (64.).

Eigentlich waren die Favoritenrollen und Ausgangspositionen der beiden Teams am Millerntor klar verteilt: Die Hausherren mussten im Kampf um den Aufstieg unbedingt punkten, für die Gäste aus Berlin ging es in erster Linie nur darum, einen hochkarätigen Rivalen zu ärgern.

Dies gelang dem Team von Coach Uwe Neuhaus dann auch zunächst ziemlich gut: Nach einer guten halben Stunde kam Karl im Anschluss an einen Eckball per Kopf ans Leder und markierte die Union-Führung. Unverdient war das 1:0 dabei nicht, schon nach wenigen Minuten hatte Simon Terodde allein vor Torwart Philipp Tschauner die Führung auf dem Fuß.

Die Berliner agierten äußert clever, mit geschickter Defensive und im Angriff der einen oder anderen Überraschung. Nach der Pause mussten die "Eisernen" dann aber innerhalb von wenigen Minuten zwei Nackenschläge verkraften. Zunächst gelang dem Pauli-Offensivspieler Kruse per leicht abgefälschtem Fernschuss der Ausgleich.

Nur fünf Minuten später musste Trapp bei seinem Debüt in der Startelf vorzeitig vom Platz: Zwei klare Fouls, zwei Verwarnungen und damit die Gelb-Rote Karte sorgte dafür, dass sich der 1. FC Union eine halbe Stunde lang zu zehnt gegen eine Pleite wehren mussten. Nun aber war Pauli am Drücker, Union verteidigte mit zehn Mann. In der 85. Minute rettete das Lattenkreuz die Neuhaus-Elf nach einem Schuss von Dennis Daube, in der 89. Minute scheiterte Kruse gleich doppelt. Doch dann kam Bartels und ließ das Millerntor beben.

Die SpVgg Greuther Fürth hat am Dienstag einen kleinen Rückschlag im Kampf um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga erlitten. Am 30. Spieltag der Zweiten Liga kamen die Fürther vor 20.450 Zuschauern im Auswärtsspiel gegen Eintracht Braunschweig nicht über ein 0:0-Unentschieden hinaus.

Olivier Occean beim Kopfball: Noch muss Fürth auf den Aufstieg in die Bundesliga warten. (Foto: dpa)

Damit weist die SpVgg als Tabellenführer nun nur noch einen Vorsprung von sieben Punkten gegenüber Fortuna Düsseldorf auf Platz drei auf. Platz drei berechtigt nicht zum direkten Aufstieg.

Die Fürther erwischten den besseren Start, aber Olivier Occean (2. Minute) und Edgar Prib (3.) vergaben die ersten Gelegenheiten. Mit zunehmender Spieldauer gewann die Eintracht dank aggressiver Zweikampfführung ein Übergewicht, aber auch Damir Vrancic (22.) und Randy Edwini-Bonsu (29.) trafen nicht. Auf der anderen Seite scheiterte Milorad Pekovic (32.) mit einem 18-Meter-Schuss an Eintracht-Keeper Daniel Davari.

Auch nach der Pause hielt Braunschweig gegen den Tabellenführer gut dagegen. Die größten Möglichkeit hatten Edwini-Bonsu (58.) und Dominick Kumbela (74.) für die Eintracht. Bei den Franken sorgte am ehesten Sercan Sararer (56., 66.) für Gefahr, doch seine Flanken fanden mehrfach keinen Abnehmer. Insgesamt spielte sich die Mannschaft von Trainer Michael Büskens kaum klare Chancen heraus, die Gastgeber waren mit ihren Kontern häufig gefährlicher.

Fortuna Düsseldorf hat im Rennen um den Relegationsplatz in der 2. Fußball-Bundesliga Rang drei erfolgreich verteidigt und die Konkurrenz auf Distanz gehalten. Nach zuvor vier Spielen ohne Dreier zitterte sich der Herbstmeister zu einem 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen den FSV Frankfurt, der zuvor fünfmal in Folge nicht verloren hatte. Der in der 46. Minute eingewechselte Joker Ranisav Jovanovic sorgte für den dritten Sieg der Düsseldorfer in der Rückrunde.

Als Dritter haben die Rheinländer weiterhin einen Punkt Vorsprung auf den Vierten St. Pauli. Am Mittwoch (17.30 Uhr) kann der Fünfte SC Paderborn mit einem Sieg bei Erzgebirge Aue bis auf zwei Zähler an die Fortuna herankommen. Vor 25.107 Zuschauern knüpften die Düsseldorfer im ersten Durchgang an ihre zuletzt äußerst mäßigen Leistungen an.

Auch Kapitän Andreas Lambertz, der bei der 1:2-Pleite am Gründonnerstag beim Abstiegskandidaten Hansa Rostock wegen einer Gelbsperre gefehlt hatte, konnte dem Spiel seiner Mannschaft keine Impulse geben. Bis zum Strafraum spielte Fortuna noch ganz gefällig, so richtig in Verlegenheit geriet die FSV-Abwehr aber nicht. Die Hessen, bei denen Manuel Konrad in der Viererkette den gesperrten Björn Schlicke ersetzte, verlegten sich auf Konter.

Klare Torchancen ergaben sich allerdings auch für das Team von Trainer Benno Möhlmann nicht. Nach der Pause warf Düsseldorf alles in die Waagschale, aber von der Leichtigkeit der Hinrunde war auch gegen die Frankfurter zunächst nichts zu sehen. Erst Jovanovic löste mit seinem vierten Saisontreffer die Blockade bei den Gastgebern, die anschließend noch gute Möglichkeiten zu weiteren Toren hatten. Beste Düsseldorfer waren der künftige Kölner Assani Lukimya und Torschütze Jovanovic, bei den Hessen ragte einmal mehr Torwart Patric Klandt heraus.

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