1. FC Köln:Argumente für den Trainer

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Markus Gisdol. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Der abstiegsbedrohte 1. FC Köln zeigt gegen den VfL Wolfsburg eine der ansprechendsten Leistungen seit Wochen, verliert aber mit 0:1. Die Debatte um Markus Gisdol geht weiter.

Von Thomas Hürner, Wolfsburg

Der 1. FC Köln bestreitet derzeit so viele Endspiele, dass bei seinen Anhängern schöne und zugleich irreführende Erinnerungen geweckt werden könnten. An die Achtziger Jahre zum Beispiel, als die Geißböcke noch selbstbewusst durch den Uefa-Pokal galoppiert und erst im Finale den spanischen Giganten von Real Madrid unterlegen waren. Die Endspiele moderner Prägung hingegen sind ein stark personenbezogenes Ereignis, in dem es vornehmlich um die Frage geht, ob Markus Gisdol weiter Trainer des FC bleiben darf - so lautete zumindest so manche mediale Zuspitzung in den vergangenen Wochen. "Ja, Markus wird gegen Mainz auf der Bank sitzen", sagte Sportdirektor Horst Heldt dazu am Sonntag.

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Zuletzt hatten sich die Kölner achtbar aus der Affäre gezogen, als es neben Punkten angeblich auch um den Job des sportlichen Verantwortungsträgers ging: Gisdols Endspiel Nummer eins gewannen die Kölner mit 2:1 in Gladbach, Endspiel Nummer zwei war ein 2:2 gegen Dortmund - am Samstag folgte nun eine 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg. Es darf dennoch davon ausgegangen werden, dass auch dieses Spiel innerhalb des Kölner Führungszirkels eher als Argument für eine Weiterbeschäftigung des in der Kritik stehenden Trainers gewertet wird. Auf Bewährung zumindest, bis zum möglichen Endspiel Nummer vier: dem Abstiegsduell in der kommenden Woche gegen Mainz.

Auch der Wolfsburger Trainer Oliver Glasner lobte den Kölner Auftritt in der ersten Halbzeit

An der prekären Tabellensituation hat sich durch die neuerliche Niederlage logischerweise nichts zum Besseren gewandelt, die Kölner stehen nach jetzt sieben Spielen ohne Sieg weiter auf dem Abstiegsrelegationsplatz 16.

Allerdings gab es durchaus einen Grund dafür, dass der FC-Torwart Timo Horn hinterher von einem Spiel sprach, das "Mut für die kommenden Wochen" gemacht habe: die erste Halbzeit. In dieser habe es in "beide Richtungen" gestimmt, fand Gisdol: nach vorne und nach hinten. Auch VfL-Trainer Oliver Glasner hatte im ersten Spielabschnitt eine "sehr gute Kölner Mannschaft" gesehen, die den Wolfsburgern "das Leben sehr schwer gemacht" habe. Die Statistiken wiesen in diesem Zeitraum eine seltene Überlegenheit der oftmals destruktiv agierenden Mannschaft aus: Der FC hatte doppelt so viele Torschüsse wie der Gegner (acht zu vier) und mehr Ballbesitz (57 Prozent).

Es war schon erstaunlich, wie selbstbewusst und couragiert die Kölner Elf in dieser Phase gegen den klar favorisierten Tabellendritten auftrat. Zur Verblüffung der Wolfsburger verblieb die übliche Riegeltaktik im Rheinland, die erste Angriffslinie wurde einige Meter nach vorne verlagert, und phasenweise ließen die Kölner sogar ganz gefällig den Ball durch die eigenen Reihen laufen.

In der 14. Minute wäre diese seltene Herangehensweise beinahe belohnt worden, als der Linksverteidiger Noah Katterbach auf den freistehenden Mittelfeldmann Jonas Hector im Strafraum flankte - aus sechs Metern traf der FC-Kapitän jedoch nur die Latte. "Wenn du nicht hinten drin steckst", sagte Gisdol, "dann geht der vielleicht rein."

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die im Kampf um den Klassenverbleib über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Oder eben ein ausgebildeter Torjäger, der den Offensivbemühungen die nötige Zuspitzung verleiht. Ganz vorne spielte wieder der Spielmacher Ondrej Duda als "falsche Neun", der mehrere Monate verletzte Mittelstürmer Sebastian Andersson wurde bei seiner Rückkehr in den Spielbetrieb erst in der Schlussviertelstunde eingewechselt.

Der Siegtorschütze Josip Brekalo sollte eigentlich ausgewechselt werden

Zu diesem Zeitpunkt waren die Kölner bereits merklich ins Hintertreffen geraten, weil die Mannschaft aus der Autostadt ihre PS in der zweiten Hälfte deutlich effizienter auf den Rasen brachte. Der FC verteidigte zwar weiter konzentriert und verengte die Räume, der qualitative Vorsprung des VfL war jetzt aber nicht mehr zu übersehen.

Und dann kam aus Kölner Sicht auch noch eine unglückliche Fügung des Schicksals hinzu: Der Wolfsburger Trainer Glasner hatte seine Unzufriedenheit über die Leistung seines Angreifers Josip Brekalo mehrfach und laut artikuliert, in der 69. Minute stand bereits Joao Victor zur Einwechslung bereit. Zur nötigen Spielunterbrechung kam es jedoch nicht, weshalb sich der wuchtige Wolfsburger Stürmer Wout Weghorst an der Strafraumkante behaupten und im Fallen einen Pass auf die linke Seite spielen konnte - auf eben jenen Brekalo, dessen abgefälschter Schuss am Kölner Torwart Horn vorbei zum Wolfsburger Siegtreffer ins Tor ging.

Ein "Quäntchen" habe am Ende gefehlt, sagte FC-Trainer Gisdol, die Leistung in der ersten Hälfte sei sowohl die "Messlatte" als auch die "Marschroute" für die kommenden Wochen. Vorausgesetzt, er darf bei Endspiel Nummer vier noch an der Seitenlinie stehen.

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