TSV 1860 München:Den Löwen droht erneut der Abstiegsstrudel

Lesezeit: 3 min

Trotz Comeback-Treffer enttäuscht: 1860-Stürmer Joël Zwarts nach dem Schlusspfiff im Grünwalder Stadion. (Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Nach dem 1:2 gegen Preußen Münster und der dritten Niederlage nacheinander geht der Blick des TSV 1860 in der Drittliga-Tabelle nach unten. Zur künftigen Kaderplanung gibt es zudem viele offene Fragen.

Von Christoph Leischwitz

Sein bislang letztes Tor für 1860 München hatte Joël Zwarts am 15. Oktober vergangenen Jahres geschossen, es war der Führungstreffer bei Preußen Münster in der 54. Spielminute. Diesmal traf Zwarts endlich wieder, in der 55. Minute, ebenfalls gegen Preußen Münster. Und eigentlich wäre dieses Tor ein prima Wegbereiter für eine herrliche Comeback-Geschichte.

So lange hatte sich der Niederländer, der im Sommer einmal als letztes Puzzleteil eines wohlgeformten Kaders gegolten hatte, mit einer komplizierten Verletzung geplagt. Zurzeit agiert der 24-Jährige noch als Joker. "Ich spüre noch etwas, aber ich merke auch, dass ich jedes Spiel etwas länger spielen kann", sagte er am Samstag nach der Partie. Diesmal kam er in Minute 52 ins Spiel, und dann, nur drei Minuten später: eine Flanke von der rechten Seite, ein perfekter Laufweg, sein Schuss rollte vom Innenpfosten ins Tor - Zwarts war wieder da. Nur: Freuen konnte er sich hernach auch wieder nicht.

SZ PlusTSV 1860 München
:Spannende Personalien im Machtkampf

Aufsichtsrat Karl-Christian Bay und Verwaltungsrat Norbert Steppe kandidieren als Vizepräsidenten - Bay ist ein von der Investorenseite respektierter Gesprächspartner, Steppe wird aus Hasan Ismaik "nicht schlau".

Von Markus Schäflein

Beim Hinspiel hatte es noch zu einem 1:1 gereicht, diesmal verloren die Löwen 1:2. Es war die dritte Niederlage in Serie, nach zuvor acht Partien ohne. Insofern dürfte es Trainer Argirios Giannikis durchaus begrüßen, dass nun eine Länderspielpause ansteht. "Es war eine intensive Zeit", sagte der Deutschgrieche über seine ersten beiden Monate in München, "es ist einiges passiert." Vor allem möchte er, dass nicht noch mehr Negatives passiert, denn Sechzig muss schon wieder aufpassen, nicht noch mal in den Abstiegsstrudel zu geraten, dem man eigentlich entronnen schien.

Zuletzt hat das Präsidium mehrmals gegen den Willen des Investors Personalentscheidungen durchgesetzt

Weil es schon so gewirkt hatte, dass die Löwen-Saison allmählich ausplätschert, war unter der Woche darüber debattiert worden, wie eigentlich die sportliche Zukunft aussieht. Zahlreiche Verträge laufen aus, und die Frage, wie viele Spieler mit dem aktuell geplanten Etat gehalten oder auch eingekauft werden können, dürfte sich noch hinziehen. Womöglich bis Juni, wenn bei der Mitgliederversammlung die Klärung ansteht, ob der aktuelle Kurs der Vereinsführung mitgetragen wird oder nicht. Zuletzt hatte das Präsidium mithilfe der 50+1-Klausel mehrmals gegen den Willen des Investors Personalentscheidungen durchgesetzt. Was die Zukunft der Mannschaft angeht, so ging unter der Woche der Kapitän voran: Am späten Mittwochabend gab Jesper Verlaat seine Vertragsverlängerung bekannt, das könnte Signalwirkung für weitere Spieler haben.

Gegen Münster verletzt, aber auch in Zukunft ein Löwe: Jesper Verlaat hat seinen Vertrag beim TSV 1860 bereits verlängert. (Foto: Johannes Simon/Getty Images for DFB)

Allerdings konnte Verlaat am Samstag nicht vorangehen, er fiel verletzt aus, ebenso wie der zweite Routinier in der Innenverteidigung, Max Reinthaler. Zwar hatte Trainer Giannikis in der Abwehr schon öfter improvisieren müssen, ohne dass die Stabilität darunter litt - diesmal aber brachte das Fehlen der Ankerspieler das Gefüge durcheinander.

Sechzig tat sich ausgesprochen schwer gegen den Führenden der Rückrunden-Tabelle mit den meisten Toren in der Liga. "Wir wollten mutig agieren, aber in der ersten Halbzeit war nicht viel von Mut zu sehen", kritisierte Giannikis, und auch Mittelfeldspieler Julian Guttau fand, man habe den Gegner zu viel "pressen lassen". Schon im Spielaufbau schlichen sich Unsicherheiten ein, Torwart Marco Hiller musste zweimal die Fehler seiner Vorderleute in höchster Not ausbügeln (35./40.). Auch das Spiel nach vorn wirkte gelähmt, eine echte Torchance hatten die Sechziger in der ersten Halbzeit nicht.

Immerhin - Torjäger Zwarts weiß, dass er noch Tore schießen kann

Die Partie hätte für Sechzig wohl nur dann besser laufen können, wenn Münsters Luca Bazzoli für sein hartes Einsteigen gegen Fynn Lakenmacher Rot statt Gelb gesehen hätte (22.). Giannikis verwies darauf, dass Marlon Frey beim Heimspiel gegen Ulm für ein ähnliches Foul Rot gesehen habe - man habe zurzeit "kein Glück" bei Schiedsrichter-Entscheidungen. Dass Münster quasi mit dem Halbzeitpfiff in Führung ging, war allerdings verdient. Nach 32 Minuten klatschte der Ball nach einem Heber von Joel Grodowski an die Latte, in der Nachspielzeit noch einmal - dann traf der Münsteraner Angreifer mit einem humorlosen Schuss ins kurze Eck, weil die Innenverteidigung zu weit von den Gegnern entfernt stand (45.+2).

Zwarts kam zwar nicht zu Beginn der zweiten Halbzeit, aber bald danach. "Wir haben in der Pause etwas besprochen", erklärte Giannikis, was dann offensichtlich nicht eingehalten wurde, also kam Zwarts früher als geplant ins Spiel - und traf dann ja auch prompt ins Tor. Die Gäste allerdings strotzen vor Selbstvertrauen und zogen schon bald nach dem Ausgleich das Spiel wieder an sich. Die erneute Führung für die Gäste fiel glücklich, weil Kilian Ludewig mit einem abgefälschten Ball Torwart Hiller so in Bedrängnis brachte, dass Yassine Bouchama mühelos abstauben konnte (69.). Münster brachte die Führung relativ mühelos über die Zeit.

Zwarts meinte noch, er wisse jetzt wenigstens, dass er noch Tore schießen kann. Der Rest des Teams findet zudem, dass man auch bei den drei Niederlagen gegen Spitzenteams gesehen habe, dass Sechzig konkurrenzfähig ist. Das Problem ist nur, dass einige Mannschaften im Tabellenkeller gerade erfolgreicher punkten als so mancher Aufstiegskandidat.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivIlkay Gündogan im SZ-Interview
:"Nur die Mutigen werden belohnt"

Der Kapitän der Nationalmannschaft unterstützt den Kurswechsel des Bundestrainers und dessen viel diskutierte Personalwahl für die Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande. Auch mit der Rückkehr von Toni Kroos erklärt sich Gündogan "total einverstanden".

Interview von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: