1860 München siegt in Bochum:Befreiter Blick nach unten

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Die Bochumer Marcel Maltritz (l) und Richard Sukuta-Pasu (2.v.r.) im Kopfballduell mit den Münchnern Kai Bülow (2.v.l.) und Christopher Schindler. (Foto: dpa)

Die enge Zweitliga-Tabelle macht es möglich: Der 2:1-Sieg in Bochum eröffnet dem TSV 1860 München die Möglichkeit, binnen eines Monats vom zwischenzeitlichen Abstiegskandidaten zu einem leisen Aufstiegsanwärter zu werden.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Dominik Stahl lächelte fast entschuldigend. "Wir brauchen nicht drumherum zu reden", sagte der 25-jährige Mittelfeldspieler des TSV 1860 München nach dem 2:1 (1:1)-Sieg beim VfL Bochum: "Das war keine Glanzleistung."

Doch dieser Umstand störte Stahl nicht allzu lange. Noch während er im Kabinengang des Bochumer Stadions über den vorangegangenen Arbeitssieg sprach, wurde sein Lächeln immer breiter. Den dritten Sieg nacheinander hatten die Löwen errungen, sein drittes Saisontor im dritten Spiel nacheinander hatte Stahl dabei zum 1:0 erzielt - und weiter maßgeblichen Anteil am jüngsten Aufschwung der Sechziger bewiesen. "Es ist ein ungewohntes Gefühl für mich, schon wieder ein Tor geschossen zu haben", sagte Stahl, "aber zum dritten Sieg nacheinander in meinem 100. Spiel für 1860 wieder getroffen zu haben, fühlt sich natürlich super an."

Den Blick Richtung Tabellenspitze verweigerte Stahl dann allerdings. "Jetzt kommt Union Berlin", sagte er brav. Noch ein Tor, noch ein Sieg am kommenden Sonntag, dann wäre aus dem zwischenzeitlichen Abstiegskandidaten 1860 binnen eines Monats tatsächlich ein leiser Aufstiegsanwärter geworden. Wenn sie denn jemals leise wären bei Sechzig.

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Es überraschte niemanden, dass Bochum und München am Sonntagmittag mit exakt jener Formation ins Spiel gingen, mit der sie zuvor erfolgreich gewesen waren. 6:40 Stunden hatten die Bochumer bis dahin ohne Gegentor gespielt, 3:00 Stunden die Münchner. "Westfälischer Catenaccio gegen bayrische Betonwand", hatte Neururer vor der Partie gewitzelt und bei schwankungsanfälligen Zuschauern womöglich die Überlegung ausgelöst, gleich neben dem Bochumer Stadion vielleicht doch lieber eine Vorstellung des Musicals "Starlight Express" zu besuchen. Es konnte ja noch keiner ahnen, dass dieses Spiel es locker mit der Rasanz singender Rollschuhfahrer aufnehmen sollte.

Der westfälische Catenaccio bröckelte zuerst. Die Löwen brauchten bloß zehn Minuten, um die Bochumer nach dann 6:50 Stunden wieder mit dem Gefühl eines Gegentors vertraut zu machen. Moritz Volz flankte von rechts in den Strafraum und konnte dort ja eigentlich bloß Dominik Stahl treffen, der für die Löwen zuletzt das 1:0-Siegtor in Bielefeld und das 1:0-Siegtor gegen Fürth erzielt hatte und nun also im dritten Spiel nacheinander traf. Ein Kopfball wie aus dem Lehrbuch war das.

Die Freude darüber hielt allerdings bloß bis zur 35. Minute. In dieser vermochte Münchens Torwart Gabor Kiraly einen Flachschuss des Bochumers Yusuke Tasaka zunächst zwar noch spektakulär zu parieren, doch den seitlich wegspringenden Ball brachte Bochums Christian Tiffert gleich wieder vors Tor, wo immer noch Tasake lauerte - und ungestört einschob. Nach 3:35 Stunden war also auch Münchens gegentorfreie Zeit abgelaufen.

Gastgeber Bochum etablierte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit als das gefährlichere Team. Beinahe hätte Tasaka den Torwart Kiraly ein zweites Mal bezwungen, doch in der 59. Minute schoss er ihm aus vielleicht zwei Metern Distanz bloß in die Arme. Diesen Wink des Schicksals verstanden die Münchener wohl.

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Zwei Minuten später brachte Moritz Stoppelkamp eine Flanke von links in den Bochumer Strafraum. Weit, ganz weit flog dieser Ball hinüber zum zweiten Pfosten, wo Daniel Adlung herangerauscht kam und zum 2:1 für die Sechziger ins lange Eck einköpfte. Eine halbe Stunde blieb dem VfL da noch für den Ausgleich, doch die bayrische Betonwand hatte sich wieder aufgebaut und wahrte den knappen Vorsprung.

"Es war kein optimales Spiel", räumte Innenverteidiger Guillermo Vallori ein. "Aber es ist momentan eine Qualität von uns", ergänzte Dominik Stahl, "auch nach so einem Spiel die Punkte mitzunehmen." Der Trainer Friedhelm Funkel wollte darob nicht überschwänglich werden. "Die Liga ist so ausgeglichen", sagte er, "vor drei Wochen mussten wir den Blick voller Sorge nach unten richten, und jetzt tun wir das zwar weiterhin, aber wir sind dabei viel befreiter."

Gegen Union Berlin und den FC St. Pauli haben die Löwen nun zwei Heimspiele hintereinander. Wenn's schön wird, sagt Funkel, kämen gegen Berlin vielleicht ein paar Zuschauer mehr nach Fröttmaning. Und wenn die Löwen weiter gewinnen, dann werden sie zu Weihnachten womöglich auch einen ganz vorsichtigen Blick Richtung Tabellenspitze zulassen.

© SZ vom 02.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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