FC Ingolstadt:Verloren in Raum und Zeit

Lesezeit: 2 min

Bedingt zufrieden: FCI-Trainer Rüdiger Rehm. (Foto: Stefan Bösl/imago)

Gegen den FC St. Pauli zeigen die Schanzer erneut, dass sie in der zweiten Liga mittlerweile wettbewerbsfähig sind - doch mit jeder Niederlage rückt der Abstieg sehr viel näher.

Von Christoph Leischwitz

Der Schrei "Schanzer, da geht noch was!" fand keinen Widerhall. Eigentlich wollte der Stadionsprecher zu Beginn der zweiten Halbzeit die Zuschauer nochmal anfeuern, aber der Funke sprang nicht so recht über. Im Gegenteil, aus dem recht gut gefüllten Gästeblock war vereinzeltes Gelächter zu hören aufgrund der mauen Reaktion. Zu diesem Zeitpunkt lag der FC Ingolstadt gegen den FC St. Pauli zwar nur 1:2 zurück. Doch viel Hoffnung, dass der Tabellenletzte die Spitzenmannschaft aus dem Norden ernsthaft gefährden könnte, bestand aufgrund des bislang Erlebten offenbar nicht. In der Tat ging bei den Schanzern nach vorne auch nicht mehr viel, zwischen dem 1:3 (55.), dem Tor zum Endstand, und der Nachspielzeit verbuchte die Mannschaft letztlich nur ein, zwei gute Chancen.

"Mhhh, nein", sagt Trainer Rüdiger Rehm dann auf die Frage, ob er an diesem Tag denn zumindest mit der Anzahl der Tormöglichkeiten zufrieden gewesen sei. Ein weiterer Grund für die Niederlage: "Wir waren heute nicht ganz so gierig und eklig, wir haben den Gegner nicht so attackiert, wie wir es gerne gemacht hätten." Der Gegner habe zu viel "Raum und Zeit" gehabt in der Ingolstädter Hälfte, befand Rehm. Einmal war seine Mannschaft auch schlicht nicht hinterhergekommen im Hamburger Raum-Zeit-Kontinuum: Auf dem Weg zum 1:2 durch Guido Burgstaller wurde die Schanzer-Abwehr schwindlig gespielt, auch der an diesem Tag tapfer kämpfende Nico Antonitsch grätschte vor dem Torschuss ins Leere (37.).

Ingolstadt hat schon jetzt einen Punkt mehr geholt als in der gesamten Hinrunde und genauso viele Tore geschossen

Es sieht deshalb nicht besonders gut aus für die Schanzer, denn mit jeder Niederlage rückt der Abstieg sehr viel näher. Schlecht gespielt hatte die Mannschaft auch gegen den nächsten Aufstiegsfavoriten nicht, nachdem sie eine Woche zuvor einen Punkt bei Werder Bremen geholt hatte. Man sei auch diesmal "wieder wettbewerbsfähig" gewesen, fand Rehm. St. Paulis Trainer Timo Schultz räumte zudem ein, dass man sich zu Lasten der Offensive etwas vorsichtiger positioniert habe, um dem gefährlichen Ingolstädter Umschaltspiel besser begegnen zu können. Die Wettbewerbsfähigkeit der Oberbayern lässt sich auch belegen: Ingolstadt hat schon jetzt einen Punkt mehr geholt als in der gesamten Hinrunde und genauso viele Tore geschossen (elf). Um aber noch zehn Punkte in zehn verbleibenden Partie aufzuholen, um zumindest noch den Relegationsplatz zu erreichen - dafür bedarf es noch einiger Krümmungen in der Raumzeit. Immerhin: Es stehen noch mehrere Spiele gegen Teams an, die mathematisch noch einzuholen sind, am kommenden Sonntag etwa bei Fortuna Düsseldorf.

Um gegen St. Pauli zu punkten, dafür war die Mannschaft wohl mal wieder zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Die erste Spielhälfte sei "wie ein Spiegelbild der gesamten Saison" gewesen, fand Rehm, und meinte damit in Bezug aufs Personal, dass es chronisch dezimiert ist - und wohl auch bleibt. Am Samstag musste Kapitän und Rechtsverteidiger Michael Heinloth nach 19 Minuten mit einer Muskelverletzung raus, 13 Minuten später auch noch der für ihn ins Spiel gekommene Maximilian Neuberger, er war umgeknickt. Kurz nach dem ersten Wechsel fiel das 0:1 durch einen sehenswerten Freistoßtreffer von Daniel Kyereh (22.).

"Dann schießen wir zwar den Ausgleich, aber es war halt Unordnung da", sagte Rehm, der wegen des 1:2 keine drei Minuten Zeit hatte, sich über das Abstaubertor von Dennis Eckert Ayensa zum 1:1 zu freuen. In dem zweifachen verletzungsbedingten Umbau der Viererkette - der gelernte Innenverteidiger Nikola Stevanovic spielte auf der rechten Seite die Partie zu Ende - sah Rehm dann auch einen Grund für die fehlende Durchschlagskraft gegen Ende: Der lange geplante offensive Dreifachwechsel kam erst sieben Minuten vor Schluss, denn nach fünf Wechseln hätte man sonst nicht mehr auf Verletzungen reagieren können. Theoretisch möglich, aber praktisch weit vom Jubel entfernt, so sah die Schlussphase aus. In Ingolstadt werden sie hoffen, dass diese nicht auch noch zum Spiegelbild der Saison wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: