1. FC Köln:"Zweite Liga tut schon weh"

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Zweite Liga tut weh, auch für Kölns Nationalspieler Jonas Hector (links). (Foto: dpa)
  • Der 1. FC Köln verpasst einen Sieg zum Heimauftakt in der zweiten Liga: Gegen Union Berlin reicht es nur zum 1:1 (1:0).
  • In der Nacht greifen Kölner Fans einen Bus mit Gäste-Anhängern an.
  • Hier geht es zur Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Fürbitten sind im modernen Fußball ein noch unterschätztes Mittel zum Erfolg. Pressing, Tackling, Raumgewinn und Standards genießen unter lizenzierten Trainern eine ungleich höhere Wertschätzung, was die gläubigen unter den Fans vom 1. FC Köln aber nicht davon abgehalten hat, sich vor ihrem ersten Heimspiel der neuen Zweitliga-Saison mit religiös motivierten Sinnsprüchen um göttlichen Beistand zu bemühen. Fürbitten für den Wiederaufstieg, für Fairness und allzeit gute Schiedsrichtersicht sowie außerdem für Gelassenheit bei Niederlagen wurden am Montag im Kölner Dom verlesen.

Die Holzbänke waren mit sangesfreudigen Menschen in Rot und Weiß besetzt, die anschließend frohgemut hinauspilgerten zum Stadion. Hochamt sowohl im Dom als auch im Stadion - am Nachmittag mit 4000 Fans beim Fußball-Gottesdienst und am Abend mit 50 000 beim Spiel gegen Union Berlin. Die Fürbitten erfüllten ihren Zweck zunächst allerdings nur bedingt, denn Köln musste sich mit einem 1:1 (1:0)-Unentschieden zufriedengeben. Kein Grund, bereits vom Glauben abzufallen.

Kölner Fans greifen einen Bus mit Gäste-Anhängern an

Von einem Draht nach oben hatte Kölns Trainer Markus Anfang nach dem schmeichelhaften Saisonauftaktsieg in Bochum freilich auch nicht gesprochen - allenfalls von "Luft nach oben". Dies bedeutet im Fußballjargon, dass man künftig besser spielen wolle, und wirklich demonstrierten die Kölner nach einer verkorksten ersten Halbzeit in Bochum diesmal zumindest in der ersten Hälfte jenes Feuer, mit dem Fans im Dom Kerzen der Hoffnung entzündet hatten. Die Stringenz beim Spiel vors Tor ließ über weite Strecken allerdings erneut zu wünschen übrig, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass mit Simon Zoller, Simon Terodde und Serhou Guirassy drei etablierte Stürmer anfangs wieder auf der Bank schmorten. Von den acht besten Kölner Torschützen aus der vergangenen Bundesliga-Saison stand ausschließlich Jonas Hector in der Startelf, allerdings haben drei von diesen achten den Klub auch verlassen.

Wie bereits in Bochum gingen die Kölner kurz vor der Pause in Führung und benötigten dazu diesmal kein Eigentor der Kontrahenten. Christian Clemens war es, der in der 41. Minute ausgangs eines kraftvollen Dribblings ins Schwarze traf. In diesem Moment war der 1. FC Köln am zweiten Spieltag zunächst die einzig verbliebene Mannschaft, die in der zweiten Liga noch kein Gegentor zugelassen hatte.

In der 69. Minute, als der Berliner Sebastian Andersson einen Union-Konter zum 1:1 abschloss, hatte sich nach gerade einmal 28 Spielminuten allerdings auch dieses Kölner Alleinstellungsmerkmal erledigt. Man könnte nun den Eindruck besitzen, als sei die Defensivarbeit in der zweiten Liga allgemein noch verbesserungswürdig. Dies vermochten die später nach und nach eingewechselten Kölner Stürmer Terodde (60.), Zoller (78.) und Guirassy (85.) aber auch nicht mehr zu ihrem Vorteil zu nutzen, weshalb die Partie paritätisch beendet wurde. "Wir wissen, dass noch nicht alles rund läuft", gestand Kölns Mittelfeldspieler Niklas Hauptmann. "Wir sind nicht zufrieden", bilanzierte klipp und klar auch Torwart Timo Horn.

Den Fans ergeht es ähnlich. Mit biblisch anmutenden Metaphern besangen sie fast durchgängig den mauen zweiten Durchgang und gestanden dabei im Choral: "Effzee - rot wie Blut und weiß wie Schnee, zweite Liga tut schon weh." In der Nacht benahmen sich einige von ihnen dann daneben. Im Kölner Stadtteil Bocklemünd griffen sie einen Reisebus der Gäste-Fans an. Dieser wurde laut Polizei "gezielt mit Steinen" beworfen. Auch Beamte wurde attackiert.

Seiner Mannschaft möchte Trainer Anfang indes noch Zeit einräumen. Seine Spieler müssten sich erst noch daran gewöhnen, gegen tiefstehende Mannschaften zu spielen. "Das ist ein Prozess", sagte Anfang, "aber wir bleiben dabei, wir ziehen das durch." Ob dies als Drohung an die Konkurrenz oder eher als eine Art interne Fürbitte zu verstehen war, werden erst die kommenden Wochen zeigen.

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