1860 München - Würzburg:25 Prozent Hilfe

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Der erste Torschütze der neuen Saison: Zugang Marcel Bär (rechts) jubelt mit seinem Sturmkollegen Sascha Mölders. (Foto: ActionPictures/imago)

Die Löwen gewinnen zum Drittliga-Start 1:0 gegen die Kickers. Die ungewohnte Anwesenheit von Anhängern löst Begeisterung aus, aber auch eine gewisse Belastung.

Von Christoph Leischwitz

Zwischen den Zeilen war herauszuhören, dass die Rückkehr der Fans schon auch eine gewisse Belastung darstellte. Endlich waren sie wieder da, darüber freute sich auch Trainer Michael Köllner, aber jetzt musste man natürlich auch etwas bieten. Allerdings blieb das Auftaktspiel des TSV 1860 München zur neuen Drittliga-Saison gegen die Würzburger Kickers lange offen. Liegen gelassene Torchancen waren ein Grund, ein phasenweise starker Gegner ein anderer. Zusätzlich hatten auch einige strittige Schiedsrichter-Entscheidungen bewirkt, dass die Spannung hochgehalten wurde. Schon allein ein indirekter Freistoß für Würzburg in der 72. Spielminute - die Chance aus fünf Metern Entfernung wurde aber kläglich vergeben. Doch am Schluss, nach dem hart erkämpften, irgendwo schon auch verdienten 1:0 (1:0), sagte Köllner: "Die Fans machen ein Riesenspektakel draus, deswegen war es für uns extrem wichtig, dass wir im Grünwalder Stadion drei Punkte hierbehalten haben."

Die Anwesenheit von Anhängern war nach diesem Spiel das Schwerpunktthema, auch Spieler wie Torwart Tom Kretzschmar ("Gänsehaut") oder Neuling Yannick Deichmann ("absolute Gänsehaut") redeten ausführlich über sie. Die 3736, die gekommen waren, hätten ja auch Köllners Anweisung befolgt, sagte der Trainer flachsend, und akustisch Höchstleistung geboten.

Bei der Analyse des Saisonauftakts wird die Unterstützung von den Rängen aber eine untergeordnete Rolle spielen. Fest steht schon einmal, dass sich die Neulinge recht gut eingefunden haben und ihre Aufgaben zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllten. Wenn vielleicht auch noch nicht zur vollsten Zufriedenheit. Angreifer Marcel Bär erzielte nach zwölf Minuten den Siegtreffer. Er sei ein "schlitzohriger Spieler", fand Köllner, der aber "ohne Frage" auch ein zweites Tor hätte machen können, als er in der 38. Minute ein zweites Mal auf Würzburgs Keeper, den früheren Löwen Hendrik Bonmann, zulief. Der zweite Neue in der Startelf, Yannick Deichmann, musste gleich etwas ungewohnt auf der rechten Verteidiger-Position beginnen, weil Marius Willsch verletzt fehlte. Der Trainer war mit ihm zufrieden, und auch Deichmann zeigte sich überaus erleichtert, bei seinem Debüt vor den Sechzig-Fans erfolgreich gewesen zu sein.

Innenverteidiger Semi Belkahia vertritt sich den Knöchel und droht wochenlang auszufallen

Eine andere, noch kurzfristigere Notlösung verlief erfolgreich: Unmittelbar vor dem Pausenpfiff musste Semi Belkahia vom Platz, eine Diagnose stand auch am Sonntag noch aus; wahrscheinlich ist, dass sich der Innenverteidiger beim unglücklichen Vertreten des linken Knöchels eine Bänderverletzung zuzog und mehrere Wochen ausfällt. Der 19-jährige Niklas Lang kam für Belkahia ins Spiel und machte seine Sache gut. Trotzdem steht wohl ein längeres Improvisieren in der Innenverteidigung an.

Defensiv gibt es wohl ein wenig Verbesserungsbedarf bei der Mannschaft, die vergangene Saison die drittwenigsten Gegentore verzeichnete. Der eine oder andere gegnerische Angriff sei "durchgerutscht, das müssen wir besser lösen", fand auch Angreifer Bär. Doch Köllner hatte deutlich mehr Positives gesehen. Zumal sich bei einem Spiel, das letztlich ohne Gegentor blieb, genau die richtigen Personen Selbstvertrauen geholt hatten. Neben Youngster Niklas Lang auch der Hiller-Vertreter Kretzschmar im Tor, der mit seiner Parade in der achten Minute den ersten großen Fan-Jubel der Saison ausgelöst hatte.

"Wir haben zu null gespielt mit einem jungen Torwart, zu null gespielt mit einem Innenverteidiger-Wechsel", freute sich Köllner. Nachdem auch ein recht klarer Foulelfmeter nach einer Attacke an Merveille Biankadi nicht gegeben wurde (53.), sagte er noch: "Auch die Schiedsrichter brauchen ihre Zeit, bis sie auf 100 Prozent kommen." Er selbst sei schon auf 100 Prozent gewesen. Und das bei gerade einmal 25-prozentiger Hilfe von den Rängen.

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