1860 München: Präsident Beeck geht:Nummer 31

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Die Bilanz des scheidenden 1860-Präsidenten Rainer Beeck ist zweischneidig: Einerseits hat er Fehden im Klub moderiert und beendet. Andererseits hinterlässt er ein finanzielles Loch.

Gerald Kleffmann

Einer geht, einer kommt, bei 1860 setzt sich auch 2011 beharrlich jene Tradition fort, die außerhalb des Vereinsgeländes regelmäßig ungläubiges Kopfschütteln verursacht. Der Löwe halt, da hält's keiner lange aus - so lautet oft die öffentliche Wahrnehmung. Zweieinhalb Jahre immerhin durfte sich Rainer Beeck oberster Sechziger nennen, so lange hatte keiner mehr seit Karl-Heinz Wildmoser die Verantwortung inne gehabt.

Traditionsbewusst: Rainer Beeck verlässt 1860 München. (Foto: dpa)

Nun tritt Beeck ab, und eine Frage, die sich der Präsident gefallen lassen muss, ist schnell zur Hand: In welchem Zustand übergibt er den TSV?

In keinem guten. Im Oktober wäre 1860 fast insolvent gegangen, im Januar stand ein Zittertermin bei der DFL an, im März wartet der nächste. Natürlich ist Beeck nicht schuld daran, dass 1860 grundsätzlich seit dem Erstliga-Abstieg zu kämpfen hat. Die Verdienste des freundlichen Familienmenschen sind unbestritten. Er hat Fehden im Klub und zwischen den Fanlagern moderiert und beendet.

Weil aber jemand fehlte, der den so wichtigen Part des Zahlenkontrolleurs wirklich wahrnahm, fällt dieses Defizit auf den Chef zurück. Dabei hätte er nicht selbst den Finanzdetektiv mimen müssen - aber die Richtlinienkompetenz hat nun einmal der Präsident, der Aufgaben delegieren sollte. Vor lauter internem Kuscheln, so der Eindruck, wurde es versäumt, die wahre Lage zu orten.

Als der neue Vizepräsident Dieter Schneider im Oktober nach einem ersten Blick in die Bücher von den furchtbaren roten Zahlen des TSV sprach, meinte er salopp, das hätte jedem auffallen können. Er wollte nur seine Arbeit nicht überbewerten - und doch bestätigte er damit indirekt, dass die lebensnotwendige Finanzkontrolle bei 1860 fahrlässig vernachlässigt wurde.

Erstaunlich, durch die chaotischen Jahre 2004 bis 2008 war 1860 ja ausreichend gewarnt gewesen. Immerhin bringt Schneider offensichtlich die Härte mit, intern durchzugreifen und unbequeme Themen anzugehen. Genau darin liegt wohl die Hoffnung aller begründet, die an eine bessere Zukunft des TSV glauben wollen. Dass Beeck Schneiders Sanierarbeit bisher absolut unterstützte und es weiterhin tut, ist das letzte große Verdienst des 31. Löwen-Präsidenten.

© SZ vom 01.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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